Über die Autobahn an die Tankstelle

von Redaktion

Hohe Spritpreise sorgen für großen Andrang in den Tiroler Nachbargemeinden

Kiefersfelden – Ein strahlender Samstagmorgen. An der Tankstelle in Kiefersfelden herrscht nahezu Friedhofsruhe. Ein paar Kilometer weiter, in Niederndorf, stehen die Autos Schlange.

Die Grenzregion Kiefersfelden/Kufstein nimmt in Sachen „Spritpreis“ immer einen Sonderstatus ein, denn auf deutscher Seite kostet Benzin oder Diesel deutlich mehr als bei den Nachbarn in Tirol. So bezahlen die Kunden bei der Total-Tankstelle im Kieferer Gewerbegebiet „Kaiserreich“ aktuell für den Liter Super-Plus 2,229 Euro, der Liter Diesel ist für 2,029 Euro zu haben. Edona Isa von der Total-Tankstelle berichtet von „vielen schlecht gelaunten Autofahrern, für die die Spritpreise deutlich zu hoch sind“. Auch hat sie eine deutliche Veränderung im Tankverhalten ausgemacht: „An den Wochenenden ist es hier ziemlich ruhig, da vor allem die Einheimischen weniger tanken“.

Zapfsäulen
mehrfach belegt

Anders auf dem touristischen Sektor „hier ist es eigentlich gleich geblieben, die Touristen tanken hier bei uns wie immer“. Und gerade so, als sollten diese Worte bildlich untermauert werden, rollen drei Pkw mit ausländischen Kennzeichen an die Zapfsäulen der Tankstelle. Die Mitarbeiterin wünscht sich, „dass die Kunden uns weiterhin besuchen, denn wir haben ja noch einiges mehr zu bieten, neben den Tanksäulen und den Serviceautomaten“.

Rund viereinhalb Kilometer weiter und so etwa 25 Minuten später – wegen des Skifahrer-Rückreisestaus auf der Inntalautobahn A93 in Richtung Rosenheim – sind die Preise für Benzin und Diesel beim „Thrainer“ in Niederndorf (Tirol) wesentlich niedriger. Das sieht man auch am Tankaufkommen, denn alle Zapfsäulen des österreichischen Anbieters sind mehrfach belegt und die Nachfrage nimmt weiter zu. Der Liter Super-Plus-Kraftstoff ist beim Tiroler Nachbarn für 1,839 Euro zu haben, was einer Ersparnis von 39 Cent pro Liter entspricht, beim Diesel zahlt der Kunde 1,739 Euro und spart so 29 Cent für jeden getankten Liter.

Das hat auch Natalie B. aus Balingen (Baden-Württemberg) festgestellt, die Verwandte in der Region besucht und beim „Thrainer“ getankt hat. „Ich habe das eigentlich gar nicht bewusst gemacht, denn ich habe den Stau auf der A93 umfahren und bin dann eher zufällig hier gelandet“, erzählt sie. „Und da werde ich jetzt natürlich relativ günstig tanken“. Insgesamt findet sie „die Situation furchtbar. Ich bin auf das Auto angewiesen und fahre beruflich überwiegend längere Strecken. Auch zu Hause auf dem Lande ist die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gerade gut und da brauche ich oft das Auto. Wenn das besser wäre, könnte ich öfter umsteigen und mein Auto daheim lassen“.

Zwischenzeitlich hat sie ihr Gefährt aufgetankt, den Sprit bezahlt und fährt nun freundlich grüßend und voller Vorfreude weiter zu ihren Bekannten.

Situation
„ist furchtbar“

Viele andere Tankkunden wollten sich zur aktuellen Situation an den Tankstellen aus persönlichen Gründen nicht äußern oder sind als Betreiber getrieben von existenziellen Sorgen und sagen deswegen nichts.

Aufmerksamen Bewohnern des Inntals jedenfalls ist in den letzten Tagen aufgefallen, dass auf der Tiroler Seite des Inns, in Ebbs und Niederndorf, sowie gen und aus Kufstein sichtlich mehr Fahrzeuge unterwegs waren, als ohnehin schon beim Bettenwechsel in den Skigebieten.

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