Für nachhaltigen Kakaoanbau

von Redaktion

Bad Endorfer wirbt weltweit für eine ganzheitliche Entwicklung der Landwirtschaft

Bad Endorf – Sebastian Pellhammer ist weltweit unterwegs, um ein landwirtschaftliches Produktionssystem einzuführen, das Elemente des Ackerbaus mit der Forstwirtschaft verbindet. Seine Wahlheimat ist Bad Endorf. Hier lebt er seit fünf Jahren mit seiner bolivianischen Frau und drei Kindern.

„Schon als Kind stellte ich mir immer vor, wie die ersten Menschen im Wald lebten“, erzählt Sebastian Pellhammer. „Die Trennung von Wald und Feld fand erst viel später statt, als die Menschen anfingen zu roden. Die heute dichten Wälder sind die vom Menschen angelegten Monokulturen.“ Entstehen Lichtungen, werden diese vom Mensch sofort wieder mit Bäumen bepflanzt. Die Natur lasse sich da wesentlich mehr Zeit. Denn diese Lücken seien wichtig, damit sich der Wald erneuern kann. Und gerade diese natürlichen Rhythmen der Natur möchte Pellhammer in seiner Agroforstwirtschaft wieder aufleben lassen und für sich nutzen.

Weltenbummler
mit zahllosen Jobs

Sebastian Pellhammer ging in Seebruck und später in Bolivien zur Schule. Geboren ist er 1983 in Bolivien, als seine Eltern dort als Entwicklungshelfer tätig waren. Als er drei war, ging die Familie zurück nach Seebruck, ehe er im Alter von elf Jahren wieder zurück nach Bolivien ging.

Als junger Erwachsener zog es Pellhammer in die Welt. Er war drei Monate in den USA. Dort hielt er sich mit seinen Freunden mit Flamencomusik über Wasser, dann folgen sechs Monate Skifahren in Kanada. In Europa war hauptsächlich die Produktion von Schmuck angesagt, aber auch mal einen Winter lang Rikscha-Dienst in London.

„Zurück in Bolivien machte ich mein Hobby zur Lebensaufgabe und studierte bis 2005 in der bolivianischen Escula forestal ESFOR, (deutsch Oberforst-Universität), die von Deutschen und Schweizern gegründet wurde.“

Sein Mentor war Ernst Götsch. Götsch renaturierte in Brasilien rund 500 Hektar Land mit Agroforstwirtschaft und konnte dadurch sogar 13 Wasserquellen wiederbeleben. „Bei ihm durfte ich bereits als 13-jähriger das erste Mal ein Seminar besuchen“, erzählt Pellhammer stolz.

Seit 2012 arbeitet er als freier Mitarbeiter und selbstständiger Experte für ECOTOP, einer Beratungsfirma in Agroforstwirtschaft mit Hauptsitz in Bolivien. „Wir beraten verschiedene Firmen, oder erarbeiten Projekte für nachhaltigen Kakaoanbau mit Dynamischer Agro-Forstwirtschaft (DAF).“

„Unsere Arbeit ist es, heimische Bauern in Afrika, Asien sowie in Süd- und Mittelamerika in Agroforstwirtschaft auszubilden.“ In Verbindung mit garantierten Abnahmeverträgen für ihre Kakaobohnen können sich die Landwirte auf ihrem eigenen Land ein Einkommen erwirtschaften.

„Der Kakaobaum ist ein kleiner Baum wie zum Beispiel unsere Vogelbeere“, erklärt Pellhammer. Der Kakaobaum wird aber meist in Monokultur angebaut. „Da er Volllicht schlecht verträgt, geht es nicht ohne Chemie und er muss deshalb alle fünf Jahre gerodet und neu gepflanzt werden.“ Das ruiniere nicht nur die Böden, sondern auch das Grundwasser. „Wenn man Kakao in naturnaher Weise anbauen möchte, muss man ihm seinen Lebensraum, der eines Primärwaldes entspricht, wiedergeben. Der Baum kann dabei bis zu 100 Jahre alt werden“.

Eine Tonne pro Hektar ernten die Kleinbauern, die Pellhammer betreut. Das ist weniger, als wenn sie die Pflanze als Monokultur anbauen. Der Vorteil sei aber, dass sie zwischen den Pflanzen ihr Gemüse, Zitrusfrüchte, Ölpalmen und Bananen sowie auch ihr Nutzholz anbauen können. So können sich die Landwirte selber versorgen und weitere regionale Lebensmittel auf den heimischen Märkten anbieten.

Mit Nutzpflanzen
zum Lebensunterhalt

„Wichtig sind auch schnell wachsende Pflanzen, die immer wieder umgeschlagen werden, um den Boden zu bedecken“, beschreibt Pellhammer das Prinzip. Dadurch werde der Boden vor Austrocknung geschützt, baut Humus auf, und neutralisieren den PH Wert. „Die Bauern kommen ganz ohne Chemie aus“.

Ein System, das auch bei uns Erfolg hat. Seit fünf Jahren erprobt Pellhammer die Methode zusammen mit Kollegen auf kleinen Flächen bei Bad Feilnbach, Holzkirchen und in der Nähe von Raubling. „Gerne würden wir eine größere Fläche von einem Hektar in meinem Heimatort aufbauen.“

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