Zur Berichterstattung über die Bebauung „Am Heimfeld“ (Lokalteil):
Im Rathaus von Oberaudorf ist im Modell zu besichtigen, was die Gemeinde mit dem Bebauungsplan Neuaufstellung „Am Heimfeld“ vorhat. Der Bürgermeister hat über sein alle nicht netzgebundenen Bürger ausschließendes Zentralorgan Facebook kundgetan, dass Bürger sich rückäußern können. Geschickte Pressearbeit hat vermieden, dass die Medien auf das Vorhaben aufmerksam geworden sind. Zur Sache: Geplant ist auf dem Gelände des vor Jahren abgerissenen Schwimmbads, des nebenliegenden Parkplatzes und dem anliegenden Grund ein neuer Ortsteil. Maximale Verdichtung – mutmaßlich unter optimaler Ausnutzung der Bauvorschriften – zerstört einmal mehr den Dorfcharakter und dient der Fortentwicklung Oberaudorfs zum schlafstädtischen Vorort Münchens. Diese Veränderung des Ortscharakters liegt ausschließlich im Interesse der Planer, die höchstmögliche Ausbeute an vermarktbarer Wohnfläche bezwecken. Der Durchblick in die Weidelandschaft wird zerstört, gesichtslose Massenarchitektur mit Baumarkt-Ästhetik wird weitere alpin geprägte Grünflächen vernichten. Zuziehen werden kapitalkräftige Eigner, ortsfremde Pendler, falls die Häuser überhaupt bezogen werden. Von Mietpreisdeckelung oder Sozialbindung ist gar keine Rede. Diese Klientel ist keine Bereicherung für eine Gemeinde – sozial nicht und steuerlich nur minimal. Die verkehrliche Infrastruktur wird nicht angepasst, aber dafür starker zusätzlicher Verkehr auf der sanierungsbedürftigen Bad-Trißl-Straße generiert. Ein privater Grundeigner profitiert auf Kosten von Wohnwert- und Eigentumsminderung der anderen Anrainer. Alter Baumbestand, die Natur, der dörfliche Charakter, die Ruhe und die gute Luft – alles, was Oberaudorf ausmacht, was Touristen anlockt, wovon der Ort lebt, das ist der Gemeinde offenbar egal. Das Motto lautet: Macht kaputt, was euch leben lässt.
Dr. Kai-Uwe Merz
Oberaudorf