Rohrdorf – In Rohrdorfer Schulen sorgt seit vergangener Woche Licht für saubere Luft. Die Gemeinde hat sich entschlossen, Filtergeräte zu kaufen, die mittels UV-C-Licht Viren und Keime abtöten. Und mit dieser Idee ist sie nicht allein.
Druck seitens
der Eltern
Mit dem Geld der Bürger verantwortungsvoll umzugehen, ist keine leichte Aufgabe, vor allem wenn Druck von außen da ist, der möglichst schnelles Handeln fordert. Wie bei der Anschaffung von Luftreinigern für Klassenzimmer.
Die Staatsregierung hatte Fördermittel für deren Anschaffung bereitgestellt. In vielen Gemeinden der Region drängten die Elternbeiräte mehr oder weniger deutlich darauf, diese auch auszuschöpfen. Die E-Mail-Brieffächer der Gemeinden zumindest quollen von den Angeboten verschiedener Hersteller geradezu über.
In Rohrdorf aber war der Gemeinderat der Ansicht, dass es ohne fundierte Fachkenntnis keine Entscheidung geben könne und die Aufgabe, sich diese anzueignen, übernahm für die Ratsmitglieder Verwaltungsleiter Christian Schoenleber.
Ein ums andere Mal musste er in den Gemeinderatssitzungen vermelden, dass er noch keine vernünftige Lösung entdeckt habe: Denn Lüftungsgeräte, die durch den in kurzen Abständen notwendigen Filtertausch schnell ein Mehrfaches ihres Anschaffungspreises verschlingen würden, seien für eine Gemeinde keine tragfähige Lösung.
Auch seien Geräte, die während des Betriebs derart laut seien, dass sie in der Praxis nicht auf der für einen vernünftigen Luftdurchsatz nötigen Leistungsstufe betrieben würden, im Grunde sinnlos. Dem allgemeinen Erwartungsdruck nicht vorzeitig nachzugeben, hat sich, so scheint es, gelohnt: Die Lösung, auf welche die Gemeinde seit dem Schulstart vergangene Woche setzen kann, bieten Luftreinigungsgeräte auf UV-C-Licht-Basis.
Diese benötigen wenig Luftdurchsatz und sind damit geräuscharm. Zudem, und das ist das eigentlich Entscheidende, enthält Rohrdorf nicht nur einfach irgendwelche Geräte: Partner der Gemeinde ist in dieser Frage die „CoopGo Consulting“ – eine gemeinwohlorientierte Genossenschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, für Schulträger maßgeschneiderte Lüftungskonzepte zu entwickeln.
Für Alexander Demmer und Bodo Frommelt, die Vorstände der Genossenschaft, bleibt Fensterlüftung ein Grundpfeiler im Bemühen um virenfreie Raumluft – sie muss nur wirklich berechnet werden. Die Größe des Raumes, die Schüleranzahl darin, die Verteilung der Fenster, die tatsächliche Größe der geöffneten Fensterfläche sowie die sich im Jahresverlauf ändernden Temperaturverhältnisse – all diese Faktoren seien zu berücksichtigen, wenn man wissen wolle, wie viel Lüftungsdauer in welchen Zeitabschnitten für einen wirklich effektiven Luftaustausch notwendig sei. Erst diese Kenntnis und die darauf abgestimmte Auswahl zusätzlicher Luftreinigungsgeräte ergäben ein wirklich stimmiges Gesamtkonzept.
Eine Besonderheit ist zudem, dass Rohrdorf bei der Anschaffung der Geräte Teil eines interkommunalen Projektes ist, an dem sich auch die Gemeinden Brannenburg und Flintsbach beteiligen.
Von Regierung
alleingelassen
Die Bürgermeister der drei Kommunen – Simon Hausstetter, Matthias Jokisch und Stefan Lederwascher – bemängeln, dass vonseiten der Staatsregierung zwar Fördermittel für Luftreinigungsgeräte bereitgestellt worden seien, man bei der Auswahl tauglicher Geräte jedoch weitestgehend alleingelassen worden sei.
Stefan Lederwascher brachte es auf den Punkt: „Ich bin heilfroh, dass wir gewartet haben, bis wir hier auf Partner gestoßen sind, die uns ein echtes Konzept, eine wirklich durchgerechnete Lösung anbieten. Denn bei vielen der Angebote, die wir auf den Tisch bekamen, stellte sich hinterher heraus, dass sie, anders als von den Herstellern zugesagt, nicht förderungsfähig gewesen wären und von ihrem Nutzen her so wenig effektiv, dass wir genauso gut in jedes Klassenzimmer einen Toaster hätten stellen können.“