Landkreis Traunstein/Landkreis Rosenheim – Die Spatzen sind zwar immer noch die zahlenmäßige Nummer eins in den Gärten der Region. Aber der Bestand der Haussperlinge, wie sie offiziell heißen, schrumpft. Dafür haben sich die Meisen von ihrem letztjährigen Einbruch erholt.
Die „Stunde der Wintervögel“ liefert dem Landesbund für Vogelschutz jedes Jahr am langen Dreikönigswochenende wichtige Erkenntnisse und die Grundlage für Schutz- und Arterhaltungsprogramme. Heuer habe die Zählung keine gravierenden Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr ergeben, aber einige Tendenzen aufgezeigt, fasst Sabine Pröls im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen zusammen.
Spatz leidet wegen
Haussanierungen
„Die Abnahme beim Haussperling ist sicherlich zu beachten“, sagt die Leiterin der LBV-Regionalgeschäftsstelle Inn-Salzach. Im Landkreis Traunstein hatten 532 freiwillige Teilnehmer in über 350 Gärten bei der Aktion 1785 Spatzen gezählt. Zwar tauchte der Haussperling in mehr als der Hälfte der Gärten auf, aber es wurden gut zehn Prozent weniger Exemplare gesichtet als bei der „Stunde der Wintervögel 2021“.
„Er leidet, wenn bei Haussanierungen nicht die Bedürfnisse von sogenannten Gebäudebrütern berücksichtigt werden und Einflugnischen oder Nistkästen vorgesehen werden“, erklärt Pröls.
Im Landkreis Rosenheim waren es ihren Angaben zufolge mit 2479 Exemplaren sogar knapp ein Viertel weniger Spatzen als vor einem Jahr. Das hatten 744 Freiwillige in 544 Gärten festgehalten.
Trotz der rückläufigen Entwicklung fühlt sich der Spatz in der Region offenbar noch vergleichsweise gut. In der Landeshauptstadt München wurde pro Garten durchschnittlich weniger als ein Spatz gesichtet. Nirgends in Deutschland gibt es laut LBV weniger Haussperlinge. Bayernweit ist die Art aber nach LBV-Angaben das vierte Jahr in Folge am weitesten verbreitet.
Die Zählung förderte auch Erfreuliches zutage. „Tendenziell haben Wald-Arten wie der Gimpel in den Gärten wieder im Vergleich zum Vorjahr zugenommen“, fasst Pröls zusammen. Mit 1737 Individuen im Landkreis Traunstein hat sich die Zahl der Gimpel-Sichtungen im Jahresvergleich nahezu verdoppelt. Im Kreis Rosenheim wurde die Art knapp 300-mal gesichtet, das sind 70 Prozent mehr als 2021.
Mehr als doppelt so viele Rabenkrähen wie im vergangenen Jahr, nämlich 390 Exemplare, haben die Teilnehmer aus dem Landkreis Traunstein heuer in ihre Beobachtungsbögen notiert.
Im bayernweiten Trend lag in der Region das Rotkehlchen. Seine Sichtungen gingen laut Pröls in der Region Traunstein um ein Viertel zurück, 234 Exemplare entdeckten die zählenden Vogelfreunde. Im Raum Rosenheim tauchten 411 Rotkehlchen in den Gärten auf, in denen Vogelliebhaber den Flugverkehr im Auge hatten. Das waren 17,5 Prozent weniger als ein Jahr davor. Rotkehlchen kommen im Winter vor allem aus Nordosteuropa. Bei milderen Wetterverhältnissen dort ist ihr Einflug hierzulande schwächer ausgeprägt.
Die Kohlmeise tauchte im Landkreis Traunstein 156-mal auf. Das entsprach einem Zuwachs von fast 70 Prozent. Im Kreis Rosenheim war sie die meistgesehene Art. 2878 Individuen wurden gezählt, das war im Jahresvergleich ein Zuwachs von fast 70 Prozent. In neun von zehn Gärten ließen sich Pröls zufolge Kohlmeisen blicken.
Auffällig und erfreulich zugleich ist für die Expertin im Landkreis Rosenheim der Einflug von nordischen Bergfinken entgegen dem bayernweiten Trend. „Das könnte am Inntal als Wanderachse liegen“, vermutet Pröls. 141 Bergfinken wurden gesichtet.
Buntspecht häufiger
aufgetaucht
Auch der Buntspecht sei im Landkreis Rosenheim um über 50 Prozent häufiger aufgetaucht als im Jahr davor. Bayernweit ist laut LBV in jedem zweiten Garten der ehrenamtlichen Helfer der Zählung ein Buntspecht aufgetaucht. Im Kreis Traunstein seien es aber nicht so viele gewesen.
Über alle Arten hinweg flattern in den Gärten der Region mehr Vögel als im bayernweiten Durchschnitt, so die LBV-Expertin. In Oberbayern wurden pro Garten weniger als 30 Vögel beobachtet, im Landkreis Traunstein waren es immerhin knapp 36, im Nachbarlandkreis Rosenheim auch durchschnittlich über 34 Vögel, in der Stadt Rosenheim allerdings weniger als 21 Vögel. Das ist Pröls zufolge mit den niedrigen Zahlen der Landeshauptstadt München vergleichbar.
Nach LBV-Angaben lässt sich langfristig ein Rückgang der Bestände aus den Statistiken herauslesen. Bayernweit wurden im Schnitt zehn Vögel weniger in einem Garten beobachtet als noch vor zehn Jahren.