Aschau – Das große Zelt steht bereits, die letzten Aufbauarbeiten sind im vollen Gange. In Aschau findet das erste Mal seit über 40 Jahren wieder der Patronatstag der Gebirgsschützen statt. Hubert Stein, Hauptmann der Königlich Bayerischen Gebirgsschützenkompanie Aschau, verrät in einem Interview mit den OVB-Heimatzeitungen, was währende der Festtage geplant ist.
Die Vorbereitungen für den Patronatstag der Gebirgsschützen aus ganz Oberbayern biegen in die Zielgerade ein, nur wenige Tage trennen uns noch vom Bieranstich und vom großen Festtag. Wird alles zeitgerecht fertig?
Wir liegen gut in der Zeit. Alle großen Vorbereitungen sind abgeschlossen und an den Kleinigkeiten kann man ja unendlich feilen. Wer jemals 500 Biertischgarnituren aufgestellt hat, der weiß, wovon die Rede ist. Mittlerweile lebe ich seit 14 Tagen im Zelt (lacht) und ständig gibt es etwas zu tun. Es haben sich genügend Arbeitskräfte eingefunden, die für das große Vorhaben extra Urlaub genommen haben und ihren Urlaub heuer an der Prien in der Gemeinschaft im Zelt verbringen (lacht). Wir haben sehr spät erfahren, dass wir den Patronatstag ohne Corona-Einschränkungen durchführen können, entsprechend kurz war die Vorbereitungszeit. Wir haben aber mit unserem Festausschuss in den letzten Jahren bereits auf die Möglichkeit hingearbeitet, dass wir das Fest ausrichten könnten und waren damit nicht ganz unvorbereitet. Die beteiligten Behörden und Institutionen haben auch kurzfristig gut mitgezogen, vor allem die Gemeinde Aschau hat uns in jeder Hinsicht unterstützt. Trotzdem wird es so sein, dass die letzten Bauarbeiter das Zelt durch den Hintereingang erst dann verlassen, wenn die ersten Gäste am Vordereingang auftauchen.
Was gibt es denn noch so zu tun?
Nach dem Aufbau und der Möblierung des 4000-Personen-Zeltes müssen wir uns um den Platz des Feldgottesdienstes und um den Altaraufbau kümmern. Wir müssen ein paar Tage vor der allgemeinen Mahd für gemähte Wiesen sorgen und für die Bereitstellung von ortsnahen Parkplätzen für Busse und Pkw. Die meisten Gäste wollen ja mit dem Auto direkt ins Festzelt fahren (lacht).
Die GSK Aschau richtet den Patronatstag zum zweiten Mal nach 1978 aus. Was bedeutet der Patronatstag für die Kompanie?
Der Patronatstag ist der höchste Feiertag der Bayerischen Gebirgsschützen, zu dem sie sich zu Ehren ihrer Patronin, der Muttergottes, am Fest der Patrona Bavariae treffen. Für die Kompanie von Aschau ist es eine große Ehre, dieses höchste Fest nach 44 Jahren wieder einmal ausrichten zu dürfen. Der Schirmherr des Tages ist traditionell der bayerische Ministerpräsident. Markus Söder reiht sich in die Reihe der prominenten Schirmherren ein. Nach einem ersten Besuch beim Aschauer Markt 2012 kommt Ministerpräsident Söder zum zweiten Mal nach Aschau ins Priental. Für die Gebirgsschützenkompanien zwischen Garmisch-Partenkirchen und Bad Reichenhall ist die Teilnahme verpflichtend. So erklärt sich auch die hohe Teilnehmerzahl von 4000 Schützen und Marketenderinnen, die am Sonntag erwartet werden. Die Kompanie führt die Tradition des Wehrhaften Brauchtums fort. Gerade in der Welt der Globalisierung, in der oftmals die Werte der Kultur verloren gehen, gewinnen die Ideale der Gebirgsschützen, wie Treue zum angestammten christlichen Glauben, Treue zur bayerischen Heimat und Pflege der Kameradschaft zentrale Bedeutung.
Wo kommt diese Tradition denn her?
Der Patronatstag ist der Festtag für das Marienfest „Patrona Bavariae“ am 1. Mai. Herzog Maximilian I., der spätere Kurfürst, begann 1598 seine Regierungszeit mit einer Wallfahrt zur Heiligen Jungfrau nach Altötting. Die Marienverehrung und das Patronat Mariens über Baiern wurden im Herzogtum zum Staatsprogramm, wichtige Staatsaktionen wurden auf Frauentage gelegt. Die Fahnen von Maximilians Armee hatten als Erkennungszeichen das Bildnis der Madonna eingestickt. Maximilian „ernannte“ Maria zur „Patrona Boiariae“.
Kurz vor dem Ende der bayerischen Monarchie richtete König Ludwig III. – zusammen mit seiner Gemahlin Marie Therese – die Bitte an Papst Benedikt XV., dass Maria von ihm zur „Patronin der Bayern erklärt werde“ und dass dazu ein besonderes Fest unter dem Titel „Patrona Bavariae“ alljährlich im Marienmonat in ganz Bayern gefeiert werden dürfe. Papst Benedikt XV. genehmigte dies per Dekret vom 26. April 1916.
Die Menschen im katholischen Bayern haben die von Herzog Maximilian „angeordnete“ Marienverehrung mit offenem Herzen angenommen. Bei den bayerischen Gebirgsschützen, die ihre Tradition wesentlich auf die von Herzog Maximilian organisierte Landesdefension zurückführen, wird das Patronat der Muttergottes über Bayern besonders gepflegt.
Am Wochenende wird es in Aschau von Fahnen, farbigen Monturen, Federn und Lederzeug, Karabinern und Pionierwerkzeug nur so wimmeln. Wie sind die Aschauer Gebirgsschützen zu erkennen?
Die Schützen der Kompanie tragen einheitlich als Montur eine Lederbundhose, graue Lodenjoppe, weißes Hemd, weiße Strümpfe und schwarze Berg- oder Haferlschuhe, der Aschauer Stopselhut mit der Birkhahnfeder; eine grüne Schützenschnur mit Quasten und die weiß-blaue Armbinde mit Metallwappen runden das Bild ab. Die Montierung erfolgte 1958 nach Motiven auf den alten noch erhaltenen Schützenscheiben von 1848.
Die Offiziere der Kompanie führen als Blankwaffe einen Säbel. Die Mannschaft ist durchweg mit dem Karabiner K98 ausgestattet, ein Salvenzug schießt auch mit Vorderladern. Im Jahr 2017 wurde eine eigene Böllergruppe gegründet, sie wird nun erstmals beim Festzug das „neue“ Geschütz von 1745 mitführen.
Interview: Heinrich Rehberg