Prien/Ternopil – Der Chiemgauer Helferkreis für die Erzdiözese Ternopil in der West-Ukraine erfährt ungebrochene Unterstützung. Aufgrund der großen Spendenbereitschaft von Waren und Geldern konnte inzwischen ein 7,5-Tonnen-Lkw mit Hebebühne angeschafft werden. Er wird zur Transportfahrt der Hilfsgüter eingesetzt. Wenn die Hilfsfahrten wieder eingestellt werden können, wird der Lkw der Erzdiözese Ternopil in der Ukraine für deren Bedarf übergeben.
Benzin ist Mangelware
Die Idee für die Lkw-Anschaffung hatte der Priener Johannes Dreikorn. Er setzte sich mit der Helferkreis-Vorsitzenden Kathi Schmid in Verbindung. Schmid erklärte Dreikorn die aktuelle Herausforderung. „Es wäre schwer für die Ukrainer die Waren nach Lviv und Ternopil zu bringen, da es an Transportkapazitäten und Sprit mangelt“, sagt Dreikorn. „Daraufhin habe ich mich auf die Suche nach einem gebrauchten 7,5-Tonnen-Lkw mit Hebebühne gemacht“, so Dreikorn – und das mit Erfolg. Am vergangenen Dienstagabend startete der neue Lkw vom Priener Feuerwehrhaus, wo derzeit Spenden gesammelt und verladen werden. Begleitet wurde er von einem Lkw der Feuerwehr und einem privaten Sprinter.
Mit regelmäßigem Fahrerwechsel ging es im Dreier-Konvoi in der Nacht über Wien, Brünn, Krakau weiter bis zum Grenzübergang Krakowez. „Viel Geld haben wir uns gespart, da wir unbürokratisch in den Transitländern Österreich, Tschechien, Polen uns von der Lkw- und Pkw-Maut befreien konnten“, berichtet Dreikorn.
Der Hilfskonvoi kam gegen 12 Uhr an der ukrainischen Grenze. Dort wartete der Konvoi in einer langen Lkw-Schlange auf die Blockabfertigung.
„Bereits auf der Hinfahrt sahen wir aus halb Europa – sogar aus Spanien, Frankreich oder Portugal – Hilfswillige, die mit Pkw, Lkw, Bussen, Lieferwägen oder Feuerwehrwägen an die Grenze fuhren, um Hilfsgüter zu bringen oder die Menschen bei der Weiterreise zu unterstützen. Diese große Solidarität, die man auch an den langen Schlangen der Fahrzeuge mit humanitärer Hilfe erkennen konnte, berührte uns sehr“, sagt Dreikorn.
Gegen 18 Uhr konnte die Priener und Chiemgauer Delegation ihre Kontaktperson, Priester Roman Dutchak, auf der ukrainischen Seite begrüßen. „Die Grenz-Situation war eher chaotisch, unter anderem weil es einen enormen Strom der zu Fuß Flüchtenden gab.“
Dann ging es laut Dreikorn wie folgt weiter: „Endlich konnten wir mit vereinten Kräften unsere Waren in den bereitstehenden Sattelzug umladen, indem wir mit unseren Ladebordwänden rückwärts an den Lkw fuhren und mit Hubwagen die gepackten Paletten umluden. Wir hatten in unserer Ladung medizinisches Material, Decken, Notfallrucksäcke, Bekleidung, Babynahrung, Getränke und darüber hinaus auch Diesel, da dieser derzeit in der Ukraine kaum noch zu erhalten ist“.
Vor Ort bekamen die Priener einen Einblick in die aktuelle Situation. Im Wallfahrtsort Savraniza und in Ternopil kommen immer mehr Flüchtlinge aus der Ostukraine an und so müssen die Priester eine immer größere Schar an Menschen mitversorgen. „Alleine während des Umladens war es eine unüberschaubare Menge an Frauen und Kinder, die mit Bussen an die Grenze gebracht wurden und zu Fuß diese bei Minusgraden passierten“, beschreibt Dreikorn.
Nach dem Transport ist vor dem Transport
Nachdem alles verladen war, organisierte Priester Roman Dutchak gegen Mitternacht die Ausreise auf der ukrainischen Seite. „Leider konnten wir nicht wie geplant Flüchtlinge in unseren Fahrzeugen mit nach Hause nehmen, da die Lkw an einer anderen Stelle die Grenze verließen als die Personen.
Bereits tags darauf startete der nächste Lkw, denn es wird noch viel Hilfe benötigt. Alle, die mitgefahren sind, waren sehr angetan und überzeugt von der Notwendigkeit, hier ein Zeichen der Nächstenliebe und dem Zusammenhalt in Europa zu zeigen“ – so Johannes Dreikorn abschließend.