Mehr Sicherheit auf dem Schulweg

von Redaktion

Eltern kritisieren Gemeinderatsentscheidung – Forderung nach einem runden Tisch

Bad Endorf – Mehr Sicherheit auf dem Schulweg fordern vier Bad Endorfer Mütter, die sich zur Elterninitiative „Schulwegsicherheit“ zusammengetan haben. Auslöser für den Zusammenschluss der Eltern war ein Poller auf einem Fuß- und Radweg, der zur Mittelschule Bad Endorf führt. Der Poller wurde per Gemeinderatsbeschluss entfernt. Doch das sei nicht die einzige Gefahrenstelle, der die Kinder jeden Tag ausgesetzt sind. Deswegen fordern die vier Frauen einen runden Tisch mit Verwaltung, Polizei, Busfahrern, Lehrern und Jugendlichen. Einen Dialog, für den auch Bürgermeister Alois Loferer (CSU) offen ist. Er erklärt, warum der Gemeinderat sich für einen Abbau des Pollers ausgesprochen hat.

Poller wurde
abgebaut

„Ich bin total schockiert darüber, was da passiert ist“, sagt Mareike Melain, Grünen-Gemeinderätin. „An dem Fuß- und Radweg der Mittelschule wurde ein Poller aufgestellt, der mit einem Gemeinderatsbeschluss Anfang April wieder abgebaut wurde.“ Die Gründe für den Abbau des Pollers können weder Melain noch die drei Frauen, die ebenfalls über die Sicherheit ihrer Kinder besorgt sind, verstehen. Denn in der von der Verwaltung vorgelegten Begründung käme kein einziges Mal das Thema Kinder und Jugendliche noch die Schulwegsicherheit vor.

„Eine der Begründungen ist, dass die Busfahrerin, die die Schüler nach Hause bringt, zehn bis 20 Minuten länger braucht, wenn sie nicht über den Fuß- und Radweg fährt. Sie muss nämlich sonst von der Landinger Straße auf die Wasserburger Straße einbiegen“, sagt Melain. Sie und die drei Frauen zweifeln, dass es zu dieser Verzögerung kommt und sehen sie nicht als gravierend an, da die Kinder nach Hause gefahren werden.

Bürgermeister Loferer gewichtet gerade dieses Argument anders. Durch eine solche Verzögerung verspäte sich die Busfahrerin für ihre nächste Tour. „Das bedeutet, dass weitere Kinder dann regelmäßig eine zusätzliche Wartezeit an der Bushaltestelle in Kauf nehmen müssen und später nach Hause kommen“, sagt Loferer. Deswegen sei der Bus mit einer Sondererlaubnis ausgestattet worden. „Insgesamt ist auch das eine Auseinandersetzung mit Sicherheitsaspekten für einen bestimmten Personenkreis, der in der Abwägung ebenso eine Rolle spielt wie die Sicherheit des Personenkreises, der den Geh- und Radweg benützt“, so der Bürgermeister weiter.

Flurschaden auf
der Rasenfläche

Ein weiterer Grund für den Abbau, den Melain kritisiert, sei das rechtswidrige Verhalten der Lehrer und des Busfahrers, die aufgrund des Pollers nun über die angrenzende Rasenfläche gefahren seien. Dadurch entstand ein Flurschaden, der, laut Verwaltung, nur durch großflächige bauliche Veränderungen vermieden werden könnte. Kein ausreichender Grund für die Grünen-Gemeinderätin. „Dass ein unrechtmäßiges Verhalten ein Grund ist, warum ein Beschluss wider die Schulwegsicherheit fällt, verstehe ich nicht“, so Melain. Zudem würden dort einfach Pfosten reichen, um das Ausweichen zu vermeiden.

Es sei ein Ärgernis gewesen, dass der Weg weiter benutzt worden sei, sagt Loferer. „Dieses Problem dürfte bei der Bewertung des Gesamtsachverhalts im Gemeinderat aber nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben“, erklärt der Bürgermeister die vom Gemeinderat getroffene Entscheidung. Zuletzt hat sich die Verwaltung aufgrund des dortigen landwirtschaftlichen Verkehrs gegen den Poller ausgesprochen. „Angeblich müssten Baumstämme vom Wald über den Fuß- und Radweg geschleppt werden“, sagt Melain. Dass dies ein Landwirt noch mache und die Stämme nicht gleich auf einem Hänger verlade, können sich die vier Frauen nicht vorstellen. Jedenfalls hätten sie noch nie einen Landwirt gesehen, der seine Baumstämme über den Weg gezogen habe. Und selbst wenn, könne dafür eine Lösung gefunden werden.

„Der Dialog mit den Landwirten und Grundeignern am Weg hat unterschiedliche Benutzungsnotwendigkeiten herausgestellt“, erklärt Loferer – unter anderem die im Gemeinderat als Beispiel angeführte Waldbewirtschaftung. „Der Weg ist von Anfang an für landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben, ebenso wie die freie Zufahrt zum Tennisheim – auch das wurde beim Aufstellen des Pollers nicht bewertet.“

Trotz der Mehrheitsentscheidung im Gemeinderat kritisiert Melain den Abbau. „Wir stellen das Gewohnheitsrecht hinter das Recht der Kinder und Jugendlichen.“ Nun kann der Bus wieder ungehindert auf dem Fuß- und Radweg zur Schule fahren. Zu den Stoßzeiten, in denen die Schüler zur oder aus der Schule strömen. In den Augen der vier Mütter eine Gefahr.

Doch der Poller sei nur einer von vielen Gefahrenpunkte in der Marktgemeinde Bad Endorf. Die Frauen der Elterninitiative geben unter anderem die Kreuzung am Kirchplatz, den Fußgängerüberweg an der Chiemseestraße, die Traunsteiner Straße, aber auch die Bushaltestelle nahe des Edeka als Gefahrenstelle an.

„Die Mittelschüler kommen hier echt in Stress. Auch als Autofahrer ist es nicht schön, dort entlangzufahren. Man hat Angst, dass einem ein Kind vors Auto läuft“, sagt Verena Pilger-Lampersberger, die ebenfalls bei den Bad Endorfer Grünen ist.

Für einen
Dialog bereit

Deswegen versuchen die vier Frauen das Gespräch mit der Endorfer Verwaltung, der Polizei, den Busfahrern, den Lehrern und Schülern zu suchen. „Wir haben die Idee zu einem runden Tisch, der konstruktiv und offen zum Wohle aller ist“, sagt Kathrin Kerl. Denn derzeit haben die Frauen Angst, dass ihren Kindern auf den Straßen von Bad Endorf etwas passiert. „Wenn mein Drittklässler zu spät nach Hause kommt, habe ich Angst. Ich überlege dann, ob ich ein Blaulicht gehört habe“, sagt Erina Roßmann. „Jeden Tag sage ich meinen Kindern: ‚Passt gut an der Kreuzung auf‘“, fügt Pilger-Lampersberger hinzu.

Bürgermeister Loferer ist sich bewusst, dass „Schulwegsicherheit in Bad Endorf eine große Aufgabe ist“. Verkehrsordnungsrecht und Straßen- und Wegebau seien aber leider keine trivialen Themenbereiche. „So wird eine Vielzahl an Experten mitsprechen, wenn wir unsere Probleme lösen wollen. Der konstruktive Dialog ist aber immer ein gutes Mittel, Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen. Dazu steht die Marktgemeinde bereit“, sagt Loferer.

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