Rott – Erst vor Kurzem, bei der Bürgerversammlung im Herbst, konnte Bürgermeister Daniel Wendrock (parteifrei) vermelden, dass der Breitbandausbau in Rott so gut wie abgeschlossen ist. Jetzt diskutiert die Gemeinde über den Glasfaserausbau. Eine Tatsache, die bei vielen Gemeinderatsmitgliedern für Entsetzen sorgt. Rund 95 Prozent der Rotter Haushalte verfügen über ein Internet mit einer Downloadgeschwindigkeit von 50 Megabyte in der Sekunde im privaten Bereich.
Für das Gewerbe sind es derzeit 100 MB. Doch es zeigt sich, dass dies nicht mehr ausreicht. Gerade in den Zeiten des Homeoffice und Homeschooling ist dies knapp. Das Gewerbe hat zunehmend Mühe, große Dateien zu versenden. Bei Breitband tritt das Problem auf, dass wenn viele das Internet gleichzeitig nutzen, die Internetleistung geteilt wird. Die Lösung bietet das Glasfasernetz.
Mit Glaserfaser ist das surfen vieler möglich, große Datenmengen können bis 1000 MB up- und downloadet werden und es gibt beste Bildqualität. Für einen Ausbau hat die Gemeinde Rott aber keine Finanzmittel. Das Unternehmen „Unsere Grüne Glasfaser UGG“ in Ismaning bietet jedoch eine Möglichkeit. Es hat sich auf den ländlichen Raum konzentriert und will eigenwirtschaftlich ein Glasfasernetz im Zentrum und allen Gemeindeteilen erstellen.
In der vergangenen Gemeinderatssitzung stellte Gerhard Kaiser von der UGG das Unternehmen vor. Mit ihm dabei war Julia Tenbücken vom Wirtschaftsprüfungsbüro Ernst & Young. Wie Michael Kaiser erläuterte, ist die UGG ein Joint Venture der Allianz und der Telefónica Group. Das Angebot von UGG ist es, flächendeckende Glasfaser bis in die Wohnungseinheit zu implementieren.
UGG sucht zuerst das Einvernehmen mit der Gemeinde. Dann wird ein Vorentwurf erstellt, der vom Gemeinderat genehmigt werden soll. Nach einer genauen Begehung und Untersuchungen soll dann eine schnelle Ausbauphase innerhalb von vier Monaten erfolgen. Der Kunde kann zwischen einer für ihn kostenfreien Beteiligung mit einem Internetangebot oder einem kostenpflichtigen Beitrag von 636 Euro wählen, wenn er keinen Internetanbieter nutzt. Hat der Hauseigentümer kein Interesse an einem Anschluss, wird das Glasfaser nur bis zur Grundstücksgrenze verlegt. Franz Ametsbichler (CSU) zeigte sich nicht erfreut: „Jetzt war die Ausbaufirma bei mir, hat alles aufgegraben und jetzt soll heuer wieder aufgegraben werden, um Glasfaser zu verlegen.“ Er würde gerne mit einer anderen Gemeinde reden, die bereits ein Glasfasernetz hat. Da könnte er jetzt nicht einfach abstimmen. Matthias Eggerl (CSU) sah die Bedenken, dass nach einem Breitbandausbau wieder aufgegraben werden soll. Er sah aber auch die Chancen und den Vorteil für das heimische Gewerbe. „Es macht für mich keinen Sinn, nur etwas nicht zu machen, weil es im letzten Jahr noch anders war.“
Dritter Bürgermeister Christoph Sewald (SPD) benötigte auch noch Zeit zur Entscheidung, sah aber durchaus die Vorteile. Auch Zweiter Bürgermeister Alfred Zimpel (BfR) sah mit einem Glasfasernetz Chancen und eine Aufwertung für Rott. Sepp Riedel (BfR) berichtete von seinem Metallbetrieb. Beiderseits von seiner Firma sind Verteilerkasten aufgestellt. Dort kommen 100MB/s an. Aber in die Firma selbst kämen nur 30 MB/s. Das sei zu wenig.
Für den Ausbau war auch Sebastian Mühlhuber (CSU), es gäbe genügend, die das Büro bereits in ihre Wohnung verlegt haben. Hans Gilg (BfR) zweifelte an der Regierung, die einen Breitbandausbau fördere, obwohl der längst überholt sei. Das sei für ihn ein wahrer Schildbürgerstreich. Bürgermeister Daniel Wendrock (parteifrei) wollte nicht die Gemeinderäte bedrängen und verschob die Beschlussfassung auf die nächste Sitzung. Das Schlusswort hatte Christian Franke (BfR), er hätte gern einmal, dass Rott irgendwo die Nase vorn hat.
Richard Helm