Aschau – „Wir Trachtler machen, was den Menschen Freude bringt: singen, tanzen, platteln, Musik und Theater spielen, ein schönes Gewand anziehen, unter netten Menschen sein. Alles ein Grund dafür, dass die Menschen gerne zu uns kommen und mitmachen wollen, auch wenn sie nicht hier geboren sind“. Claus Reiter, Vorsitzender des Gebirgstrachtenerhaltungsvereins (GTEV) „D´ Griabinga“ Hohenaschau, bringt alles, was einen Trachtenverein ausmacht auf den Punkt.
Verein hat über
500 Mitglieder
1884 wurde der Hohenaschauer Trachtenverein gegründet, er ist der drittälteste Verein in Bayern. „Unser Verein D´ Griabinga Hohenaschau hat in seiner mehr als 137-jährigen Geschichte sicherlich schon viele Herausforderungen durchlebt und immer waren es engagierte Vereinsmitglieder und Entscheidungsträger, die das Vereinsleben auch nach schweren Zeiten – wie nach den beiden Weltkriegen – wieder zum Leben erweckten und somit uns „Griabinga“ zu dem geprägt haben, was wir heute sind. Wir sind ein intakter, aktiver und lebendiger Verein mit über 500 Mitgliedern!“
Zusammen mit den Vorsitzenden der umliegenden Vereine Paul Kink vom GTEV „Edelweiß“ Niederaschau, Hans Stangl vom GTEV „D´ Geiglstoana“ Sachrang, Sebastian Graf vom GTEV „D´ Lamstoana“ Frasdorf und Peter Voggenauer vom GTEV „Die lustigen Wildenwarter“ war Claus Reiter überrascht, wie schnell und schlagartig sich in Corona-Zeiten das Geschehen in der Welt, im Dorf und im Verein änderte. „Alles was uns selbstverständlich und vertraut war, war von heute auf morgen plötzlich ganz anders“.
Alle Vereinstermine mussten kurzfristig abgesagt werden, lediglich mit mehreren Rundschreiben und E-Mails wurde der Kontakt zu den Vereinsmitgliedern gehalten. Besonders traf hart das die Kindergruppen: Ein ganzer Jahrgang konnte nicht mit den Grundlagen des Plattelns und des Tanzens anfangen.
„Wir hoffen, dass diese Kinder noch den Weg zu uns finden. Unsere Aktiven durften sich nicht einmal treffen, sei es zu Plattlerproben, zu Festbesuchen oder zu geselligen Veranstaltungen“, sagt Reiter „Notdürftig übten die Buam im Sommer das Platteln noch alleine daheim auf der Terrasse oder im Hausgang, um nicht ganz aus der Übung zu kommen, bei den Dirndln waren weder Drahn noch Einfangen richtig möglich“.
Alle Vereine nutzten die langen veranstaltungsfreie Zeit, um das gesamte Inventar wieder einmal zu überholen und in Ordnung zu bringen. Die Frasdorfer führten mit Unterstützung durch die Gemeinde die Generalsanierung der Lamstoahalle weiter.
„Obwohl nix los war, war dauernd irgendetwas los“, fasste Claus Reiter das vergangene Jahr zusammen. „13 Vereinsmitglieder sind verstorben, da wir keine neuen Mitglieder aufnehmen konnten, haben wir nur noch 505 Mitglieder, die Zahl nähert sich bedenklich der ominösen 500er-Marke. Der Vorsitzende hatte lediglich 35 Termine im Kalender, gegenüber etwa 100 in „normalen Jahren“. Wie soll das Trachtenjahr 2022 nun weitergehen? Alle fünf Vorsitzenden sind sich darüber einig, dass längerfristige Planungen derzeit wegen der weiterhin anhaltenden Corona-Pandemie nicht möglich sind.
„Nach den aktuell gültigen Regeln fallen auch in diesem Jahr alle Termine aus. Wir könnten die traditionellen Veranstaltungen der Vereine jedoch ziemlich „aus dem Stand heraus“ durchführen, seien es Preisplatteln, Vereinsfeste oder Sängertreffen; sollte das wieder möglich sein, werden wir es kurzfristig bekannt geben“.
Das Gaufest 2022 des Chiemgau-Alpenverbands ist in Reit im Winkl geplant, das Gaufest des Gauverbands I soll beim GTEV Bergen stattfinden. „Hoffen wir, dass sich die derzeitige Situation entsprechend entspannt und die Durchführung möglich ist, nachdem bereits ähnlich große Feste der Trachtler, der Veteranen- und der Schützenverbände in der Region abgesagt wurden“.
Ehrungen sollen
nachgeholt werden
Bei allen Vereinen stehen zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen an, bei den Hohenaschauern wäre Ehrenvorstand Schorsch Pfaffinger für 60 Jahre aktive Vereinszugehörigkeit geehrt worden, bei allen Vereinen soll die Verleihung der Vereinsehrenzeichen für langjährige Treue bei nächster Gelegenheit nachgeholt werden.
Ein besonderes Schmankerl hat Claus Reiter für seine Mitglieder noch parat: „Der GTEV „D´ Griabinga“ Hohenaschau will sich anlässlich des 140-jährigen Gründungsjubiläums um die Ausrichtung des Gaufestes 2024 in Hohenaschau bewerben. Obwohl bis dahin noch ein paar Jahre Zeit sind, beginnen die Vorarbeiten zu einem so großen Vorhaben bereits in absehbarer Zeit.