„Was hier auf Erden war, verschwindet nicht im Nichts“

von Redaktion

Dekan Klaus Vogl über die Bedeutung der Auferstehung Jesu Christi von den Toten Interview

Wasserburg/Rott – Ostern feiern Christen in der ganzen Welt die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Dekan Klaus Vogl erläutert in einem Interview mit unserer Heimatzeitung, welche Bedeutung der höchste christliche Feiertag für ihn hat, wie er sich das Leben nach dem Tod vorstellt und ob es eine Hölle gibt.

Was stellen Sie sich konkret unter der Auferstehung vor?

Es wäre verkürzt zu sagen, dass die Auferstehungshoffnung nur das Jenseits, das Leben nach dem Tod betrifft. Die Hoffnung auf Auferstehung lässt einen auch vor dem Tod bereits anders leben, zuversichtlicher und gelassener. Wenn das Leben in dieser Welt nicht alles ist, kann ich anders mit dem umgehen, was mir zugemutet ist, was ich hier nicht erleben darf, was ich zunächst vielleicht als ungerecht empfinden. Auferstehung betrifft das ganze Leben, vor und nach dem Tod.

Beginnen wir mit dem Tod. Was passiert, wenn wir gestorben sind?

Wenn wir im Himmel angekommen sind, dann ist das Leben gerichtet. Versöhnung und Vollendung haben stattgefunden, sonst wäre es nicht der Himmel. Wir werden alle heil sein. Der Tod ist bei vielen mit Unsicherheit verbunden, mit der Frage, was bleibt, wenn ich alle und alles loslassen muss. Ich glaube, Jesus kommt uns im Sterben entgegen. Er holt uns ab, reicht uns die Hand und zieht uns in den Himmel. Was hier auf Erden war, verschwindet aber nicht ins Nichts. Ich löse mich nicht auf im Himmel, sondern ich bleibe ich.

Was ist mit den Übeltätern? Kommen die dann in die Hölle?

Ich glaube schon, dass es eine Hölle gibt, aber die ist von innen her verschlossen. Der Mensch ist nun mal frei, sich Gott und seiner Barmherzigkeit zu verschließen. Gott nagelt uns nicht für immer auf das fest, was wir Böses getan haben. Er bietet und an, alles zu lösen, was wir nicht lösen konnten. Die Kirche sagt uns, wer im Himmel ist (die Heiligen) aber sie sagt ganz bewusst nicht, wer in der Hölle ist, weil sie weiß, dass für Gott nichts unmöglich ist. Ich glaube auch an das Fegefeuer, als Chance, reif zu werden für den Himmel – Feuer aber nicht um des Quälens willen, sondern als Zeichen für manche Heilungsprozesse, die schmerzhaft sein können. Ziel ist immer das Heilwerden. Eine Ordensschwester sagte mir einmal: ‚Ohne Fegefeuer ginge der Zirkus hier auf Erden auch im Himmel weiter.‘

Betrifft die Auferstehung die Seele oder auch den Leib?

Auch das Leibhaftige wird im Himmel eine Rolle spielen. Auf irgendeine Weise muss auch die körperliche Dimension zu Trage kommen. Die Seele drückt sich ja auch im Leib aus und Jesus benutzt Bilder für den Himmel, die einen Leib voraussetzen: Hochzeitsmahl zum Beispiel, dazu braucht man einen Leib. Und Gott erwartet uns im Vaterhaus. Eine Seele braucht kein Haus, ein Körper schon.

Welche Bedeutung hat die Auferstehung für die Lebenden?

Ein Aufstehen für die, die am Boden sind, eine Befreiung, ein Rauskommen aus Gewohnheiten, ein Neuanfang in kriselnden Beziehungen oder bei Erfolglosigkeit … Da ist vieles möglich.

Auf einmal ist er da. Der Mensch spürt Gottes Kraft – und sein Bewusstsein verändert sich von einem Moment auf den anderen. Der Mensch sieht wieder klar, manchmal fließen Freudentränen. Barmherzigkeit, Trost, Frieden werden empfunden. Wer das erlebt, der empfindet es als ein großes Geschenk. Gott ist Realität, das spürt man in solchen seltenen Momenten. Es ist jemand da, der dich rauszieht aus deinem Schlamassel. Wer Gott auf diese Weise erfahren hat, der wird das nie wieder vergessen. So eine ‚Erfahrung‘ entzieht sich aber unserer Verfügbarkeit. Sie ist eine Gnade.

Und in der Stunde des Todes? Sie haben als Priester viele Sterbende begleitet, was haben Sie dabei erlebt?

Die Krankensalbung wirkt oftmals wie eine Kraftquelle am Scheidepunkt des Lebens. Sie bewirkt bei dem einen, dass er ruhig sterben kann und bei dem anderen, dass er gestärkt im Leben bleibt. Manche haben Angst, dass sie dem Kranken mit der Salbung signalisieren, es wäre jetzt zu Ende mit ihm. Das stimmt aber nicht. Die Betroffenen spüren in den meisten Fällen selbst am besten, wenn der Tod naht. Wenn sie mit ihren Freunden und Angehörigen nicht darüber sprechen, steht das oft wie eine Mauer zwischen ihnen. Das verhindert offene und ehrliche Gespräche. Durch die Krankensalbung wird der Kranke aufgerichtet, es geht auch hier um ein Auferstehen. Er vertraut sich Gott an und gewinnt so die nötige Kraft, seinen Weg weiter zu gehen, ins Jenseits oder zurück ins gewohnte Leben.Interview Petra Maier