Beim Maibaum gehört das Stehlen dazu

von Redaktion

Hartnäckige Verhandlungen mit Dieben

Landkreis – Ein Maibaum, der nicht gestohlen wurde, ist kein Maibaum. Denn es gehört schlicht zu den vielen Traditionen rund um den meist weiß-blau angemalten Baum, dass er gestohlen wird.

Geschlagen werden die meist rund 30 Meter hohen künftigen Maibäume rund um die Thomasnacht, zur Wintersonnenwende, wenn aller Saft aus den Bäumen ist. Schon bald nach den Fällarbeiten findet sich ein Verein aus der Nachbarschaft, der den Baum still und heimlich – soweit das bei einem 30 Meter Baum und dem Einsatz mehrerer Traktoren möglich ist – stiehlt. Die Beute wird in den kommenden Monaten eisern bewacht.

Am 1. Mai wird es dann ernst für beide Parteien: Die Festlichkeiten beginnen nach der Ankunft des Baumes an der Ortsgrenze stets mit hartnäckigen Verhandlungen: Die „Maibaumdiebe“ feilschen um die Auslöse ihrer Beute. Der Bürgermeister und die Vorsitzenden der Diebe und der Aufsteller haben das Wort. Bei einem zu geringen Lösegeld kann es zu handfesten Drohungen und wenn es ganz schlimm kommt zum Abschneiden eines Stücks vom Gipfel mit der Kettensäge kommen. In der Regel einigt man sich auf eine Entschädigung in Form von Bier, einer Brotzeit und einer Mass Bier für die Aufsteller und Kaffee und Kuchen für die Dirndl.

Anschließend erfolgt der feierliche Einzug mit der Blaskapelle, dem örtlichen Verein und den Dieben.

Anstrengend ist das Aufstellen des über 30 Meter hohen, dekorierten Baumes. Unter dem Kommando eines erfahrenen Zimmermanns bringen die Männer und Burschen aller Vereine mit langen Stangen den Baum in die Senkrechte. Ein paar Dutzend Männer werden gebraucht, um den Maibaum nach alter Handwerkstradition und ohne technische Hilfsmittel aufzurichten. Wenn der Baum steht, werden die Zunft- und Handwerkszeichen angebracht und alles, was sonst zum Schmucke noch notwendig ist.reh/syl

Artikel 2 von 11