„Corona hinterlässt Spuren bei Kindern“

von Redaktion

Vogtareuther Gemeinderat möchte Jugendsozialarbeiter für die Grundschule anstellen

Vogtareuth Homeschooling, wenig Kontakt zu Mitschülern und Spannungen innerhalb der Familie wirken sich deutlich auf das Verhalten der Kinder aus. Zumindest ist das der Eindruck von Christopher Steiner, dem Leiter der Grundschule Vogtareuth. Er bemerkt seit dem ersten Lockdown, dass der Druck auf die jungen Schüler immer weiter steigt und sich in auffälligen, teilweise aggressiven Ausbrüchen widerspiegelt. Um die Kinder und Lehrer zu unterstützen, möchte Steiner einen Jugendsozialarbeiter einstellen, der sich um die Probleme der Kinder kümmert. Mit seiner Idee wandte er sich nun an den Gemeinderat, der das Anliegen einstimmig befürwortet.

Quer durch
alle Schichten

„Die Corona-Pandemie hat bei unseren Kindern Spuren hinterlassen“, betont Steiner, der die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Grundschüler täglich zu spüren bekommt. Der Vogtareuther Schulleiter sieht, dass der aktuelle Jahrgang deutlich verhaltensauffälliger ist als gewöhnlich. Dabei sei es egal, ob die Kinder aufgrund von Migrationshintergrund sprachliche Defizite haben oder aus dem Landkreis kommen. „Wenn sie keinen Kontakt zu Gleichaltrigen haben, sich nicht kennenlernen können und von zu Hause aus unterrichtet werden, tut ihnen das allen nicht gut.“ Der Schulleiter will daher reagieren und einen Jugendsozialarbeiter engagieren, der 20 Stunden pro Woche an der Vogtareuther Grundschule präsent ist.

Helfen könnte ihm dabei der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Rosenheim (AWO), der bereits ein erstes Angebot inklusive der zu erwartenden Kosten für die Teilzeitstelle vorgelegt hat. Laut dem Verein soll der Arbeiter als Ansprechpartner für Schüler und deren Eltern dienen. Egal ob bei Schulschwierigkeiten, Problemen in der Familie, im Freundeskreis oder mit Mitschülern. Aber auch die Lehrer können und sollen sich direkt an den Sozialarbeiter wenden können. Auftraggeber sei dabei der Sachaufwandsträger der jeweiligen Schule, also in diesem Fall die Gemeinde Vogtareuth.

Die Gesamtkosten pro Jahr belaufen sich laut AWO auf rund 40000 Euro. „Mit dem staatlichen Förderprogramm „Aufholen nach Corona“ könnten wir die Kosten im ersten Jahr allerdings auf rund 4000 und im zweiten Jahr auf circa 10000 Euro reduzieren“, meint Steiner.

Dieses Angebot stellte der Leiter der Schule nun im Gemeinderat vor und erhielt dafür Zuspruch. „Die Kinder sind unsere Zukunft, da müssen wir etwas tun“, sagt der Erste Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter (ÜWG). Er möchte die Stelle gerne für die kommenden zwei Jahre einrichten, um auf diesem bisher unbekannten Bereich Erfahrungen zu sammeln. Anschließend will er abwägen, ob sich so eine Stelle dauerhaft lohnt.

Gemeinderat Jakob Mayer (CSU) wies daraufhin, dass man spätestens nach den zwei Jahren kontrollieren müsste, wie sich die Kosten entwickeln. Denn ohne die staatliche Förderung aufgrund der Corona-Pandemie läge die Belastung der Gemeinde bei rund 25000 Euro. „Das wäre dann ein wenig zu viel, um das einfach so zu stemmen“, meint Mayer.

Einstimmiger
Beschluss im Rat

Grundsätzlich waren sich jedoch alle der 15 an der Sitzung teilnehmenden Gemeinderäte einig und beschlossen einstimmig, die Stelle sobald wie möglich einzurichten. Wann genau das gelingt, ist jedoch noch ungewiss, wie Steiner betont. „Die Nachfrage nach solchen Arbeitern ist aktuell sehr groß.“

Der Vogtareuther Grundschulleiter wird als nächsten Schritt der Arbeiterwohlfahrt Rosenheim melden, dass die Gemeinde den Posten übernehmen würde. Gemeinsam mit dem Bürgermeister will er dann in naher Zukunft das Gespräch mit Klaus Schindler, dem Abteilungsleiter für soziale Dienste bei der AWO, suchen. Dann, so die Hoffnung, könne man vielleicht noch in diesem Schuljahr etwas bewirken.

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