Bad Feilnbach – Jede Kommune steht in der Verpflichtung, einen ausreichenden Katastrophenschutz zu gewährleisten. Dazu gehört auch eine rechtzeitige Warnung und gut funktionierende Alarmierung der Bürger. Mit Blick auf die Naturkatastrophen 2021 mit Überflutungen, Murenabgängen und Sturzbächen hat der Bad Feilnbacher Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung die aktuelle Mobilfunk-Situation und die vorhandenen Sirenenanlagen in der Kommune thematisiert.
Für Warn-Apps
fehlt das Netz
Nach vorliegenden Erkenntnissen der Referenten – Diplomingenieur Ronald Fabian und Dr. Michael Oestreicher von Techcom Consulting Bad Feilnbach – gibt es über das Gemeindegebiet verteilt viele Funklöcher. Diese sogenannten „Weißen Flecken“ wirken sich nachteilig auf das Alarmsystem im Katastrophenfall aus. In Folge werden Alarmierungen von gängigen „Warn-Apps“ nicht erkannt.
Eine unzureichende oder gar fehlende Mobilfunkversorgung wurde bei Messungen östlich von Litzldorf, in Derndorf und im südwestlichen Gebiet von Bad Feilnbach festgestellt.
Auch westlich von Au seien die Voraussetzungen für Warnungen im Katastrophenfall nicht ausreichend. Mobilfunktechnische Benachteiligungen gebe es in manchen ländlichen Gebieten auch, weil Mobilfunkbetreiber eine Schließung von Funklöchern aus Gründen der Unwirtschaftlichkeit nicht weiterverfolgen würden, wie die Referenten erklärten.
Dabei stelle der Bund zur Optimierung von Mobilfunknetzen in unterversorgten Gebieten öffentliche Fördermittel bereit. Auf Nachfrage von Gemeinderat und Zweitem Bürgermeister Josef Rauscher (CSU) informierten die Techcom-Experten, dass sich die Zuwendung für die betroffenen Gemeindeteile auf bis zu 100 Prozent belaufe.
Die fördernde Behörde würde sich mit Grundeigentümern zusammensetzen und Angebote erstellen, erklärte Fabian auf die Frage von Rätin Sieglinde Angermaier (Grüne) nach dem Prozedere.
Wenn schon der Mobilfunk nicht ausreicht, sind dann wenigstens ausreichend Sirenen da? Über das Gemeindegebiet verteilt befinden sich sechs Sirenen, die im Katastrophenfall eine Schutzwarnung gewährleisten sollen.
Allerdings, wie beim bundesweiten Probealarm festgestellt wurde, besteht dringender Bedarf für eine Neuanschaffung entsprechender Geräte auf aktuellem Stand der Technik, denn für digitale Alarmierungen sind Tetra-Sirenensteuerempfänger erforderlich. Geräte, die in den vergangenen Jahren im Gemeindegebiet installiert wurden, etwa die Dachsirenen auf dem Feuerwehrhaus in Litzldorf und auf dem Dorfgemeinschaftshaus in Dettendorf, müssten umgerüstet und ertüchtigt werden.
Auf Vorschlag der Kommandanten der örtlichen Feuerwehren und einer Fachfirma sollen die Dachsirenen auf dem Rathaus, auf einem Wohnhaus in Kematen und dem Schulhaus in Au neu beschafft werden. Am Weitmoosweg in Au soll eine Mastsirene errichtet werden. Von der Notwendigkeit absolut überzeugt, entschieden sich alle Ratsmitglieder mit 18:0 Stimmen einhellig für die erforderlichen Neubeschaffungen und Ertüchtigungsmaßnahmen.
Förderung bis
Ende 2023 möglich
Gleichzeitig votierten sie dafür, entsprechende Förderanträge bei der Regierung von Oberbayern zu stellen. Diese habe zur Verbesserung der Warnstruktur ein Sonderförderprogramm erlassen. Gefördert werden demnach Sirenen in Dach- oder Gebäudemontagen mit einem Bruttobetrag in Höhe von 10850 Euro. Für Sirenen als freistehende Masterrichtung werden 17350 Euro bereitgestellt.
Maßnahmen von Ersatz oder Ergänzungen bestehender Sirenenansteuerungen gemäß der aktuellen Anforderungen etwa zur digitalen Alarmierung werden mit 1000 Euro gefördert. Der Förderzeitraum des Sonderförderprogrammes wurde vom Bund um ein Jahr bis zum 21. Dezember 2023 verlängert. Entsprechende Förderverträge müssen bis 31. Dezember dieses Jahres geschlossen sein. pes