Überflutung des Dorfweihers verhindern

von Redaktion

Hochwassermanagement und virtuelles Starkregenmodell für Prutting

Prutting – Hochwasserschutz ist ein Thema, das in Prutting immer präsent ist. Denn bei nur leichter Übertreibung darf man sich den Ort als Badewanne vorstellen mit dem Mösl als Stöpsel. Wo immer es rund um Pruttings Ortskern auch regnet, früher oder später kommt das Wasser im Mösl an.

Schon seit Längerem hat man in Prutting deshalb darüber nachgedacht, natürliche Senken in der Umgebung im Fall der Fälle als eine Art Rückhaltebecken auszunutzen. Wasser sollte bei Starkregenereignissen etwas zurückgehalten werden und erst zeitversetzt Richtung Mösl gelangen: Ziel ist es, das Überlaufen des Dorfweihers möglichst zu verhindern.

Risikomanagement
bei Sturzfluten

Um für die genaue Planung und dann vor allem auch für die Durchsetzung Fördermittel zu bekommen, war es notwendig, in Prutting ein dauerhaft wassergefülltes Fließgewässer nachzuweisen. Das gelang mit einem Bach, der vom Wallberg hinter Bamham kommend Richtung Prutting fließt, so klein ist, dass er keinen Namen hat, aber sonst den Anforderungen an ein „Gewässer dritter Ordnung“ genügt.

Damit war eine entscheidende Hürde für eine Förderung genommen, aber es gibt, wie der Gemeinderat jetzt feststellen musste, noch weitere: Das Wasserwirtschaftsamt (WWA) setzt für eine Förderung das Vorhandensein eines „Sturzflutrisikomanagementes“ voraus. Das ist ein Gutachten, dessen Kosten bei etwa 100000 Euro liegen, für die es aber wiederum eine 75-prozentige Förderung vom Wasserwirtschaftsamt gibt.

Dennoch stellte sich der Gemeinderat in einer vorherigen Sitzung die Frage, ob diese Ausgabe wirklich zwingend notwendig sei, es habe in der Gemeinde ja schon sehr viele Überlegungen zur Beherrschung von Starkregenereignissen gegeben, teilweise auch von Gutachten unterstützt. Würde ein erneutes Gutachten nicht nur bereits Bekanntes noch einmal feststellen?

Bei der letzten Gemeinderatssitzung nun gaben Dr.Hadumar Roch und Thomas Brandner vom Wasserwirtschaftsamt darüber Aufklärung. Die von der Gemeinde geleisteten Vorarbeiten seien zweifellos eine wertvolle Basis für das anstehende Gutachten. Der entscheidende Punkt aber sei, dass bislang die Problemanalyse vor allem qualitativ erfolgt war: Man hat zwar Erfahrungswissen darüber, wie sich die Wassermengen bei Starkregen verhalten, welche Wege sie in Richtung Dorfmitte nehmen. Aber – und das ist der Knackpunkt – es gibt dazu keine Daten. Die sind aber ganz entscheidend für jede vernünftige Planung.

Herauskommen soll nämlich ein virtuelles Modell. Stark vereinfacht gesagt, kann man es dann an jedem Punkt in Pruttings Umgebung aus einer Gewitterzelle wie aus Eimern schütten lassen und sieht genau, wie das Wasser fließt und mit welcher Tiefe und welcher Geschwindigkeit das vor sich geht. Damit sind alle Gefahrenpunkte exakt definiert, einzelne Gehöfte etwa, die „im Weg stehen“. Man sieht bei diesen Simulationen vor allem auch, welcher Erfolg mit welchen Rückhaltesenken an welcher Stelle zu erzielen ist.

So ein Modell ist, man kann es sich vorstellen, komplex, denn es genügt nicht, einfach die Topografie eingearbeitet zu haben, also wo sind Hügel, wo Hänge. Man muss auch deren „Rauhigkeit“ genau kennen, sprich wo ist Baum oder Strauchbestand, wo Wiese, wo Straße. Erst damit wird wirklich klar, wie schnell das Wasser in den verschiedenen Bereichen tatsächlich vorankommt.

Wo bleibt die nächste
Monsterwolke hängen?

Das Ganze ist deshalb so wichtig, so machten die Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes deutlich, weil es ja in Prutting nicht um Hochwasserschutz entlang eines Fließgewässers geht, dessen Richtung definiert ist. Es geht um den Schutz bei Starkregenereignissen, die nach allem, was man weiß, in Zukunft häufiger auftreten werden. Und bei der Frage, wo so eine Monster-Gewitterwolke beim nächsten Unwetter hängen wird, hilft Erfahrung aus der Vergangenheit so gut wie gar nicht, auch nicht bei der Frage, ob sie rasch weiterziehen oder über einen längeren Zeitraum stationär bleiben wird.

Um dennoch Aussagen machen und darauf aufbauend Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, muss man Simulationen eben für alle möglichen Fälle durchspielen können und genau das ermöglichen die Modelle, die in einem ersten Schritt erstellt werden sollen. Der Entscheid, das Sturzflutrisikomanagement in Angriff zu nehmen, fiel nach dem Vortrag der Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes einstimmig.

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