Kiefersfelden – Auf dem Tisch der Gemeindevertreter lag bei deren jüngster Sitzung der Beschlussvorschlag über den „Parkour Kiefersfelden“, der im nächsten Jahr gebaut werden soll. Eine erste Kostenschätzung beläuft sich auf rund 145000 Euro, wobei die Gemeinde mit einem „Leader-Zuschuss“ von 50 Prozent der Nettokosten (circa 60000 Euro) rechnet. Zusätzlich ist zur Finanzierung auch noch die Entnahme aus der Sonderrücklage „Jugendförderung“ in Höhe von 20000 Euro geplant.
Geld aus dem
Fördertopf
Bürgermeister Hajo Gruber (UW) zeigte sich begeistert von dem Projekt, das den Kindern und Jugendlichen der Gemeinde die Möglichkeit bietet, sich sportlich zu betätigen – ohne einem Verein beitreten zu müssen. Als Standort für den Sport-Parkour ist der große Spielplatz am Bahnhofspark vorgesehen. Parkour und Spielplatz sollen baulich integriert werden.
„Wir haben bereits viele bezuschusste Projekte in unserer Gemeinde realisiert und jetzt ist noch Geld im Fördertopf, das wir für den Parkour nutzen wollen“, sagte der Rathauschef. Zur Standortfrage verwies Gruber auf die Notwendigkeit, dass der Parkour „im Dorf sein muss“. Dort grenzt er nicht an eine Wohnbebauung an, sodass keine Lärmbelästigung entstehen kann. „Der Platz ist allgemein zugänglich, sowohl für Kleinkinder, die noch im Sandkasten spielen, als auch für die Größeren, die unmittelbar daneben ihren Sport betreiben können.“
Auch Peter Reiter, der maßgebende Initiator der Idee, der als Zuhörer anwesend war und Rederecht bekam, betonte, „dass sich alle Kinder und Jugendlichen auf dem Parkour austoben können“. Im Altersunterschied zwischen den kleinen und großen Nutzern sieht er „keine Probleme“. Die Resonanz auf seine Idee bei der betroffenen Altersgruppe bezeichnete er als „sehr positiv“. Er wisse von vielen Kieferern, „die diesen Sport schon betreiben oder ausprobieren möchten“.
Die Faszination dieses generationenübergreifenden Parkours liegt darin, in kleinen Schritten zu großen Sprüngen zu kommen. Die aufgestellten Geräte und Anlagen sind für Jung und Alt geeignet und dienen der effizienteren Fortbewegung, der Überwindung von Grenzen des eigenen Körpers und Kopfes. Die „Fünf-Finger-Regel“ mahnt zu Bescheidenheit, Vertrauen, Respekt, Vorsicht und Konkurrenzfreiheit.
Wichtige Kriterien sind auch die effiziente Fortbewegung, eine persönliche Weiterentwicklung, ein generationenübergreifendes Miteinander sowie die Steigerung der körperlichen und geistigen Fitness.
In der anschließenden intensiven Diskussion gab es durchaus auch kontroverse Meinungen, wie die von Thomas Zach (CSU), Vorstandsmitglied beim örtlichen ASV. Er brachte zum einen die bisher „ungeklärte Haftungsfrage bei Unfällen“ auf den Tisch und rieb sich auch am Standort Bahnhofspark, der für ihn „ganz klar“ ausschied.
Parteifreund Tobias Fritz möchte „erst einmal das Interesse für diesen Parkour feststellen lassen und dann können wir das immer noch machen“. Auch an den hohen Kosten stieß er sich, „denn unsere prekäre Finanzlage spricht nicht dafür, eine Sportart zu finanzieren, die eigentlich noch gar keine organisatorische Struktur hat“. Und letztlich sei er auch dagegen, „dass das viele Geld aus der Jugendkasse genommen werden soll“.
Ähnlich die Argumentation von Albert Weingart (Grüne), dem auch die Breite der zukünftigen Nutzer fehlt. „Der Parkour ist ja nur für eine bestimmte Altersgruppe vorgesehen.“ So plädierten er und sein Parteikollege Florian Haidacher „für eine Verschiebung der Entscheidung, auch wegen unserer Finanzlage“. Einen wichtigen Aspekt brachte die Jugendbeauftragte Anna Klein (SPD) in die Diskussion, die darauf verwies, „dass Jugendarbeit inklusiv sein muss, und wer soll da bei dieser neuen Sportart mitmachen?“.
Fitness für
Vereinslose
Anders Jana Thoenissen (UW), die „eine Lücke im Sport“ sieht. Diese könnte das vorgesehene Projekt durchaus füllen. Josef Steigenberger (UW) zeigte sich „überzeugt, diesen Schritt zu gehen, denn nicht alle Kinder und Jugendlichen wollen sich in einem Verein organisieren und gerade für die ist der Parkour eine wichtige Sportmöglichkeit“. Allerdings seien auch für ihn die hohen Kosten ein Problem, sodass er mit seinem Vorschlag auf offene Ohren bei den Delegierten traf.
So soll zum einen die Finanzierung des Projekts auf maximal 100000 Euro gedeckelt und zum anderen von der 50-prozentigen Leader-Förderungszusage abhängig gemacht werden. In den dann durch die Gemeinde noch zu stemmenden Restbetrag sollen 30000 Euro aus der „Jugendrücklage“ einfließen. Diesem Kompromiss stimmten letztlich 13 Gemeinderäte zu, sechs votierten dagegen.