Frasdorf – 36000 Tonnen mehr CO2 jährlich in der Luft, über eine Milliarde Euro weniger in der Kasse: diese „Rechnung“ will der Bund Naturschutz nicht mitmachen. Beim Ortstermin in Frasdorf erneuerte man die Forderungen, den A8-Ausbau auf Eis zu legen – und bereitet sich schon auf Klagen vor.
Neue Regierung weckt Hoffnung
Peter Kasperczyk hält das Gesicht in den Wind und schaut hinüber zur Kampenwand: „Und jetzt schließen Sie mal die Augen und lassen das auf sich wirken.“ Ein ungleichmäßiges Rauschen und Brummen ist es, das von der Autobahn heraufdrückt. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern vom Bund Naturschutz (BN) kam Kasperczyk in Laiming bei Frasdorf zusammen. Es geht darum, weiterhin Flagge gegen den geplanten Ausbau der A8 zu zeigen.
Die völlig neue Regierungskonstellation in Berlin weckt bei den Aktivisten gewisse Hoffnungen. Die Grünen müssten jetzt „liefern und einhalten, was sie versprochen haben“, erklärt Marlies Neuhierl-Huber von der Bürgerinitiative „Ausbau A8 – Bürger setzen Grenzen“. Erstmals seit 13 Jahren ist das Verkehrsministerium nicht mehr in der Hand der Unionsparteien. „Der Bundesverkehrswegeplan gehört auf den Prüfstand“, fordert der BN-Landesbeauftrage Martin Geilhufe. Noch will FDP-Verkehrsminister Volker Wissing jedoch daran festhalten, was er bereits ankündigte. Die A8 soll ausgebaut werden.
Doch Wissings Ministerium selbst liefert dem Bund Naturschutz jetzt weitere Munition: 36000 Tonnen CO2-Ausstoß mehr würden die zusätzlichen Spuren auf der A8 zwischen Rosenheim und Piding jährlich bringen. Für Geilhufe ist es demnach das bayernweit klimaschädlichste Projekt im Bundesverkehrswegeplan. Auch auf den Bundesrechnungshof berufen sich die BN-Aktivisten in Frasdorf immer wieder. Denn angesichts der veranschlagten 1,2 Milliarden Euro Baukosten sei der Nutzen zu gering – „und diese Summe würde heute bei weitem nicht mehr reichen“, ist sich die stellvertretende BN-Landesvorsitzende Beate Rutkowski sicher.
Mehr Abgase, mehr Lärm, mehr Reifenabrieb, mehr Versiegelung, mehr Streusalzeintrag in heimischen Gewässern: „Man muss es doch irgendwie rechtfertigen können, warum durch den schönen Chiemgau eine Rennstrecke gebaut werden soll“, so Kasperczyk. Ein durchgängiger Pannenstreifen würde reichen.
Die Befürworter argumentieren dagegen, dass eine zusätzliche Fahrspur weniger Staus und mehr Sicherheit und Lärmschutz bringt. Denn mit dem Ausbau sei der Weg frei für bessere Lärmschutzmaßnahmen – in den Augen des Bund Naturschutz ist aber genau das eine „Erpressung“ der Bürgermeister entlang der A8.
Emissionen um
42 Prozent senken
Geschlagene acht Jahre hängen die Bauabschnitte von Rosenheim bis Achenmühle und weiter bis zum Bernauer Berg inzwischen im Planfeststellungsverfahren. Eigentlich sollte es heuer zum Abschluss gebracht werden. Steht dann der Planfeststellungsbeschluss, ist der Klageweg offen. Dass er vom Bund Naturschutz genutzt wird, steht außer Frage.
Auch hier gibt man sich optimistisch: Laut Klimaschutzgesetz vom vorigen Jahr muss der Verkehrssektor bis 2030 seine Emissionen um 42 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. „Die Planungen zum A8-Ausbau müssen daher sofort begraben werden“, fasste es Martin Geilhufe zusammen.