Lkw auf die Autobahn verbannen

von Redaktion

Neubeuern und Nußdorf fordern nach neuem Gutachten Tonnagebeschränkung

Neubeuern/Nußdorf – Die Blockabfertigung bedeutet für Lastwagenfahrer: Warten, und zwar stundenlang. Für die umliegenden Ortschaften heißt das: Lkw, die sich durch die Gemeinden zwängen und Straßen blockieren. Denn die Fahrer weichen lieber auf Landstraßen aus, als auf der Autobahn festzustecken. Dem Neubeurer Bürgermeister Christoph Schneider (Unabhängige Neubeurer) und der Nußdorfer Bürgermeisterin Susanne Grandauer (CSU/ FWG) reicht es. Sie haben ein Verkehrsgutachten erstellen lassen, um dem Problem ein Ende zu setzen.

480 Lastwagen
pro Tag

Ein Gutachter hatte Verkehrszählungen durchgeführt, Straßenbreiten gemessen, Fuß- und Radwege untersucht sowie den Verkehr an Tagen der Blockabfertigung und an „normalen“ Tagen überwacht. „Wir wollten den Staatsstraßenabschnitt von Rohrdorf bis Brannenburg unabhängig inspizieren lassen, um zu sehen, was wir gegen den Ausweichverkehr machen können“, sagt Schneider.

Die 61-seitige Ausarbeitung bestätigt die Position der beiden Inntalgemeinden, sagt Bürgermeisterin Grandauer. An Blockabfertigungstagen habe der Gutachter einen „Spitzenwert“ von 480 Lastwagen gezählt. Bürgermeister Schneider zufolge kommt der Gutachter zu einem eindeutigen Ergebnis: „Eine Tonnagebeschränkung von 7,5 Tonnen, mit Ausnahmen von Ziel- und Quellverkehr, ist in diesem Bereich grundsätzlich möglich.“ Dann dürften ausschließlich örtliche Unternehmer, Lieferanten und Spediteure auf den Landstraßen fahren.

Nach Angaben im Gutachten kann eine solche Verordnung über eine Verkehrsbeschränkung nach Paragraf 45, Absatz 9 in der Straßenverkehrsordnung, unabhängig von den Blockabfertigungstagen, für den Durchgangsverkehr von Nutzfahrzeugen mit mehr als 7,5 Tonnen auf den betreffenden Staatsstraßen realisiert werden.

Das Landratsamt könne ein solches Lkw-Durchfahrtsverbot anordnen. Es ist Schneider zufolge schließlich keine reine Kommunalbehörde und kann verkehrsrechtliche Regeln in Rücksprache mit dem staatlichen Bauamt erlassen. Die Bürgermeister und der Gutachter haben dem Landratsamt sowie Landrat Otto Lederer das Gutachten vorgestellt. Die Verwaltung wolle die Ergebnisse nun prüfen. „Das Gespräch war ergebnisoffen. Es gab noch keine klare Aussage vom Landratsamt“, sagt Schneider.

Er vermutet, dass es einige Zeit dauert, bis die Gemeinden eine Rückmeldung bekommen. „Wir haben dringend um Unterstützung gebeten, eine entsprechende Verordnung zu erlassen. Der überörtliche Schwerverkehr gehört auf die Autobahn“, sagt Bürgermeisterin Grandauer.

Das Gutachten gebe den Behörden nun einen Spielraum für Verkehrsbeschränkungen und den Kommunen eine Argumentationsgrundlage, die nicht einfach vom Tisch zu wischen sei. Schneider erhofft sich eine „Signalwirkung für viele Staatsstraßen“. Das Gutachten beinhaltet zudem Aussagen zur Verkehrssicherheit von Fußgängern und Radfahrern sowie die Beeinträchtigung der Wohnbevölkerung durch Lärm und Schadstoffe – um die Wirkungskraft des Gutachtens zu untermauern. In den Ortsdurchfahrten sind die Fahrbahnen dem Bürgermeister zufolge teilweise nur 5,30 Meter breit – „was bedenklich ist“. Sie seien keineswegs dafür geeignet, dass sich zwei Lkw begegnen. Sie müssten dann auf Gehwege ausweichen, wenn es welche gibt. Das habe der Gutachter beanstandet. „Auch die Geschwindigkeiten stimmten den Gutachter nachdenklich“, berichtet Schneider. Es spreche demnach viel für die Genehmigung einer Tonnagebeschränkung für Lastwagen über 7,5 Tonnen.

Anträge immer
wieder abgelehnt

„Wir können das beantragen, aber jetzt nichts mehr machen“, sagt der Bürgermeister. In den vergangenen 30 Jahren seien die Anträge auf Verkehrsbeschränkungen oder Nachtfahrverbote vom Landratsamt immer wieder abgelehnt worden. Diesmal hofft Schneider auf eine positive Antwort.

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