Aschau – Die andächtige Stille vor dem Heiligen Grab in der Aschauer Pfarrkirche. Das mehrstimmige „Kyrie Eleison“ des Aschauer Kirchenchores mit kleiner Orchester-Begleitung unter Leitung von Christine Klinger aus der Messe „Lumen“ von Lorenz Maierhofer. Die eindrückliche Predigt von Kardinal Marx. Nach dem Kirchgang der nur von Kerzen erleuchtete Platz vor dem Nordturm und volksländische Weisen von Alphornbläsern. Das allein schon war bewegend, aber nur ein Vorspiel. Denn schließlich begann die 28 Meter hohe Himmelsleiter aus zwölf Sprossen und sieben Engelsflügeln in den Farben rot und blau zu strahlen.
„Wo stehe ich in
dem Schauspiel?“
Vom Schauspiel sprach auch Kardinal Marx in seiner Predigt. Das Heilige Grab, frisch renoviert und zuletzt vor drei Jahren bespielt, sei nur Kulisse. Es weise den Weg von außen auch innen. Die Himmelsleiter stehe symbolisch für die Suche nach dem Himmel auf Erden. „Wo stehe ich in dem Schauspiel? Wo gehöre ich hin?“
Wie in der Bibelstelle, in der Jakob nach einem Schwindel fliehen muss, und sich ihm im Traum eine Leiter vom Himmel bis zur Erde offenbart, solle sie den Menschen ein Zeichen sein, dass der Mensch Fehler machen darf und doch von Gott nicht fallen gelassen wird. „Unser täglich Brot“, das im Vater unser erbeten wird, stehe für mehr als Nahrung. Für das Wesentliche, für das Christentum, so der Kardinal weiter. „Wir gehen in eine neue Epoche“, vom Äußeren, den Institutionen, zum Inneren, in die geistige Tiefe. „Lassen wir uns einladen zu einer persönlichen Reise nach innen in dieser österlichen Bußzeit.“
Andächtig ging es nach dem Gottesdienst auf den Platz vor dem Nordturm. Dort leuchteten nur die Kerzen der zahlreichen Gottesdienstbesucher. Statt langer Reden nur kurze Worte. Bürgermeister Simon Frank bezeichnete die Himmelsleiter als Zeichen für den Frieden und dankte wie Pfarrer Paul Janßen allen Helfern. Künstler Erwin Wiegerling hoffte, dass „seine Leiter“ Teil des täglichen Lebens werde, ehe Kardinal Marx zum Gebet für den Frieden aufrief. Unter feierlichem Glockenläuten begann die Himmelsleiter zu strahlen. Die Himmelsleiter als statisches Schauspiel, Tag und Nacht illuminiert, das Heilige Grab, das wie eine Theaterkulisse im Inneren der Kirche bis weit nach Ostern zur stillen Andacht einlädt – für jedermann Aufruf und Zeichen zu einer persönlichen Reise nach innen.