Flintsbach – Wo der Inn zwischen Kufstein und Rosenheim das Tal verlässt, liegt die Gemeinde Flintsbach. Der Ort wurde um das Jahr 986 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Selbst nach der Zerstörung der charakteristischen Grafen-Burg Falkenstein 1296 und der Auflösung der Grafschaft erfreut sich Flintsbach bis heute großer Beliebtheit. Dazu trägt seit nunmehr 120 Jahren der Trachtenverein „D’Falkastoana“ Flintsbach bei. Ein guter Grund, in die Chronik dieses Traditionsvereins zu schauen.
Ernsthafte Krise gleich
nach der Gründung
Geführt wird der Traditionsverein heute von Alexander Schirmann und Florian Antretter. Die Gründung erfolgte am 24. Juni 1902 im Beisein von Franz Xaver Huber, dem damaligen Gauvorstand vom Gauverband I. Heute gehört der Flintsbacher Trachtenverein dem Bayerischen Inngau-Trachtenverband an. Erster Vorstand des neuen Vereins mit 28 Gründungsmitgliedern war einst der örtliche Sattlermeister Josef Ellmerer.
Die Gründungszeit war keine einfache Zeit, bereits nach fünf Jahren kam es zu einer ernsthaften Krise, da das Interesse am Vereinsleben bedenklich nachließ und die gesamte Vorstandschaft zurücktrat. In einer eigens einberufenen Generalversammlung wurde eine neue Vorstandschaft gewählt und am 5. April 1908 wurde unter dem neuen Vorstand Ludwig Oberauer dem Verein der Name „Falkenstoana“ beigegeben.
„Erste Auftrittsmöglichkeiten für die Plattler des Vereins gab es im Jahr 1912, als Dr. Otto von Steinbeis, Erbauer der Wendelsteinbahn, eingeladen hatte, um vor 200 Bankiers ihre Plattler zu zeigen“, weiß Erster Vorsitzender Alexander Schirmann aus Erzählungen zu berichten. Der Beifall war groß, und ein Jahr später, am Peter- und Paul-Tag, trat der Verein dem Inngau-Trachtenverband bei.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs zogen von den 62 Mitgliedern 58 in den Krieg, 22 Kameraden kehrten nicht mehr in ihre Inntaler Heimat zurück.
Ein großer Gönner des Vereins war Direktor Ernst Hammel, er spendierte die erste Vereinsfahne, die am 17. Juni von Pfarrer Rieder zu Flintsbach mit den Kiefersfeldener Freunden als Paten geweiht wurde. Am Festzug beteiligten sich 35 Vereine und sechs Musikkapellen. In Verbindung mit dem 25. Vereinsgeburtstag wurde 1927 das Inngau-Gaufest mit Heimattagung durchgeführt.
Es folgten schwere Zeiten während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, aus dem weitere 30 Vereinsmitglieder nicht mehr zurückkehrten. Die Vereinstätigkeit wurde 1945 wieder aufgenommen, besondere Höhepunkte waren die 50-Jahr-Feier 1952 – laut Protokoll das größte Fest, das Flintsbach je gesehen hat – mit 27 Trachtenvereinen und sieben Musikkapellen, das Gaufest des Bayerischen Inngau-Verbandes 1962 mit einem Heimatabend vor 1700 begeisterten Zuschauern, 1971 das 70-jährige Gründungsfest mit zweiter Fahnenweihe und rund 5000 Festzug-Besuchern, 1975 die Patenschaft bei der Fahnenweihe in Kiefersfelden und 1996 die 1000-Jahr-Feier des Orts Flintsbach mit Maibaumaufstellen.
Immer wichtiger wurde im Laufe der Zeit die Jugend- und Musikförderung. Jugendleiter, Vorplattler und Musikwarte bewiesen dabei immer eine glückliche Hand, auch das freundschaftliche Zusammentun mit der örtlichen Musikkapelle machte sich bei vielen Anlässen bis heute angenehm bemerkbar.
„Jetzt sind
Ideen gefragt“
Freilich hat auch den Flintsbacher Trachtenverein und den Bayerischen Inngau-Trachtenverband die Pandemie arg getroffen. Wie es im gesamten Bayerischen Trachtenverband, der auch seine im Inntal geplante Landestagung absagen musste, ausschaut, erklärten der neue Landesvorsitzende Günter Frey und sein Vorgänger, Ehrenvorsitzender Max Bertl: „Das digitale Verständigen ist nicht so kostbar wie das persönliche Zusammentreffen, große Veranstaltungen wie die Gautrachtenfeste oder die Oide Wiesn auf dem Oktoberfest fehlen natürlich“, bedauert Frey.
„Die Vereine sind mit Ideen gefordert“, so Max Bertl weiter, „bisher haben Vorstände, Jugendleiter und Vorplattler Wege gefunden, den Kontakt aufrechtzuerhalten, aber ein kleiner Schwund ist bei den vormals 165000 Mitgliedern zu verzeichnen. Das beobachten wir mit Sorge“.