Stephanskirchen – „2021 war erneut ein ungewöhnliches Jahr – auch wenn man sich an vieles mittlerweile gewöhnt.“ Karl Mair (Parteifreie) ist ein kluger Kopf, der manche Überraschung verarbeiten musste. Ob es die monatelang geschlossenen Schulen waren, die die Digitalisierung schneller vorantrieben, als es jedes Förderprogramm getan hätte.
Ob es die Entscheidung war, den Brenner-Nordzulauf doch nicht auf einer kürzeren Trasse westlich des Inns zu planen, sondern östlich und damit unter seiner Gemeinde hindurch. Und dann kam, völlig aus dem Blauen heraus, noch die Endlagersuche für hoch radioaktive Abfälle hinzu, auch da wäre Stephanskirchen tangiert. Als hätte das nicht gereicht, was der Gemeinderat und seine Ausschüsse zusammen mit der Verwaltung in 35 Sitzungen bearbeiteten und auf den Weg brachten.
Neubau der
Grundschule startet
Viele Entscheidungen kommen im nächsten Jahr zum Tragen. So das größte Hochbauprojekt der Gemeinde seit dem Bau des neuen Rathauses rund um den Jahrtausendwechsel: Neubau und Erweiterung der Otfried-Preußler-Grundschule samt barrierefreier Anbindung an den Mittelschultrakt.
Das Millionenprojekt hat mit der provisorischen Anlage des neuen Parkplatzes schon begonnen, ernst wird es nach den Weihnachtsferien mit dem Abriss der alten Grundschule.
„Es ist die größte Entwicklungschance für die Gemeinde seit Jahrzehnten“, sagt Mair: Das Gelände in Haidholzen-Südost. Fünf Jahrzehnte hat die Gemeinde dort Grundstücke gehamstert, im Spätsommer 2020 planten die Stephanskirchener ihren neuen Ortsteil und dann kam das Verfahren pandemiebedingt zum Stillstand.
Im kommenden Jahr soll nun das städtebauliche Konzept für einen neuen Ortsteil mit 500 bis 1500 Bewohnern entstehen.
Möglichst viele Stephanskirchener sollen auch im Alter und bei Pflegebedürftigkeit in der Gemeinde wohnen bleiben können. Deswegen befürwortete die Gemeinde das Projekt eines ortsansässigen Unternehmens vollends.
Auf dem ehemaligen C+C-Gelände in Haidholzen wird ein großes Senioren-Quartier mit über 40 barrierefreien Wohnungen und dazu einer betreuten Wohngemeinschaft entstehen. „Eine absolute Bereicherung für die Gemeinde“.
Stephanskirchen hat einen Radverkehrsbeauftragten, seit wenigen Tagen eine Fahrradstellplatzsatzung und die Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen beantragt. Die dafür nötige Betrachtung der Gemeinde durch Fachleute fiel bisher Corona zum Opfer. 2022, hofft der Bürgermeister, ist es nun so weit. Dann sollen die externen Betrachter der Gemeinde ihre Schwächen aber auch Lösungswege aufzeigen.
Den müssen Kommunalpolitik, Gemeindeverwaltung und Feuerwehr bei der Suche nach einem neuen Standort für die Feuerwehr Schloßberg selber finden. „Das wird nicht einfach“, ist Mair bewusst, denn ein zentral gelegenes, großes Grundstück wird gebraucht. Und das ist in Schloßberg und Gehering ungefähr so einfach zu finden wie die berühmte Nadel im Heuhaufen.
Was Mair umtreibt sind auch Corona und deren Folgen. Es sind gar nicht so sehr die finanziellen Folgen für die Gemeinde. Auch nicht die Impfaktion im Rathaus, die „vor zwei Jahren noch undenkbar“ gewesen sei und bei der über 150 Menschen ihre erste, zweite oder dritte Spritze bekamen (was ungefähr jener Zahl entsprach, die mangels Serum heimgeschickt werden mussten und weshalb der zweite Impftag zu Mairs Ärger gleich ganz gestrichen werden musste).
Spaltung der
Gemeinde verhindern
Nein, Mair beklagt vor allem die Spaltung der Gesellschaft durch das Virus. „An dieser Spaltung werden wir noch lange zu knabbern haben“, befürchtet Mair und sagte an seine Gemeinderäte gewandt: „Ich sehe es als unsere Aufgabe an, den Zusammenhalt in Stephanskirchen zu fördern.“