Großkarolinenfeld – Sie ist ein Herzstück der Gemeinde und gilt als Mutter der evangelischen Kirchen in Oberbayern: Die Karolinenkirche in Großkarolinenfeld wird 200 Jahre alt. Nicht nur die Vorbereitungen für das Jubiläum laufen auf Hochtouren. Auch die geplante Renovierung des Gebäudes hält den Pfarrer auf Trab. Denn aus einigen Schönheitsreparaturen ist inzwischen das Vorhaben einer Generalsanierung geworden.
Feuchte Balken
unter dem Dach
Dunkel und staubig ist es unter dem Dach der Karolinenkirche. Doch auf einem Speicher darf es schon mal etwas ungemütlich sein. Ein Problem sind allerdings die feuchten Balken. Dr.Richard Graupner, der evangelische Pfarrer, zeigt auf einige Stellen in den Ecken der Dachkonstruktion. Hier ist das Holz teils morsch. „So ist der Bestand bedroht“, erklärt er die Folgen der eindringenden Feuchtigkeit.
Die Karolinenkirche ist die älteste evangelische Kirche in Altbayern. Hier begann mit den Siedlern aus der Pfalz das evangelische Leben in der damals urkatholischen Region. Für Pfarrer Dr. Graupner ist sie ein Symbol für Ökumene, Mut und Toleranz. Ihr 200-jähriges Bestehen soll im kommenden September gefeiert werden.
Eigentlich war die Idee, die Kirche zum Jubiläum aufzuhübschen. Hier und da neue Technik, alles „nett machen“, das sollte das Gebäude fit machen für die Feierlichkeiten. Dann, so Graupner, kam der Architekt und sprach angesichts des baulichen Zustands von Generalsanierung.
Die Großmaßnahmen werden wahrscheinlich erst nach dem Jubiläum, möglichst zu Beginn des nächsten Jahres, beginnen. Dabei geht es zunächst darum, das Gebäude zu erhalten. Dazu müssen Dach und Dachstuhl trockengelegt sowie der Glockenturm statisch ertüchtigt werden.
Der Pfarrer will seine Kirche aber auch ganzheitlich fit für die Zukunft machen. Das Gebäude soll als Ort der Begegnung geöffnet werden, trotzdem aber den liturgischen Bedürfnissen entsprechen. Der Boden etwa ist derzeit von einer Schwelle zum Altarraum unterbrochen und damit nicht barrierefrei. Er soll auf eine Ebene gebracht werden. Der historische Fliesenboden – wie so vieles an der Kirche denkmalgeschützt – soll aber erhalten bleiben und vielleicht in der Sakristei angebracht werden.
Die Ziele bei der Gestaltung einer Kirche gleichen oft einem Spagat. Sie soll möglichst Ort der Gemeinschaft sein, aber trotzdem Möglichkeiten des Rückzugs zum stillen Gebet ermöglichen. Neben Gottesdiensten soll das Gotteshaus variabel nutzbar gemacht werden.
„Die Kirche muss neu in der Gesellschaft verankert werden“, erklärt Graupner. Die Menschen sollten nicht nur am Sonntag zum Gottesdienst kommen, sondern auch zu Ausstellungen, Vorträgen und anderen Anlässen eingeladen sein. Trotzdem soll die Kirche klar als Kirche erkennbar bleiben.
Einen ersten Test hat Graupner mit der Bestuhlung gemacht. Die alten Bänke wurden entfernt und ein ebenerdiger Holzboden eingezogen. Je nach Anlass wird der Kirchenraum nun variabel bestuhlt. Nicht jeder in der Kirchengemeinde fand das gut.
Kein Verlust
der Heimatkirche
„Die Renovierung ist ein heikles Thema“, zeigt der Pfarrer Verständnis. Immerhin werde die Kirche seit Jahren von vielen Menschen gepflegt, die schnell das Gefühl bekommen können, ihre Heimatkirche zu verlieren. „In diesem Spannungsfeld stehen wir“, so Graupner. Hilfreich sei, klar zu kommunizieren. Jeder Beschluss sei eine Entscheidung des Kirchenvorstands. Neben den Vertretern der Kirchengemeinde sind unter anderem ein Architekt, die Landeskirche, das Amt für Denkmalschutz sowie der Förderverein der Kirche an dem Prozess beteiligt. „Wir wollen den Raum strahlen lassen“, so das Ziel.
Das Vorhaben hat seinen Preis. Derzeit geht man von rund 1,25 Millionen Euro Gesamtkosten aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen steht die Karolinenkirche nicht im Eigentum der Landeskirche, sondern gehört der Kirchengemeinde. Zuschüsse werden von der Landeskirche, von Stiftungen sowie von den Kommunen erwartet.
Ein Teil der Kosten soll durch Spenden finanziert werden. Der Förderverein der Karolinenkirche hat als Schirmherren den Herzog Franz von Bayern sowie Regionalbischöfin im Ruhestand Dr.Susanne Breit-Keßler gewinnen können. Gemeinsam wird die Spendentrommel gerührt.
„Wir wollen mit dem Sammeln von Spenden etwa 100000 Euro beitragen“, erklärt Walter Vogl, Zweiter Vorsitzender des Fördervereins, die Zielvorgabe. Zwar macht die Corona-Lage das Vorhaben schwierig, da Veranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt nicht stattfinden konnten. Dennoch zeigt sich der Ehrenamtliche optimistisch. Ein Turmlesen mit Kindern im vergangenen Sommer und der Verkauf des „Karolinengeistes“ konnten schon durchgeführt werden.
In diesem Jahr sind etwa ein Erdbeerfest und ein Open-Air-Kino geplant. Auch Stiftungen und Großsponsoren sollen angesprochen und für das Projekt begeistert werden.
Der Großkarolinenfelder Gemeinderat hat bereits eine Unterstützung in Höhe von 100000 Euro aus dem kommunalen Haushalt beschlossen. „Die Karolinenkirche ist durch ihre zentrale Lage und die Historie das prägende Bauwerk unserer Gemeinde“, betont Bürgermeister Bernd Fessler. Sie sei Symbol für ein jahrzehntelang gelebtes gutes ökumenisches Miteinander – damit auch identitätsstiftendes Element.