Bad Feilnbach – Spielenachmittage, Halbtagesausflüge und Wanderungen: Das Angebot des AWO-Ortsvereins Au-Bad Feilnbach spricht in erster Linie Senioren an. Doch Vorsitzende Karin Freiheit will genau das ändern. Wie der Verein das schaffen will, wie man die Corona-Pandemie erlebt und warum eine Impfpflicht für alle sinnvoll sein könnte, erklärt Freiheit im Interview.
Frau Freiheit, wie haben Sie als Ortsverein Corona bisher verkraftet?
Als Dienstleister für unsere 166 Mitglieder ist unsere Arbeit natürlich während Corona ganz besonders wichtig. Zwar mussten wir in den letzten zwei Jahren fast alle unsere Veranstaltungen coronabedingt absagen. Auf der anderen Seite merken wir, dass der Bedarf in dieser Zeit besonders hoch ist.
Wie können Sie Ihren Mitgliedern dann überhaupt gerecht werden?
In der Zeit, in der unsere monatlichen AWO-Nachmittage und die Halbtagesausflüge gar nicht möglich waren, haben wir versucht, die Menschen regelmäßig telefonisch zu kontaktieren, zu fragen, wie es ihnen geht und ob sie Hilfe benötigen. Wir organisieren dann beispielsweise Impftermine für unsere Mitglieder, fahren sie zum Arzt oder helfen ihnen bei diversen Sozialanträgen, wie zum Beispiel für den Schwerbehindertenausweis.
Das Durchschnittsalter Ihrer Mitglieder liegt derzeit bei 66. Welche Nöte haben die überwiegend älteren Menschen?
Für viele Menschen ist die Corona-Situation weiterhin desaströs. Viele haben Angst, sich mit anderen Menschen zu treffen, kommen kaum mehr raus und stehen mit vielen Herausforderungen alleine da. Da unsere Veranstaltungen reihenweise ausfallen mussten, sorgen wir uns natürlich um unsere Mitglieder, die womöglich unter gesundheitlichen Einschränkungen und Einsamkeit leiden müssen.
Wie groß schätzen Sie die Chancen ein, dass es in diesem Jahr wieder besser wird?
Wir hören derzeit, dass wir bis März noch die Füße stillhalten sollen. Dann sind wir hoffnungsvoll, dass wieder mehr möglich sein wird. Der Plan ist deshalb, unsere monatlichen Treffen ab dem 7. März wieder zu starten. Zunächst aufgrund der Corona-Bestimmungen im Gasthaus Lindenwirt, ab Juni dann wieder in unserer alten Heimat im ASV-Sportheim.
Was haben Sie für dieses Jahr noch geplant?
Wir haben einige Halbtagesausflüge geplant, etwa nach Ruhpolding, Berchtesgaden, Sudelfeld oder Burghausen. Im Herbst planen wir sogar eine Drei-Tages-Fahrt mit Übernachtung. Ein großes Thema für uns ist, dass wir auch für jüngere Menschen attraktiver werden. Wir haben zwar vereinzelt Mitglieder, die erst kürzlich in den Vorruhe- oder Ruhestand gegangen sind oder die sogar noch arbeiten. Auch mehrere Familien gehören zu unseren Mitgliedern. Aber im Großen und Ganzen freuen wir uns natürlich, wenn noch mehr jüngere Menschen zu uns kommen. Dieses ‚Image für Alte‘ kriegen wir noch nicht so recht weg. Aber wir arbeiten daran.
Und wie wollen Sie das schaffen?
Wir wollen ein Familienprogramm auf die Beine stellen. Darüber hinaus würde ich mir einen speziellen Vorstandskreis wünschen, der genau für diese Zielgruppe eingerichtet wird und der vielleicht nicht unbedingt von einem Senior geleitet wird. Ich könnte mir zum Beispiel ein wöchentliches Tanzen mit Kindern vorstellen. Aber grundsätzlich haben natürlich nicht nur ältere Menschen Hilfsbedarf, etwa bei Sozialanträgen, beim Umgang mit Behörden oder Krankenkassen.
Sollten Ihre Präsenzangebote wieder möglich sein, wird auch das Thema Corona-Impfung wieder wichtiger, oder?
Natürlich ist das ein Thema. Einige unserer Mitglieder sind nicht geimpft und können deshalb an bestimmten Aktionen nicht teilnehmen. Wir wollen niemanden zu einer Impfung überreden, aber natürlich würde es unsere Arbeit einfacher machen. Ich persönlich halte deshalb auch eine allgemeine Impfpflicht für sinnvoll und sehe es kritisch, wenn diese nur in bestimmten Bereichen wie Pflegeeinrichtungen gelten soll.
Interview: Nicolas Bettinger