Premiere der Pichlmaier-Simultan-Krippe

von Redaktion

15 Meter langes Modell ist noch bis zum 2. Februar im Pfarrheim zu bestaunen

Kiefersfelden – Auch in der durch die Corona-Maßnahmen stark reglementierten Winterzeit hat sich der Verein „Kieferer Krippenfreunde“ wieder etwas ganz Besonderes und wohl auch Einmaliges einfallen lassen. Zum ersten Mal überhaupt ist in der Grenzgemeinde die „Pichlmair-Simultan-Krippe“ aufgebaut worden und natürlich ist sie bis Mariä Lichtmess zu bestaunen. Dafür brauchte es aber einen ganz besonderen Ort: Hinter der Fensterfront des Pfarrheims im Pfarrer-Gierl-Weg hat die etwa 15 Meter lange Simultan-Krippe der verstorbenen Seffi Pichlmair aus Bernau genau diesen Platz gefunden. Dieser wirklich „beeindruckende Kirchenschatz“, wie sich die Vorsitzende des Vereins, Irmgard Kurz, ausdrückt, konnte aus dem Pichlmair-Nachlass erworben werden.

„Beeindruckender
Kirchenschatz“

Krippenbauer Sepp Horn und seine Mitstreiter Herbert Mairhofer, Marion Eisenschmidt und Franz Stiller haben bis zu 14 Tage diese mächtige Krippenlandschaft stückweise, wie bei einem Puzzle, in mühevoller und filigraner Arbeit zusammengesetzt und deren Protagonisten in die richtigen Positionen gebracht, was manchmal schon beinahe akrobatische Verrenkungen verlangte.

„Weit mehr als 300 Figuren haben wir sowohl eigenkreativ als auch anhand von alten Fotos in die entsprechenden Szenen gebracht, wobei auch der Platzbedarf für diese riesige Krippe uns sehr beschäftigt hat“, denkt Sepp Horn an diese intensive Zeit zurück. „Und bis zum Arbeitsschluss am Samstag vor dem zweiten Advent haben wir noch umgebaut oder auch Korrekturen vorgenommen. Über allem aber stand, dass wir auf jeden Fall den Ursprungscharakter der Pichlmair-Simultan-Krippe erhalten wollten und so haben wir versucht, die Symbolik der drei Erdteile Europa, Afrika und Asien sowohl in den Figuren als auch den Bauten und Landschaften zu erhalten beziehungsweise herauszustellen“.

Vor ständig neue Herausforderungen wurden der Krippenbauer und sein engagiertes Team gestellt, wie beispielsweise „eine vollkommen neue Szene mit dem zwölfjährigen Jesus im Tempel. Da musste der Korpus besorgt, sodann bemalt und letztlich eingekleidet werden, es wurde uns nie wirklich langweilig bei der Arbeit“.

Bei der Choreografie der Krippe spielten mächtige Baumwurzeln und Baumstümpfe, Moose und auch Flechten eine tragende Rolle. Denn aus diesen natürlichen Baustoffen wurden mit viel handwerklichem Geschick Häuser, Unterstände oder Hütten gefertigt, die den handgeschnitzten oder aus Wachs gegossenen Figuren als Unterstände oder auch als Orientierungspunkte dienten. Die großen und kleinen Krippen-Hauptdarsteller sind zumeist Unikate, jeder mit eigenem Gesichtsausdruck oder der für ihn typischen Kleidung. Sie alle zusammen erzählen die biblische Geschichte in elf eigenen Darstellungen, über acht große Schaufenster verteilt.

Zeitablauf von
links nach rechts

Angefangen mit Mariä Verkündigung über die Herbergssuche, gefolgt von der Geburtsszene im Stall und der Anbetung durch die Heiligen Drei Könige bis hin zur Flucht nach Ägypten und letztlich der Hochzeit zu Kanaan, wo Jesus Wasser zu Wein verwandelte.

Die simultanen Szenen der Ausstellung sind von rechts nach links und natürlich dem Zeitablauf der biblischen Geschichte entsprechend aufgebaut. „Diese Krippen-Ausstellung ist eine einmalige Gelegenheit, einen Einblick in das Lebenswerk der vor einigen Jahren verstorbenen Bernauerin Seffi Pichlmair zu erhalten, deren Krippenschatz sich unser Verein sichern konnte und den wir allen gerne zeigen möchten“, sagt Vorsitzende Irmgard Kurz, die ganz besonders auch Pfarrer Dr. Hans Huber für sein Entgegenkommen dankte.

Weitere Informationen gibt es unter www.kieferer-krippe.de.

Erbauerin Josefa Pichlmair

Die überregional anerkannte Krippenbauerin Josefa (Seffi) Pichlmair aus Bernau verstarb im Jahre 2017 im 92. Lebensjahr und hinterließ nach jahrzehntelangem Schaffen weit mehr als 40 Krippen, zumeist selbst handgefertigt aus Baumwurzeln, Hölzern und sperrigen Ästen. Nahezu ganzjährig war sie in Sachen Krippenbau unterwegs, selbst beim Bergsteigen oder Skifahren sammelte sie knorrige Wurzeln und andere Utensilien, um sie später in ihrer Werkstatt in ihre Krippen zu integrieren. Ein besonderes Merkmal ihrer Figuren ist, dass sie nicht alle aus Holz geschnitzt sind, sondern auch aus Wachs gegossen. Die Gestalten wirken deutlich lebendiger, zumal die Mimik in Wachs besser als in Holz zum Ausdruck kommt. Jede Szene der Heiligen Geschichte hat die Krippenbauerin in unzähligen Stunden in ihren Krippen festgehalten. Auch die Bekleidung der Figuren stammt zumeist aus ihrer Hand. Ob orientalisch, afrikanisch oder bayerisch, ihrer künstlerischen Fantasie und Vielfalt waren kaum Grenzen gesetzt. Die Ausstellungen ihrer Krippen waren seit jeher der absolute Hingucker. hko

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