Simssee – Selbstüberschätzung, Schwächeanfall oder Kälteschock – Menschen können aus vielen Gründen ertrinken. Damit das nicht passiert, sollte es am Seeufer Rettungsringe geben. Doch am Simssee gibt es nicht an jedem Badestrand welche oder nur wenige. Eine Bestandsaufnahme nach mehreren Beinahe-Unglücken.
Mehr Reifen in kürzeren Abständen
Bereits im Mai kam es in Pietzing zu einem Großeinsatz, weil ein Mann zu ertrinken drohte. Anfang Juni haben die Frasdorferin Julia Hainzinger und zwei andere Badegäste einer Urlauberin aus Sachsen ebenfalls in Pietzing das Leben gerettet, als die Frau im Wasser einen Schwächeanfall erlitt. In dieser Notsituation hat Hainzinger nur einen Rettungsring am Badeplatz entdeckt – am Häuschen der Wasserwacht.
„Wenn ich da hingerannt wäre, hätte ich es nicht mehr rechtzeitig zu der Frau geschafft“, sagt Hainzinger. Deshalb hat sie eine E-Mail an Landrat Otto Lederer geschrieben und nachgefragt, ob dort mehr Rettungsringe in kürzeren Abständen befestigt werden könnten. „Landrat Otto Lederer hat sofort reagiert und der Dame geantwortet“, sagt Landratsamt-Sprecherin Ina Krug. Lederer habe Hainzinger für ihren vorbildlichen Einsatz gedankt und zudem den Bauhof angewiesen, in Zusammenarbeit mit der Wasserwacht und dem Kioskpächter zu überlegen, wo zeitnah weitere Rettungsringe angebracht werden könnten. Ein kürzerer Weg solle im Notfall einen schnellen Einsatz ermöglichen.
Die neuen Standorte seien bereits festgelegt und zusätzliche Rettungsringe bestellt. Die Lieferfrist betrage allerdings zwei bis drei Wochen. „Sobald die Rettungsringe da sind, werden sie unverzüglich angebracht“, sagt Krug. Es werden drei zusätzliche Rettungsringe im Abstand von 50 Metern aufgehängt.
Die Entscheidung des Landrats begrüßt Gregor Ruthmann, Bereitschaftsleiter der Wasserwacht Rosenheim. Er bestätigt die unzureichende Situation in Pietzing: „Den Rettungsring an der Wasserwachtstation sieht man nicht auf Anhieb und der Weg ist zu lang.“ Er habe bereits eine Zeichnung angefertigt, an welchen Stellen die Rettungsringe am besten angebracht werden sollen. Zwei zusätzliche Ringe würden ausreichen, drei seien „natürlich noch besser.“
Am Badeplatz in Baierbach gibt es zwei Rettungsringe. Dort ist die Gemeinde Stephanskirchen zuständig. „Die Sicherheit der Badegäste ist uns wirklich wichtig“, sagt Bürgermeister Karl Mair. Sollten noch mehr Rettungsringe benötigt werden, werde die Gemeinde nachrüsten. „Lieber einer zu viel, als einer zu wenig“, sagt Mair. Doch mehr Rettungsringe sind Bereitschaftsleiter Ruthmann zufolge nicht nötig. Die Hilfsmittel seien gut auf den 150 Metern platziert und deshalb gut zu erreichen.
Der Badeplatz in Krottenmühl liegt auf Privatgrund, die Gemeinde Söchtenau hat ihn gepachtet. Dort gibt es keinen Rettungsring. Nach Angaben von Bürgermeister Bernhard Summerer berät die Gemeinde aktuell über die Haftung. Es sollen Schilder aufgestellt werden. „Natürlich kommt dann auch ein Rettungsring“, sagt Summerer. In rund vier Wochen werde er montiert. Ein Ring sei ausreichend, da der Badestrand nur etwa 15 Meter misst.
Für den Badeplatz in Ecking ist der Landkreis Rosenheim zuständig. Nach Angaben von Sprecherin Krug befindet sich dort ein Rettungsring an der Hütte des Kajak-Clubs. Der Strand sei nur 60 Meter lang. „Wir denken, dass dieser Rettungsring im Notfall schnell und gut zu erreichen ist“, sagt Krug.
Ertrinkende mit wahnsinnigen Kräften
Weshalb es überlebenswichtig ist, dass es an den Badestränden Rettungsringe gibt, erklärt Ruthmann: „Ein Ertrinkender kann wahnsinnige Kräfte durch den Angstzustand entwickeln.“ Dadurch könne er dem Retter schaden. Damit sich die Helfer selbst nicht in Gefahr bringen, sollten sie einem Ertrinkenden deshalb nie ohne Rettungsring zu Hilfe eilen. Entdecken Badegäste eine Person in Gefahr, sollten sie Ruthmann zufolge zuerst den Notruf wählen, damit die Rettungskräfte sofort losfahren können. „Das Zeitfenster wird sonst relativ knapp“, sagt der Bereitschaftsleiter. Erst nach dem Anruf sollten die Retter losschwimmen.