Oberaudorf – „Nicht zuletzt die Ukraine-Krise hat uns vor Augen geführt, dass eine nachhaltige Energieversorgung nicht nur zum Erhalt der Umwelt, sondern auch in Hinsicht auf die Energiekosten für Bürger und Kommune ein zentrales Thema ist“, zeigte sich Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt (FWO) auf der jüngsten Gemeinderatssitzung überzeugt und will dies ab sofort zu einem der Kernthemen seiner Arbeit machen.
Im Bereich der kommunalen Verwaltung wurden einige Weichen bereits gestellt. Dr. Bernhardt erklärte: „Aktuell haben wir uns bei der Sanierung der Alten Schule Niederaudorf gegen die geplante Gasheizung entschieden. Hier wird eine Pelletsheizung eingebaut und eine Fotovoltaikanlage (PV) installiert.“ Für alle Bestandsgebäude der Gemeinde wird zudem ein Sanierungskonzept erarbeitet. Ziel ist, den Energieverbrauch durch größtmögliche Nutzung von PV-Anlagen und Wärmedämmung nachhaltig zu senken. „Hier hoffen wir auch auf staatliche Fördermittel“, so Bernhardt. Signifikantes Einsparungspotenzial sieht er zudem bei der Straßenbeleuchtung durch dynamische Steuerungskonzepte.
„Einsparungsmöglichkeiten zu nutzen ist die eine Sache, Energieerzeugung in der eigenen Gemeinde die andere wichtige Säule“, betonte der Bürgermeister und fand Unterstützung in allen Fraktionen. Nach reger Diskussion wurde die Bandbreite der Möglichkeiten klar. Windenergie scheidet grundsätzlich aus, da die Anlagen weder landschaftlich vertretbar, noch wirtschaftlich sinnvoll wären. Das Windaufkommen ist zu gering. Mehr Potenzial sieht das Gremium bei der Nutzung aller geeigneten Flächen für Fotovoltaik. „Leider ist es noch ein weiter Weg, die Flächen an der Autobahn durch Einhausung mit großen PV-Elementen massiv zu nutzen“, so Bernhardt.
In die Diskussion eingebracht wurde auch die Möglichkeit, das Neubaugebiet „Badgelände“ mit einer zentralen Hackschnitzelheizung energetisch zu versorgen. Bis zu 300 Kilowatt Leistungsschöpfung wird auch durch den Aufbau von Biogasanlagen gesehen. Größtes Potenzial sieht die Gemeindeführung bei der Wasserkraft. Die Gemeinde verfügt im Bereich Mühlbach bereits über ein Wasserkraftwerk von 700 Kilowatt installierter Leistung. Der Bürgermeister sagte dazu: „Doch ich sehe eine Möglichkeit, den Auerbach mit einer noch leistungsfähigeren Anlage zu nutzen.“ So wäre denkbar, dem Gewässer kurz nach der Hotelanlage Tatzelwurm Wasser zu entnehmen und durch eine Druckleitung zu pressen.
Dadurch wäre kein Stauwerk in dem landschaftlich sensiblen Bereich erforderlich. Dr. Bernhardt schlug vor, eine fachliche Untersuchung zum Wasserkraftpotenzial und einer möglichen Kraftwerksituierung des Auerbachs vornehmen zu lassen. Dies befürwortete das Gremium ohne Gegenstimme.
Die Gemeindeführung sieht somit die Möglichkeit, allein durch die optimale Nutzung der örtlichen Wasserkraft die Stromgrundlast der Kommune von 1,7 Megawattstunden großteils abfangen zu können. Dr. Bernhardt kündigte an: „Sollte uns das gelingen, würden wir für die Zukunft neben der Energiesicherheit auch eine Wertschöpfung mit erheblichem Zufluss an Geldmitteln schaffen.“roc