Schnaitsee – Bereits seit mehreren Jahren ist während der Fastenzeit in der Schnaitseer Pfarrkirche das aus dem 18. Jahrhundert stammende Ölberg-Szenarium zu sehen. Zu diesem gehören außer dem beweglichen Ölberg-Christus auch ein lebensgroßer Christus als Leichnam und ein halblebensgroßer Auferstehungs-Christus.
„Mysterienbühne“
mit eigenem Aufzug
Bis 1953 waren in der sogenannten „Mysterienbühne“ hinter dem Hochaltarbild die verschiedenen Szenen während der Fasten- und Osterzeit zu sehen. An den Fastensonntagen nachmittags wurde bei den Ölberg-Andachten das Ölberg-Spiel gezeigt. Von Karfreitag bis Karsamstag war dann in dieser Bühne das Heilige Grab aufgebaut. Dazu wurden sogar die vielfach gestaffelten Kulissen gewendet, sodass statt der Palmenlandschaft des Ölbergs ein Panorama der Stadt Jerusalem zu sehen war. Am Karsamstag, bei der sogenannten „Auferstehungsfeier“, einem Vorläufer der heutigen Osternachtfeier, wurde dann der Leichnam nach hinten abgekippt, und in einer Aufzugs-Konstruktion wurde der Auferstehungs-Christus nach oben gefahren.
Diese Umbauten waren natürlich mit viel Arbeit verbunden. Nachdem in den späten 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts das Auf- und Abrollen des Fastenbildes mit der Darstellung der Geißelung Christi wegen Material-Ermüdung zunehmend schwieriger wurde, fanden die verschiedenen Szenarien ein Ende. Zudem war durch die Liturgie-Reform kein Platz mehr für solche „Spektakel“. Bei der Innenrestaurierung 1980 wurde die „Mysterienbühne“ schließlich ausgeräumt und die Inventarien in die Turmkammern und den Dachboden verbannt. Durch den plötzlichen Tod des jahrzehntelang wirkenden Mesners Hubert Auer gerieten die Teile in Vergessenheit. Bei der Recherche zum Schnaitseer Heimatbuch stieß Richard Hellmeier auf die Figuren und Kulissen, die ihm aus seiner Kindheit noch vertraut waren.
Als Rücksprache mit dem Erzbischöflichen Kunstreferat gehalten wurde, zeigten sich die Fachleute hochbegeistert über die Vollständigkeit des Inventars. Auf das Versprechen der Pfarrei hin, diese Schätze auch wieder der Öffentlichkeit zu zeigen, übernahm das Kunstreferat die vollständigen Kosten für Sicherung und Restaurierung. Diese wurde von dem renovierten Restaurationsbetrieb Wiegerling in Gaißach übernommen. 2006 wurde das Fastenbild in der Werkstatt des Burghauser Restaurators Markus Küffner soweit wieder hergestellt, dass es wieder bewegt werden konnte. Kirchenpfleger und Schreiner Anton Poschner fertigte für das Auf- und Abrollen eine Konstruktion, die es erlaubt, das Bild gefahrlos zu rollen.
Aufbau vor dem
Sebastiani-Altar
2009 wurde dann erstmals das Ölbergspiel wieder in Betrieb genommen. Auch heuer wird das „Heilige Grab“ wieder gezeigt. Statt in der Ölberg-Szenerie wurde es vor dem Sebastiani-Altar im Nordbau der Pfarrkirche aufgebaut. Damit ist es möglich, es über einen längeren Zeitraum zeigen zu können. Es kann während der Öffnungszeiten der Pfarrkirche besichtigt werden. Zu den Gottesdienstzeiten und an den Sonn- und Feiertagen ist auch die farbige Beleuchtung in Betrieb.