Frasdorf/Bad Neuenahr-Ahrwei- ler – Der 14. Juli veränderte das Leben von Tausenden Menschen, die an der Ahr wohnen. Eine Flutwelle riss Häuser weg, 135 Menschen starben bei der Naturkatastrophe. Die Region versucht, langsam wieder auf die Beine zu kommen. Florian Stein, Sanitär- und Heizungsmeister aus Frasdorf, will mit seinem Fachwissen den Menschen vor Ort helfen. Denn Tausende Menschen sind derzeit noch ohne Heizung.
Fachwissen ist
vor Ort gefragt
Frank Wershofen, Innungsobermeister der Sanitär- und Heizungstechnik- Innung im Ahrtal, schätzt, dass rund 8000 Heizungsanlagen und damit rund 10000 Wohnungen in der Region nach wie vor kaputt sind. „Da hängen viele Menschen dran“, so Wershofen, die sich jetzt in den Wintermonaten mit Elektroöfen und Heizstrahlern aushelfen müssen. Die Sanitär- und Heizungsinstallateure in der Region sind für die kommenden Monate ausgebucht. Es fehlt einfach an sogenannter „Man Power“. Deswegen der deutschlandweite Aufruf an die Fachkräfte, ihr Fachwissen und ihre Arbeitskraft zu leihen. Ihm ist Sanitär- und Heizungsmeister Florian Stein aus Frasdorf gefolgt.
Stein ist in Frasdorf verwurzelt, er hat den Betrieb seines Vaters übernommen. „Unser Leben findet im Ort statt, wir sind in den Vereinen organisiert, ich engagiere mich im Gewerbeverein Frasdorf und bin Gruppenführer bei der Ortsfeuerwehr Umrathshausen“, sagt Stein. Seine Kunden aus dem Umland seien Freunde und Nachbarn. Stein weiß daher, was es heißt, helfend vor Ort zu sein. Nicht zuletzt weil er selber nach dem Starkregenereignis 2013 als Feuerwehrler, aber auch als Handwerksmeister Hilfe leisten musste.
Neben Stein werden am Montag noch zwei von seinen fünf Mitarbeitern, Andreas Bauer (Meister 2021) und Daniel Kink (Prüfungsbester Geselle 2020), mit ins Ahrtal aufbrechen. Um 4 Uhr in der Früh soll es losgehen.
In Bad Neuenahr koordiniert Wershofen die Fachkräfte. Die Handwerker werden einer Fachfirma zugeordnet. Die ortsansässigen Verarbeiter fungieren als „Auftraggeber“ und teilen den Sanitär- und Heizungsbauern ihren Einsatzort mit. Material wird gestellt.
„Ich denke, wir werden vor allem defekte Wärmeerzeuger austauschen“, erklärt Stein.
Er geht davon aus, dass er und seine Mitarbeiter in einer Woche knapp drei Anlagen schaffen. Bedenken, was in Sachen Arbeit auf sie zukommt, hat Stein nicht. „Von den Bildern her gehe ich davon aus, dass es wie bei uns 2013, nur schlimmer aussieht.“ „Wir brauchen noch unbedingt Hilfe“, sagt Wershofen. Das mediale Interesse habe nachgelassen und die Menschen, die im Warmen sitzen, machen sich wenig Gedanken, dass noch so viele Haushalte in der Region Ahr im Kalten sitzen. „Viele Begreifen nicht, dass wir ganz am Anfang stehen. Der Aufbau wird noch Jahre dauern.“ Es sei wichtig, jetzt die Wärme in die Häuser zu bekommen.
Weitere Helfer
gesucht
Frank Wershofen war selber von der Flut betroffen. „Wir hatten in unserem Betrieb eine Bäderausstellung. Die Eingangstür ist ebenerdig. Über Stunden stand das Wasser über drei Meter hoch. Wir sind komplett abgesoffen“, erzählt der Innungsobermeister. Bis zum Hintern habe er im Schlamm gestanden. „Das muss man erlebt, gerochen und gefühlt haben. Das kann man nicht beschreiben.“
Stein möchte mit seiner Hilfsaktion ein Signal setzen und hofft, dass noch weitere Kollegen aus der Region und den umliegenden Landkreisen ihre Hilfe anbieten werden, denn die werde nach wie vor gebraucht.
Der Innungsobermeister aus dem Ahrtal dankt den Frasdorfern bereits vorab für ihre Hilfe. Auf die Frage, woher Wershofen die Kraft zieht, atmet er tief ein. „Nicht viel nachdenken, immer weitermachen und nicht zur Ruhe kommen.“