Wohnhaus erhält Innovationspreis

von Redaktion

Energieeffizient und multifunktional – In Oberaudorf steht ein Gebäude der Zukunft

Oberaudorf – Seit dem Jahre 1972 arbeiten die Brückner-Architekten unter anderem an der Entwicklung nachhaltiger und intelligenter Architektur im Großen wie im Kleinen. Nun erhielt das Architekturbüro den „Iconic Award“ für „Innovative Architektur“.

Leben im
Vorzeigehaus

Dieser weltweit hoch angesiedelte Designer- und Architekturwettbewerb prämiert ganzheitliche Projekte aus den Bereichen Architektur, Innenarchitektur und verschiedenen anderen Bereichen. Ausgezeichnet werden damit „die Besten der Besten“, wie es in der Ausschreibung heißt.

Das preisgekrönte Einfamilienhaus „Shine on“ steht in der Herbststraße in Oberaudorf, geplant, entwickelt und gebaut von Architekt Laurent Brückner. „Ursprünglich wollten wir hier nur privat wohnen, aber es bot sich die Chance, alles was wir im Großen planen und bauen, schon im Kleinen umzusetzen“, erklärt Brückner. Die maßgebenden Kriterien dabei waren Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, digitales Management (papierlos), moderne Technologie und multifunktionale Innenarchitektur. „Grundsätzlich muss die Überzeugung zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz gegeben sein“, gibt Brückner vor, „denn das geht nicht mal so nebenher“.

Mehr Planungszeit gegenüber konservativ gebauten Häuser ist nötig und auch das Energiekonzept muss stimmig und auf das Objekt bezogen sein. „Vor allem muss ehrlich gerechnet werden. Die notwendigen Mehrausgaben amortisieren sich zumeist schon nach einem Jahrzehnt, aber steigende Energiepreise verkürzen natürlich diese Zeit“.

„Unser Haus in Oberaudorf“, erinnert sich Brückner, „wurde von einem Planungsteam mit unabhängigem Energieberater konzipiert, weil auf diese Art auch die Förderung durch die KFW-Bank möglich war. Wir wollten nachhaltig und energieautark sein, also selbst Energie produzieren mit Fotovoltaik, Energiespeicher und Geothermie“. Dazu kommt noch die „Minimierung des Energieverbrauchs mit Niedertemperatur-Heizung, LED-Beleuchtung, Tageslichtnutzung und sinnvoller Verschattung“.

Die neu entwickelte intelligente Fassade des Hauses verknüpft die Einflüsse der Außenwelt mit den Bedürfnissen des Innenraums. „Wir haben einen völlig neuen Entwurfs- und Konstruktionsprozess entstehen lassen“, sagt Laurent Brückner. Zudem seien die einzelnen Räume des Hauses nicht nur in Küche, Büro oder Arbeitszimmer aufgeteilt, sondern vereinten gleich mehrere Kriterien miteinander. „Sie sind allesamt multifunktional nutzbar“, wie es der Fachmann formuliert. Und das sagt er nicht so daher, sondern er lebt es auch, zusammen mit seiner Ehefrau und drei Kindern sowie einem großen Hund und einem kleinen Kätzchen. Große, lichtdurchflutete Räume und eine angenehme Raumtemperatur sorgen für Wohlbefinden. Die Unterteilung in Wohn-, Aufenthalts- und Arbeitsbereich ist ohne bauliche oder optische „Verrenkungen“ gelungen. Auch der Außenbereich strahlt etwas von Erholung und Ruhe aus.

Investitionskosten um 20 Prozent höher

Ein Schnäppchen ist dieses umfangreiche Konzept nicht. Die Investitionskosten sind um 20 Prozent höher als bei herkömmlicher Bauweise und der Bauherr sollte sich bei der Planung schon die nötige Zeit nehmen, befindet Brückner.

Doch allein durch die Einsparung bei den Energiekosten über zehn Jahre errechne sich eine Ersparnis von rund 20 Prozent. Dabei sind noch nicht einmal die aktuellen, deutlichen Preissteigerungen für Energie miteinbezogen. „Unser Ziel ist es, deutlich weniger Energie zu verbrauchen und uns gleichzeitig durch die Produktion und Speicherung von Energie von den Energieverteuerungen unabhängiger zu machen“, erläutert der 50-jährige Architekt.

Einschätzung einer Expertin

Christine Degenhart war bis vor Kurzem Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer und ist Präsidiumsmitglied in der Vereinigung freischaffender Architekten Deutschlands. Ihre Einschätzung zum Haus in Oberaudorf: „Eine der großen Herausforderungen, die die zeitgenössische Architektur zu bestehen hat, ist der Transformationsprozess der Baukultur: Tradierte Materialien und Formen müssen in Einklang gebracht werden mit zukunftstauglicher Technik und Gestalt. Das ausgezeichnete Haus glänzt durch konsequent umgesetzte Nachhaltigkeit inklusive eines entsprechenden Energiekonzepts sowie Barrierefreiheit und Nutzungsflexibilität. So entstand ein Gebäude, das eine wertvolle Anregung für Bauwillige und Kommunen ist. Auch zeugt es von einer neuen Baukultur, die Traditionen und Ortsidentität nicht vollends über Bord wirft.“

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