Ein Haarschnitt für die Ukraine

Haare ab für den guten Zweck

von Redaktion

Friseurin aus der Region startete aufgrund der eigenen Vergangenheit eine Hilfsaktion

Großkarolinenfeld – Dana Rudolph-Miller aus Götting hat zusammen mit ihrem Ehemann Christian Miller eine Spendenaktion für Menschen in der Ukraine ins Leben gerufen. Die gesammelten Hilfsgüter hat die Familie vergangene Woche auf eigene Faust zu Flüchtlingen in der Slowakei in die Nähe von Bratislava gebracht.

Friseursalon als
Zwischenlager

Aufgrund ihrer eigenen Geschichte wollte Dana Rudolph-Miller den Menschen aus der Ukraine, die auf der Flucht sind, helfen. Denn sie weiß, wie sich eine Flucht anfühlt. Als Kind ist sie mit ihren Eltern aus der damaligen DDR geflohen und ist in einem Auffanglager bei Deggendorf untergekommen.

Deshalb rief die 41-Jährige über die sozialen Medien ihre Freunde, Bekannten und Kunden – sie führt einen Friseursalon in Großkarolinenfeld – auf, Spenden zu sammeln.

Bereits am nächsten Tag standen die ersten vor ihrem Geschäft, um Hilfsgüter abzugeben. Innerhalb kürzester Zeit stapelten sich die Kisten mit Kleidung, Kinderartikeln und Rollstühlen im kleinen Friseurladen. „Die Leute sind teilweise nur in den Laden gekommen, um mir Bargeld in die Hand zu drücken“, sagt die Friseurin. Mehr als 700 Euro kamen auf diesem Weg zusammen. Von diesem Geld konnten Lebensmittel und Medikamente gekauft werden.

Am meisten beeindruckt hat die Familie allerdings eine Kundin, deren Mutter erst zwei Tage vorher an Krebs gestorben ist. Ohne zu zögern, spendete die Frau alle verbliebenen Medikamente.

Am Ende stand das vollgepackte Wohnmobil der Familie Rudolph-Miller samt Pferdeanhänger zu Abfahrt bereit. „Ungefähr eine Tonne an Spenden werden es gewesen sein“, sagt Christian Miller.

Die Hilfsgüter wollten die beiden zunächst eigenhändig an die ukrainische Grenze bringen. Während der Vorbereitungen kam allerdings über die Eltern einer slowakischen Freundin der Kontakt zu einer Pferderanch in der Slowakei zustande. Dort wurden über 20 ukrainische Frauen mit Kindern aufgenommen. Da dort bislang keine Spenden aus Deutschland angekommen waren, änderte das Ehepaar die Reiseplanung.

An der Ranch angekommen, wurde es dann emotional. „Es ist schon sehr bewegend, wenn man sieht, wie sich ein Kind über eine neue Jacke freuen kann“, sagt Christian Miller.

Allerdings gab es zunächst eine große Zurückhaltung bei den Ukrainerinnen. Hintergrund war laut Miller, dass die meisten der Frauen sich fast schon schämten, dass sie fliehen mussten. Zudem hatten manche seit knapp 60 Stunden keinen Kontakt mehr zu ihren Männern, die an der Front kämpfen. Erst nach und nach waren die Frauen bereit, die Spenden anzunehmen. Unter einer Bedingung: Keiner der anderen Flüchtlinge braucht die Spende mehr.

Dennoch wurde die Menge an Hilfsgütern im Wohnmobil nicht weniger. Dank eines Tipps vom Besitzer der Ranch erfuhr das Ehepaar von einer Universität in Bratislava, in deren leer stehenden Gebäuden über 400 Menschen aufgenommen wurden. Dort wurden die Spenden aus Großkarolinenfeld dringend benötigt.

Für die Rückreise wollten Dana Rudolph-Miller und Christian Miller eigentlich einem Teil der ukrainischen Frauen anbieten, dass sie nach Deutschland mitgenommen werden können. Doch alle lehnten das Angebot ab. „Die meisten wollen in Grenznähe bleiben, damit sie so schnell wie möglich wieder nach Hause können“, sagt Miller.Inzwischen ist auch das Ehepaar wieder zu Hause. Die Eindrücke lassen sie aber trotzdem nicht los. Deshalb ist bereits für Anfang April die nächste Fahrt zur Pferderanch und dem Flüchtlingslager in der Universität geplant. Diesmal mit einem großen Vorteil. „Wir wissen gezielt, was vor Ort gebraucht wird“, sagt Rudolph-Miller. Dies seien vor allem Dinge wie Waschmaschinen, Föhne, spezielle Medikamente und Lebensmittel.

Zweite Fahrt ist
bereits in Planung

Um die mitunter auch teuren Geräte zu finanzieren, findet am kommenden Montag eine besondere Aktion im Friseurladen der 41-Jährigen statt. Der komplette Tageserlös, der durch das Haareschneiden zusammenkommt, wird in die Anschaffung von neuen Spenden gesteckt und direkt zu den Geflüchteten gebracht.

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