Aschau – Der Drachen- und Gleitschirmflieger-Club Aschau-Kampenwand (DGFCAK), der Gleitschirmclub Hochries und Mitarbeiter des Nationalparks Berchtesgaden sowie der Bayerischen Staatsforsten setzen sich gemeinsam für die Überwachung und das Überleben des Steinadler-Paares im Bereich des Geigelsteins ein. Mit Erfolg: Im vergangenen Jahr hat das Adlerpaar gebrütet. Für 2022 erhielt das Projekt Fördermittel aus dem Leader-Programm des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie vom Deutschen Hängegleiterverband.
„Ronja und Otto“
haben ein Junges
lm Gebiet zwischen Kampenwand, Geigelstein, Spitzstein und Hochries lebt seit einigen Jahren ein Steinadlerpaar. Fachleute nehmen an, dass die beiden ursprünglich aus der Population des Nationalparks Berchtesgaden stammen. Ronja und Otto – so haben Beobachter die Greifvögel getauft – brüten jedes Jahr in einem von mehreren Horsten in ihrem Revier.
Um den Bruterfolg langfristig zu sichern, ist es notwendig, das Verhalten und die Aufenthaltsorte der Greifvögel zu überwachen. Besonders während der Brutphase und der Aufzucht des Nestlings dürfen die Adler nicht gestört werden. Dazu ist es notwendig, dass Menschen beim Wandern, Radfahren und Fliegen Rücksicht nehmen, aber auch Forstarbeiter.
Ulrich Brendel und Jochen Grab vom Nationalpark Berchtesgaden wiesen die Mitglieder der Flugclubs ein und erklärten ihnen einiges über Adler im Allgemeinen.
Das Engagement verlief bislang sehr erfolgreich: Seit Sommer 2021 konnte man mit etwas Glück Ronja und Otto mit ihrem Jungvogel am Himmel über dem Priental beobachten. Wobei noch nicht zu 100 Prozent sicher ist, ob der Jungvogel ein Männchen oder Weibchen ist. In diesem Jahr werden alle Beteiligten die Beobachtung, auch Monitoring genannt, nahtlos weiterführen. Neben der Datenerfassung möchten die Fliegervereine auch Einheimische, Touristen, Behörden und vor allem Piloten – egal ob Segel-, Drachen- oder Gleitschirmflieger – über die Adler und notwendige, temporäre Schutzzonen informieren.
Die Gemeinde Aschau im Chiemgau hatte mit den Gemeinden der Lokalen Aktionsgruppe Chiemgauer Alpen ein Förderprojekt zur „Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements“ beantragt. Die Förderung von 2500 Euro aus dem EU-Programm Leader ist eine einmalige Unterstützungsmaßnahme. Weitere 500 Euro steuerte der Deutsche Hängegleiterverband bei, 500 Euro der Gleitschirmclub Hochries sowie 700 Euro der DGFCAK. Damit haben die Beobachter ein hochwertiges Spektiv (Beobachtungsfernrohr) gekauft, um das Monitoring des Steinadler-Paares im Priental zu verbessern.
Die Vogelfreunde werden in den kommenden Jahren das Zusammenleben von Adlern und Menschen beobachten. Sie dokumentieren die Gesundheit der Beutegreifer sowie den Bruterfolg der Eltern und den der Jungvögel. Zunächst wollen sie aber das Geschlecht des Jungvogels bestimmen.
Andrea Dorsch, Vereinspräsidentin der Kampenwand-Flieger, bedankte sich bei der Initiative der Gemeinde Aschau, vertreten durch den Ersten Bürgermeister Simon Frank und die Kulturbeauftragte Corinna Spieth-Hölzl. Gitti Schreiner, Adlerbeauftragte des DGFCAK, sprach über das Privileg der Chiemgauer, in einem „so intakten Naturraum zu leben, dass dort diese herrlichen, aber auch sensiblen Greifvögel zu Hause sind“.
Projekt mit
Vorbildcharakter
Die Förderung durch das Leader-Programm, die Gemeinde und den DHV freue sie sehr. „Es honoriert unser Bemühen, erleichtert unsere Feldarbeit erheblich und motiviert uns, unser Engagement in Zukunft fortzusetzen.“
Lobende Worte gab es auch vom Ulrich Brendel, stellvertretender Leiter des Nationalparks Berchtesgaden: „Ich möchte fast sagen, dass das Miteinander aller Beteiligten bei dem Steinadler-Projekt Geigelstein einzigartig ist. Es hat Vorbildcharakter.“ Till Gottbrath