Neubeuern/Wasserburg – Es war eine stilvolle, von der Abendsonne beleuchtete Zeremonie, mit der das namenlose Boot auf seine letzte Reise nach Neubeuern geschickt wurde. Gottfried Held, stadtbekannter Töpfer und Schifffahrtsunternehmer, hat den katholischen Stadtpfarrer Bruno Bibinger, die evangelische Pfarrerin Cordula Zellfelder und den Vorsitzenden der St. Nikolai-Schiffleut-Bruderschaft Wasserburg, Sebastian Weger, zum Innkraftwerk gebeten, wo dieser Aktion ein durchaus würdiger Rahmen gegeben wurde. „Das ist eine Riesensache“, freute sich Weger und lobte Helds Engagement für die Überführung.
Lange in der Garage
statt auf dem Wasser
Gottfried Held weiß genau, was es mit dem rund sieben Meter langen Boot auf sich hat: „In Neubeuern hat es einen Schiffbaumeister gegeben, den Schmiedl Michael. Der ist 1989 gestorben, zeitweise war er auch Bürgermeister von Neubeuern“, erzählt er. Das blaue Boot sei eines der letzten gewesen, die Schmiedl gebaut habe.
Laut Held ist es zuerst zum Auftraggeber ins Allgäu verfrachtet worden – zu einem Energieversorgungsunternehmen. Zum Einsatz sei das Boot aber kaum gekommen: „Es war dort meistens in einer Garage“, so der 67-Jährige. Deshalb sei es wohl verkauft worden – an privat. Der neue Besitzer habe damit auf Fischfang gehen wollen, doch aus den Plänen sei nichts geworden. Und so sei es zu einem weiteren Wechsel des Eigentümers gekommen: „Ich habe es im vergangenen Herbst gekauft“, berichtet Held, der es als Arbeitsboot einsetzen wollte. Aber gebraucht hat er es tatsächlich nie. Den bezahlten Preis will er nicht verraten.
Beim genaueren Hinschauen entdeckte Held auf einer kleinen, hellblauen Plakette den Schriftzug mit dem Namen des Baumeisters: Schmiedl Michael, Altenmarkt. Ein Ort, der zu Neubeuern gehört. In der Gemeinde habe er angefragt, ob Interesse an einer Rückgabe bestehe. Und tatsächlich: Neubeuern gewann einen Sponsor, mit dem das Geschäft realisiert werden konnte.
Zuvor hatte die Neubeurer Schiffleutbruderschaft eine Delegation nach Wasserburg geschickt, um sich das Boot anzuschauen. „Die haben es für gut befunden“, sagt Held. Die traditionsreiche Bruderschaft wollte damit ihrem Museum zur 400-Jahr-Feier ein Ausstellungsstück bescheren. Lehrreich sei es aufgrund der Bauweise allemal. „Es ist aus einem afrikanischen Regenwaldholz gefertigt, aus Makoré“, beschreibt Held.
Relikt kommt
wieder zu Ehren
„Ganz wichtig ist es, dass man solche Relikte aus der Vergangenheit wieder zu Ehren kommen lässt“, betonte Weger bei der Zeremonie am Innkraftwerk. „Diese wunderbare Stadt würde es in der Form ohne die Schiffleut nicht geben.“
Wo das Boot seinen finalen Hafen findet, sei bisher noch nicht ganz sicher, so Juliane Tiefenmooser, Erste Vorsitzende der Schiffleutbruderschaft Neubeuern.