Wie das Fest der Liebe gelingt

von Redaktion

Geben ohne etwas zu erwarten – Diakon Thomas Jablowsky gibt Tipps für die Feiertage

Brannenburg – Weihnachten soll ein besinnliches Fest der Freude sein. Die Realität sieht aber manchmal etwas anders aus. Denn alle Jahre wieder kann aus ungelösten Konflikten, aber auch aus kleinen Zankereien ein handfester Familienkrach oder gar eine langfristige Beziehungskrise werden. Wenn es mal arg krachen sollte, dann können professionelle Ansprechpartner der Kirche weiterhelfen. Einer von ihnen ist der katholische Diakon Thomas Jablowsky (56) vom Pfarrverband Brannenburg-Flintsbach, der an den Feiertagen Rat- und Hilfesuchenden zur Seite steht:

Die Feiertage sind oft Tage besonderer Anspannung und bisweilen auch konfliktträchtig. Warum?

Gerade zum Weihnachtsfest sind die Erwartungshaltungen der Menschen sehr hoch und unterschiedlich. Jeder hat da so seine eigenen Vorstellungen, wie man das Fest begehen will. Es gibt Treffen innerhalb der Familie, bei denen gleich mehrere Generationen zusammenkommen, Kinder mit Eltern und Großeltern. Leider passen die unterschiedlichen Vorstellungen oft nicht mit denen der anderen Menschen überein. So gibt es auch Treffen mit Übernachtungsgästen. Die sonst gewohnte Umgebung ändert sich, man rückt näher zusammen. Hier spielt auch die Corona-Pandemie eine Rolle, wie viele Menschen zusammenkommen. Alleine diese Faktoren reichen schon aus, damit Konflikte aufkommen können. Wenn dann auch noch Reizthemen zur Sprache kommen, von denen man weiß, das sie Konfliktpotenzial in sich bergen, kann es schnell eskalieren.

Wie können Konflikte während Weihnachten vermieden werden?

Um Eskalationen zu verhindern, ist der erste Schritt, miteinander über die Bedürfnisse und Erwartungen zu sprechen. Eskalationen fangen immer klein an. Das ist nie ein plötzlicher Schritt, sondern sie bauen sich langsam auf. Daher gibt es immer gute Gelegenheiten, sich bereits frühzeitig für die Bedürfnisse des anderen zu interessieren. Sich alsbald die Frage zu stellen, interessiert meinen Besucher wirklich das, was wir Weihnachten machen wollen? Ist mein Besucher gerne da oder handelt es sich um einen Pflichtbesuch? Themen, von denen man von vornherein weiß, die könnten schwierig werden, eher ausklammern.

Wie können Konflikte angesprochen werden?

Persönliche Themen, die einem sehr wichtig sind, sollten nicht einfach zur Seite geschoben werden, sondern mit dem Gegenüber zu einem geeigneteren Zeitpunkt, vielleicht nach dem Fest, besprochen werden. Da wo Menschen in einer besonderen Situation, eng aufeinander und dieses nicht gewohnt sind, kann es durchaus zu Konflikten kommen. Verstärkt wird das durch die Pandemie. Wir waren ja wochenweise isoliert, wo wir verlernt haben, mit anderen zusammenzusein. Man merkt, dass die Menschen derzeit eher die Distanz zueinander suchen.

Wenn es zum Streit kommt, wie kann man am besten reagieren?

Sollte es doch mal zu Konflikten kommen, ist es ratsam, kurzfristig auch eine räumliche Distanz zueinander zu suchen, wie zum Beispiel ein Spaziergang an der frischen Luft. Mein Tipp ist, dass man sich vor dem Fest untereinander bespricht und einen gemeinsamen Plan festlegt, wie der Heilige Abend oder das gesamte Weihnachtsfest ablaufen soll. Dabei auch Selbstverständlichkeiten einbeziehen, insbesondere dann, wenn zu einer Feier neue Personen hinzukommen.

Sollte eine Streitigkeit angesprochen werden?

Wichtig ist immer, dass man miteinander redet. Eben am besten schon vorher. Sich gegenseitig ruhig anhören und austauschen. Die Situation deeskalieren und nicht aufheizen. Keine Dinge tun, die nicht mehr revidierbar sind. Zum Beispiel etwas zerstören. Die Situation räumlich dadurch klären, dass man den Raum verlässt. Wenn man geht, darf man das nicht als Niederlage empfinden, sondern es geht darum, größeren Schaden zu vermeiden. Derjenige der bleibt, ist nicht der Stärkere. Dabei ist es wichtig, dem anderen immer zu unterstellen, dass er nur das Gute möchte und nichts Böses im Sinn hat, dass er es gut mit mir meint. Hier gilt es die goldene Regel zu beachten: Behandele andere so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest! Ein anderer Grundsatz ist: Geben ohne etwas zu erwarten.

Welche Bibelstelle ist in einer konfliktbeladenen Situation nützlich?

„Vor allem haltet beharrlich fest an der Liebe zueinander; denn die Liebe deckt viele Sünden zu. Seid untereinander gastfreundlich, ohne zu murren! Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat!“ Petrus 4, 8-10

Interview: Volhard Steffenhagen

Erste Hilfe bei Konflikten

Die Telefonseelsorge ist täglich rund um die Uhr erreichbar unter der 0800/1110111, 0800/1110222 oder 116, 123. Per Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de.

Kinder- und Jugendtelefon: 0800 /1110333.

Frauen- und Mädchennotruf Rosenheim: 08031/268888.

Diakon Thomas Jablowsky ist für den Pfarrverband unter der Rufnummer 08034/907148 erreichbar.

Bei akuter Bedrohung: 110.

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