Oberaudorf – Es war ein langer und ausführlicher Vortrag, den der Erste Bürgermeister Matthias Bernhardt für die Oberaudofer Bürgerversammlung vorbereitet hatte. Nachdem die Informationen aus dem Rathaus in den vergangenen beiden Jahren coronabedingt nur digital an die Bürger weitergegeben werden konnten, kamen rund 50 Einwohner in den Kursaal, um sich persönlich einen Einblick in die Arbeit der Gemeinde zu verschaffen.
In seiner Präsentation ging Bernhardt neben den großen Bauprojekten auf die wichtigsten Themen wie die Nutzung des Kloster Reisach oder den Brenner-Nordzulauf ein. Zudem erklärte er, wieso der Gesamthaushalt mit 23 Millionen Euro fast doppelt so groß ist, wie in den Jahren zuvor.
Acht Millionen
Euro Schulden
„Das hat vor allem mit der Finanzierung der neuen Kläranlage zu tun“, berichtet der Bürgermeister zu Beginn der Versammlung. Seit 2019 beschäftigt sich die Verwaltung mit dem Neubau, der nicht nur Zeit und Nerven, sondern insgesamt rund zwölf Millionen Euro kostete. Aufgrund der nach wie vor ungeklärten Förderung musste die Gemeinde einen Großteil selbst übernehmen, was sich im Haushalt mit gut acht Millionen Euro Schulden widerspiegelt. Dieser laut Bernhardt historische Höchststand sei bei so einem großen Projekt allerdings nicht ungewöhnlich und bei der aktuellen Inflationsrate auch „gar nicht das Schlechteste“. Dennoch sollen die Schulden in den kommenden Jahren nach und nach getilgt werden. Im Haushalt für 2022 sind dafür 800000 Euro vorgesehen.
Nachdem der Großbau laut dem Rathauschef nun so gut wie fertiggestellt ist, richtet Bernhardt die Aufmerksamkeit auf weitere Bauprojekte in Oberaudorf. So wurde bei der Bürgerversammlung der Bebauungsplan für das Heimfeld vorgestellt. Auf dem ehemaligen Hallenbadgelände sollen künftig Mietwohnungen und Doppelhäuser entstehen, sowie eine Fläche für mietpreisreduzierten Wohnraum.
Am Gschwendtner Feld soll zudem bis Ende 2023 ein Edeka und ein Rossmann Einzug erhalten. Für die Bebauung der rund 14300 Quadratmeter großen Grünfläche an der Geigelsteinstraße hat der Gemeinderat in seiner Sitzungen im Februar grünes Licht gegeben (wir berichteten). Ein Thema, dass die Gemeinde seit 2019 in Atem hält, ist die Nutzung des Kloster Reisach. Nach dem bisherigen „Drama“, um das Gelände, das seit dem Auszug des Karmeliterordens dem Freistaat gehört, robbe man sich nun langsam voran (wir berichteten), wie Bernhardt betont. „Unsere Vereine haben hier ganze Arbeit geleistet, um das Gelände wieder nutzen zu können.“
Mit dem aktuellen Nutzungskonzept, dass nun an die bayerische Immobilienverwaltung geschickt wurde, hofft der Bürgermeister, dass das Gelände ohne Kirchengebäude von der Gemeinde übernommen werden kann.
Ein weiterer Punkt, der Versammlung war der Benner-Nordzulauf. Speziell die Verknüpfungsstelle in Niederaudorf ist laut dem Bürgermeister nach wie vor umstritten. „Für uns ist eine Verbindung durch den Wildbarren, der die landwirtschaftlichen Flächen nicht durchschneidet, weiterhin die beste Lösung“.
Eine Studie des Deutsche Zentrums für Schienenverkehrsforschung hatte hier zuletzt ergeben, dass eine solche unterirdische Verknüpfung theoretisch möglich, jedoch sehr aufwendig und teuer sei (wir berichteten).
Auf ein aktuelles Problem wies der Gemeindewerkleiter Hubert Paul mit seiner Energiebilanz hin. „Im Vergleich zum Anfang des Jahres ist der Strom um das doppelte teurer geworden“, berichtet Huber. Speziell an den Tagen nach Kriegsaufbruch in der Ukraine habe man sogar rund 45 Cent pro Kilowatt Stunde statt den bis dahin üblichen acht Cent bezahlt. Wann und wie stark die Einwohner diese Preisexplosion zu spüren bekommen, ist laut Huber jedoch unklar. Denn zum einen wird 80 Prozent des Stroms bis zu drei Jahren im Voraus eingekauft. Zum anderen wüsste aktuelle niemand, wie sich die Lage in Russland in den kommenden Monaten entwickelt.
Viel Einsatz während
der Corona-Pandemie
Zum Abschluss der Bürgerversammlung dankte Bernhardt nicht nur seinen Mitarbeitern, sondern auch den Vereinen sowie der Feuerwehr und anderen Hilfsorganisationen, die speziell in den schweren Zeiten der Pandemie hervorragende Arbeit geleistet hätten. „Wenn wir so weitermachen“, so der Bürgermeister, „werden wir gemeinsam auch die kommenden Herausforderungen bewältigen.“