Auf den Spuren von Napoleons Truppen

von Redaktion

Der Heimatforscher Markus Müller zeigt neue Funde und Erkenntnisse in Riedering

Riedering – Napoleons Truppen in Riedering? Heimatforscher Markus Müller macht es möglich und präsentiert ab 10. Juni neue Fundstücke und Erkenntnisse im Sitzungsgebäude hinter dem Rathaus. Im Vorab-Gespräch erklärt er, warum Heimatgeschichte wichtig ist und was es zu sehen gibt.

Heimatgeschichte
muss alle angehen

„Diesmal soll die Rheinarmee im Mittelpunkt stehen.“ Heimatforscher Markus Müller hatte schon bei seiner ersten, viel beachteten Ausstellung in Riedering Wissenswertes rund um Napoleons Truppen in Riedering zusammengetragen. Nun will er in einer Folgeausstellung die Rheinarmee um 1800 in den Mittelpunkt stellen, die quer durch Südostbayern marschierte. Hobby-Historiker Müller, im echten Leben Bauspengler, hat auch die neue Ausstellung eigenständig konzipiert, Fundstücke teilweise selbst ausgegraben, teilweise ersteigert. Sein Credo lautet: Heimatgeschichte muss alle angehen. Müller erzählt von der Begegnung mit einem Vater und dessen Sohn bei der letzten Ausstellung. „Da werden im Geschichtsunterricht die napoleonischen Kriege drangenommen“, aber keine Klasse komme zu Besuch. „Da fehlt es an Heimatbezug.“

Dabei könnte man so einfach das Interesse an Geschichte wecken. Man muss ja nicht gleich wie er, Müller, mit Metalldetektor, Schaufel und Pinpointer Felder in Bahnen abgehen, um historisch interessante Funde zu bergen. Aber Geschichte werde erst spannend, meint Markus Müller, wenn man einen Ortsbezug hat. Das mache Geschichte begreifbar.

Zum Beispiel erinnern die Steinsäulen bei Altenmarkt bei Neubeuern und am anderen Flussufer bei Raubling an den Inn-Übertritt der Franzosen am 9. Dezember 1800.

Die Metallfahne mit Kanonenkugel am Rosenheimer Mittertor beim Schuhhaus Reindl gibt ebenso wie das Votivbild in der Stephanskirchener Kirche (das Original ziert heute die Bayrische Landesausstellung in Regensburg) beredtes Zeugnis. Auch ein Exkurs für den Deutschunterricht bietet sich an, meint Müller: „Kein deutscher Dialekt hat so viele aus dem Französischen stammende Wörter übernommen wie das Bayerische.“

Sei es das Trottoir, der Schandi (Gendarm), das Charivari oder das Böfflamott. Das ist Kulturgut, das müsse erhalten bleiben.

Deswegen will er weitermachen und Heimatgeschichte vermitteln. Nun also gibt es die zweite Ausstellung mit Fundstücken, Nachbauten, Votivbildern und Waffenreplika. Darunter sind zwei Offizierssäbel, einer wiegt 1,9 Kilogramm, der andere 1,5. Das ist Heimatgeschichte zum Anfassen, findet Müller. Diesmal dreht sich alles um die „Armee du Rhin“ (Rheinarmee), die nach der Schlacht von Hohenlinden über Stephanskirchen und Seeon-Seebruck nach Salzburg marschierte. Ihr Anführer war General Jean-Victor Moreau (1763 – 1817), der am 3. Dezember 1800 den wichtigen Sieg bei Hohenlinden errang – mit der vorentscheidenden Aktion bei Maitenbeth – und zunächst den Waffenstillstand von Steyr am 25. Dezember und dann den Frieden von Luneville herbeiführte.

Der am 9. Februar 1801 unterzeichnete Friedensschluss bestätigte den Rhein als Grenze zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich. 63000 Quadratkilometer Land und 3,5 Millionen Menschen fielen damit an Frankreich.

Den Fürstentümern des Heiligen Römischen Reiches wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher und zum Teil auch Mittelbarmachung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt. Bayern profitierte vom neuen Bündnis, denn Franken und Schwaben wurden fast gänzlich Teil des Kurfürstentums und des späteren Königreichs Bayern.

Von Mitte Juni bis
Ende Oktober

Auch wenn Müller nicht auf die Details der großen Weltgeschichte in seiner Ausstellung eingehen kann, spannend bleibt es allemal. Denn die Rheinarmee hat bis heute ihre Spuren in unserer Region hinterlassen. Auf deren Spuren hat sich Müller begeben. Heimatgeschichte detailreich und fundiert auf wenigen Quadratmetern zusammengestellt und erklärt.

Die Ausstellung „Die Rheinarmee. Napoleonische Truppen in Riedering. Neue Funde und Erkenntnisse“ läuft von Freitag, 10. Juni, bis Samstag, 29. Oktober. Weitere Informationen zu Führungen und Terminen gibt es auf der Website www. riedering.de/aktuelles.

Artikel 1 von 11