„Ein schönes Stück Stephanskirchen“

von Redaktion

Bau- und Planungsausschuss stimmt Restaurierung der „Villa Waldeck“ einhellig zu

Stephanskirchen – Der Verfall hat ein Ende. Seit 2007 stand die „Villa Waldeck“ leer, nun wird das 110 Jahre alte Gebäude am nördlichen Waldrand von Stephanskirchen wiederbelebt. Der Bauantrag stieß im Bau- und Planungsausschuss auf große Zustimmung und Freude.

Die langjährige Besitzerin Baroness Elisabeth von Vequel-Westernach starb 2007. Seitdem stand die Jugendstilvilla leer. Seit diesem Frühjahr ist die „Villa Waldeck“ mit ihrem Garten auf Anregung der Gemeinde in die Denkmalliste eingetragen. Im Oktober haben die Erben Gebäude und Garten verkauft.

Erste Arbeiten haben schon begonnen

Die neuen Eigentümer wollen nun die Villa Waldeck restaurieren (die ersten Vorarbeiten haben schon begonnen), eine zweite Wohneinheit abteilen und eine Garage bauen. „Schön, dass angepackt wird“, freute sich Gerhard Scheuerer (Parteifreie). „Das wird ein echter Hingucker, ein sehr schönes Stück Stephanskirchen.“ Und eines mit Geschichte.

1911 beauftragte Oberamtsrichter Friedrich Freiherr von Leonrod den Architekten Carl Baumann mit der Planung einer Villa nördlich von Stephanskirchen. Allerdings, so schreibt Karl Mair, damals schon Ortsheimatpfleger und noch nicht im Gemeinderat, in seinem 2000 erschienenen Buch „Stephanskirchen und Umgebung in alten Ansichten“, habe der Erbauer nicht lange in der Jugendstilvilla gewohnt. 1917 verkaufte von Leonrod Haus und Garten an Colin und Josefine von Halkett. Diese öffneten die Villa, viele Freunde und Verwandte kamen zur Sommerfrische nach Stephanskirchen und auch nach Colin von Halketts Tod 1924 blieb es ein offenes Haus.

Josefine von Halkett versteckte jedes Jahr Ostern Süßigkeiten für die Kinder aus der Nachbarschaft im Garten. Der damalige Nachbarsbub Sepp Färber erinnert sich noch vage daran, wie er als Vierjähriger andere Kinder bei der Ostereiersuche beobachtet hat. „Ich hab auf der Steintreppe gesessen und zug’schaut, wie sie im Garten umanand sind.“

Damals dürften die großen Bäume rund um die Villa noch ein gutes Stück kleiner gewesen sein. Heute sind sie Bestandteil des Eintrags in die Denkmalliste. Steffi Panhans (SPD) wollte wissen, ob alle bei den Arbeiten erhalten bleiben. Ja, so sei es geplant, hieß es vonseiten der Verwaltung. Es habe deswegen bereits einen Ortstermin, unter anderem mit dem Landratsamt und dem Gemeindebauhof gegeben. Dabei sei aber auch festgestellt worden, dass einige Bäume aufgrund der jahrelangen Vernachlässigung angeschlagen seien.

1911 von Carl Baumann nicht mitgeplant, weil schlicht nicht nötig: eine Garage. Die entsteht nun direkt an der Straße. Die aufkommende leichte Unruhe unter den Ausschussmitgliedern erstickte die Bauverwaltung im Keim: Die Garage passe sich an, bekomme ein Walmdach, wie es auch die Villa Waldeck selber hat.

Robert Zehetmaier (Bayernpartei) findet es gut, „dass die Villa aus dem Dornröschenschlaf erweckt wird“ und auch Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie) ist froh, „dass nach 14 Jahren Leerstand jetzt etwas passiert.“ So sahen das auch alle anderen Kommunalpolitiker, der Bauantrag wurde ohne Gegenstimme befürwortet.

Dafür, dass sich jetzt etwas tut, ist Familie Triltsch verantwortlich. Sie haben die Villa Waldeck gekauft. Willi Triltsch hat ein Faible für alte Gebäude und auch schon mehrere saniert. Das Projekt habe sie zunächst interessiert, dann begeistert, sagt Marina Triltsch. Die im Ausschuss geäußerte Freude hätten sie auch schon erfahren, sie würden immer wieder auf die Restaurierung der Villa angesprochen. „Wir richten es schön her“, versichert sie. Die Villa Waldeck sei ein Herzensprojekt.

Das Sofa von
„der Gräfin“

Ein Teil der Geschichte der Villa Waldeck hat bis heute außerhalb des Gebäudes überlebt. Heinrich Scheuerer war gelegentlich mit seiner Oma zu Besuch bei „der Gräfin“, die beiden seien sehr befreundet gewesen. „Ich habe als Kind gern im Barockgarten gespielt“, erzählt er. Seine Oma habe von der Gräfin ein Biedermeier-Sofa geschenkt bekommen. Das habe er geerbt, es aufarbeiten lassen und seitdem steht es bei ihm im Hausgang. „Ein echter Hingucker“, sagt er.

Das soll die Villa Waldeck nach der Restaurierung auch wieder sein.

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