Aschau – Die Rosi hat ein Telefon, auch ich hab ihre Nummer schon, unter 08031/400700 herrscht Konjunktur die ganze Nacht – ab dem 1. Mai startet in elf Gemeinden im Chiemgau ein On-Demand-Bussystem namens „Rosi“. Von Montag bis Donnerstag (7 bis 22 Uhr), am Freitag (7 bis 3 Uhr), Samstag (9 bis 5 Uhr) und Sonntag (9 bis 20 Uhr) können Bürger per App oder Telefon Busfahrten auf Abruf buchen. Rosi verbindet 615 Haltestellen miteinander und soll für mehr Mobilität in Aschau, Bad Endorf, Bernau, Breitbrunn, Eggstätt, Frasdorf, Gstadt, Höslwang, Prien, Rimsting und am Samerberg sorgen. Das Angebot wird von den drei Deutsche Bahn-Töchtern Regionalverkehr Oberbayern (RVO), Clevershuttle und ioki umgesetzt.
Freistaat Bayern
fördert das Projekt
„Das Besondere an ‚Rosi-Mobil‘ ist die hohe Flexibilität“, sagt Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner (CSU). Er hat das Projekt als Stimmkreisabgeordneter von Beginn an begleitet und die Förderung des Freistaates Bayern von rund drei Millionen Euro für die ersten sechs Jahre initiiert. „Damit werden auch Gebiete im ländlichen Raum erreicht, die für den regulären ÖPNV oft unerschlossen sind“, beschreibt der Abgeordnete die Stärken des Projekts, dass bayernweit ein Vorreiter im On-Demand-Verkehr sei.
On-Demand-Verkehr werde für den Klimaschutz und eine nachhaltige Verkehrswende von essenzieller Bedeutung sein, so Stöttner bei dem Festakt vor der Festhalle in Hohenaschau. „Wir hoffen, dass durch das Projekt Menschen ihr Auto daheim stehen lassen“, sagt Stefan Kühn, Geschäftsführer Regionalverkehr Oberbayern. Es sei ein enormer Schritt nach vorne, lobt Rosenheims Landrat Otto Lederer. „Zu unseren Bahn- und Buslinien bietet dieses System noch mehr Flexibilität.“
Das Angebot richtet sich dabei grundsätzlich an alle. Familien, Senioren oder Touristen, die vom Bahnhof einen Transport zur Unterkunft oder in Naherholungsgebiete brauchen. Gerade die Fahrten abends am Wochenende schließen eine Angebotslücke im Landkreis. Rosi kann am Freitag bis 3 Uhr, am Samstag sogar bis 5 Uhr gebucht werden. „Damit wollen wir Nachtschwärmern eine flexible Möglichkeit bieten, um sicher nach Hausen zu kommen“, sagt Stöttner.
„Rosi-Mobil“ soll aber keine Konkurrenz zum eigentlichen ÖPNV werden. Bucht ein Reisender eine Fahrt, die von einer regulären Buslinie abgedeckt wird, werde der Benutzer darauf hingewiesen, erklärt Stöttner. So ermittelt das System zum Erreichen des Wunschzieles die nächst gelegene von anderen Verkehrsmittel fahrplanmäßig angefahrene ÖPNV-Haltestelle sei es Bus oder Bahn, sodass eine ÖPNV-Weiterfahrt zu überregionalen Zielen erleichtert wird. Durch die über 600 Haltestellen „können Haltestellen und Gebiete bedient werden, die der klassische Linienbus – speziell im ländlichen Raum – nicht anfährt“, sagt Stöttner.
Und die Idee kommt bei den Bürgermeistern der teilnehmenden Gemeinden gut an. Das Rosi-Mobil sei ein vorbildliches interkommunales Projekt, sagt Aschaus Bürgermeister Simon Frank in seiner Festrede. Und auch Frasdorfs Bürgermeister Daniel Mair kommt ins Schwärmen. „Es ist ein wahnsinnig tolles Angebot und wird gerade von den älteren Bürgern bereits sehnsüchtig erwartet.“
Nutzung bis in die
Nacht möglich
Im Gemeindegebiet von Bad Endorf hat „Rosi“ zum Beispiel über 100 Haltestellen. „Die Zielsetzung war bei uns: Keiner soll mehr als 300 bis 500 Meter von einer Haltestelle gehen“, so Alois Loferer, Bürgermeister von Bad Endorf. Durch Rosi könnten Bürger nun bis in den Abend nach Prien oder Aschau fahren, oder auch die Naherholungsgebiete im Gemeindebereich erreichen.
Die Kosten für das „Rosi-Mobil“ variieren je nach Strecke. Sie beginnen bei 2,50 Euro für einen vier Kilometerradius. Fährt man über 15 Kilometer, zahlt der Reisende mindestens sechs Euro und legt für jeden weiteren Kilometer 1,10 Euro drauf.
Alle Beteiligten hoffen nun, dass das „Rosi-Mobil“ von den rund 50000 Bürgern, die in den elf Gemeinden leben gut angenommen wird. „‘Rosi-Mobil‘ ist modern, stärkt unsere Bürgerinnen und Bürger, unsere Region und die nachhaltige Mobilität“, fasst Klaus Stöttner das Projekt zusammen.