Neubeuern – Mitgefühl, Anerkennung und Dankbarkeit vermittelte die Trauergemeinde den Hinterbliebenen von Alois Wisböck, „Landl Lois“ von Freibichl, der einen Tag vor Heilig Abend verstarb.
In den Jahren zwischen den Kriegen – 1926 geboren – erlebte er die Kinder- und Jugendzeit wie viele seiner Zeitgenossen. Entbehrungen, unruhige Zeiten, die Eindrücke der beginnenden nationalen Zeit. Er musste an die Front nach Frankreich zusammen mit zwei Jugendkameraden, die dort ihr Leben verloren. Er selbst kam nach einem Durchschuss im Oberarm in ein Lazarett, von dort nach seiner Genesung an die Front nach Russland. Nach den Kriegshandlungen wurde er dort in ein Straflager am Ochotskischen Meer beordert. Viele bleibende Erinnerungen an Kälte und Hunger haben sich eingeprägt, erzählte er einmal.
1947/48 kam er nach einem wochenlangen Rücktransport in seine Heimat Freibichl zurück. Bei der Baufirma Leitner aus Rohrdorf fand er eine erste Anstellung und Einkommen. Viele Arbeiten waren im Zementwerk Rohrdorf zu tätigen.
Aber auch um und im elterlichen Anwesen mit der Landwirtschaft gab es immer etwas zu tun. Nach der Hochzeit mit seiner Frau Betty und der größer werdenden Familie galt es mehr Platz zu schaffen. Eine Tochter und drei Söhne vergrößerten die Familie. In späteren Jahren bis zu seinem Ruhestand war er 35 Jahre im Innkieswerk Neubeuern tätig. Aber auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand war seine Mitarbeit dort weiter gefragt sowie und im Werk in Fischbach.
Über viele Jahre war das Anwesen auch Zielort zahlreicher Urlaubsgäste, welche dort versorgt wurden. Der sonntägliche Kirchgang mit anschließendem Frühschoppen gehörte zu seinem Ritual. Die vielen Veränderungen, welche die Zeitgeschichte mit sich brachte, wurden oft hitzig diskutiert. Gestenreich und eindringlich waren seine Diskussionsbeiträge. Im Gespräch vermittelte der „Landl Lois“ lange noch sein umfangreiches Wissen um Veränderungen, Beziehungen, Tagesgeschehen der damaligen Zeit. Sein Gesundheitszustand ermöglichte noch lange Arbeiten im Obstgarten und rund ums Haus. Noch täglich führte ihn der Weg von Freibichl hinunter nach Holzham, um sich aus dem Kasten seine Tageszeitung zu holen. Und von dort nach Altenbeuern, wo er das Grab seiner Frau besuchte, mit der er die diamantene Hochzeit feiern konnte. Ihr Lebensende begleitete Alois Wisböck mit dem Familienverband.
Dem Trachtenverein Immergrün Altenbeuern war er über viele Jahre treues Mitglied. Eng verbunden ist seine Mitgliedschaft im Krieger- und Veteranenverein. Nach dessen Wiedergründung war er 41 Jahre mitverantwortlich als Fahnenträger für den Verein. Er war einer der wenigen Mitglieder, welche die aktive Wehrzeit noch miterlebten. Vereinsvorstand Sepp Leitner dankte für die Arbeit im Verein. Wisböck wurde 2005 zum Ehrenmitglied ernannt, nahm am jährlichen Jahrtag zuverlässig teil. Im CSU-Ortsverband fand er seine politische Heimat.
Betreut von Tochter, Schwiegertöchtern und Söhnen vollzog sich sein Leben. Seinen sechs Enkeln galt seine Aufmerksamkeit und Anteilnahme an Beruf und Ausbildung. Stolz erfüllte ihn die kürzliche Geburt seines Urenkels. Noch wenige Tage vor seinem Ableben vollzog er mit den Söhnen Holzarbeiten. Das Leben mit Natur und Umwelt, Wanderungen und Bergtouren bestimmte immer seinen Lebensrhythmus. Ein kurzer Krankenhausaufenthalt stand am Ende seines langen Lebenswegs. Das „Lied vom Guten Kameraden“, Böllerschüsse galten einem aufrechten Mitbürger. Die Fahnen der Veteranen, des Trachtenvereins und der Feuerwehr neigten sich über dem Grabhügel.swt