Aschau – In der Mitte steht eine Säule mit Köpfen von Soldaten, in den Gedenktafeln wurden die Namen der Gefallenen eingraviert. Das Kriegerdenkmal in Aschau an der Ecke Kampenwandstraße/Schulstraße wird 100 Jahre alt. Am 28. Mai 1922 wurde es eingeweiht. Wie es zur Idee kam.
Schon kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kam im Oberen Priental der Gedanke auf, ein Kriegerdenkmal zu errichten. Es sollte ein zentraler Ort der Trauer und des Gedenkens für die Gefallenen der beiden Nachbarsgemeinden Nieder- und Hohenaschau sein. 35 Männer aus der Gemeinde Niederaschau kamen nach dem Ende des Krieges nicht zurück nach Hause. Ihre Gräber lagen weit entfernt und für die Angehörigen unerreichbar – vor allem in Frankreich und Belgien.
Die Gemeinde Niederaschau zählte vor dem Krieg 1038 Einwohner. Ilse Goßner, die Archivarin der Gemeinde Aschau im Chiemgau, die aus den beiden ehemaligen selbstständigen Gemeinden Niederaschau und Hohenaschau entstand, ist in die Tiefen des Archivs eingetaucht und hat dabei viele Einzelheiten ans Licht gebracht.
Aus dem ersten vorhandenen Protokoll des Denkmalausschusses vom 24. Oktober 1920 geht hervor, dass der Kunstmäzen Konsul Karl Kotzenberg aus Frankfurt am Main 10000 Mark an den Ortspfarrer Monsignore Josef Jud überwies. Dies war der Grundstock zur Errichtung eines Denkmals für die von 1914/18 gefallenen Soldaten der beiden Gemeinden.
Bereits am 11. Dezember 1920 beschloss die Gemeinde Hohenaschau „durch Schaffung eines eigenen Denkmals selbstständig vorgehen zu wollen.“ Eine Bitte an Hohenaschau zur Zusammenarbeit wurde Anfang 1921 mit dem Hinweis abgelehnt „die Vorarbeiten und Ausgaben seien in Hohenaschau schon zu weit fortgeschritten, um noch umdisponieren zu können.
Außerdem habe Theodor Freiherr von Cramer-Klett den Platz gegenüber dem Burghotel kostenlos als Platz für ein Hohenaschauer Kriegerdenkmal zur Verfügung gestellt.“
Enttäuscht über den Alleingang der Hohenaschauer und die damit verbundenen Mehrkosten für Niederaschau wurde nun mit allem Nachdruck nach Geldquellen zur Finanzierung des Vorhabens gesucht. Als erste Maßnahme wurde eine Haussammlung beschlossen, für die sich Bürgermeister Groß persönlich zur Verfügung stellte. Dabei kam eine Summe von rund 23000 Mark zusammen. Trotz der Absage von Hohenaschau für ein gemeinsames Denkmal, unterstützte Konsul Kotzenberg Niederaschau weiterhin.
Er vermittelte einen Kontakt zum Architekten Professor Wilhelm Riedisser (1870 – 1933) in München, der ein erstes Modell anfertigte.
Im August 1921 erging der Auftrag an den Professor: Er sollte den Plan des Denkmals zeichnen. Mit dem Steinmetzmeister Josef Schmid aus Prien schloss die Gemeinde im September 1921 einen Vertrag zur Ausführung der Arbeiten aus Bodenwöhrer Sandstein.
Über das Kriegerdenkmal Hohenaschau sind im Archiv keine vergleichbaren Unterlagen vorhanden, sagt Ilse Goßner. Ebenfalls 1922 schuf der Bildhauer Angelo Negretti (1881 bis 1930) aus München im Auftrag von Konsul Karl Kotzenberg den Kriegeraltar in Eichenholz zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkrieges für die Pfarrkirche in Niederaschau.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs mit den Namen der 48 Gefallenen und Vermissten mit eigenen Gedenksteinen ergänzt. Heinrich Rehberg