Frasdorf – Die Gratulanten gaben sich in Walkerting den ganzen Tag über die Klinke in die Hand: Frasdorfs Altbürgermeisterin Marianne Steindlmüller feierte ihren 70. Geburtstag und die Schar der Besucher war unüberschaubar.
Bürgermeister Daniel Mair überbrachte die Glückwünsche der Gemeinde Frasdorf, für die sie seit 1990 verantwortlich war, zuerst als Gemeinderätin und dann zwölf Jahre als Erste Bürgermeisterin. Die Weggefährten aus der Partei, wie der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner und der Bezirkstagsabgeordnete Sebastian Friesinger, die Vertreterinnen der Frauen-Union, Christine Domek-Russwurm und Julia Dörenbecher, schauten genauso vorbei, wie die Vertreterinnen des Frasdorfer Pfarrgemeinderates und die Abordnungen der Frasdorfer Ortsvereine. Der Sprecher der Bürgermeister im Landkreis Rosenheim, Bernd Fessler, über- brachte die guten Wünsche der 46 Bürgermeister. Steindlmüller gehörte dem Gremium zwölf Jahre an.
„Der Druck des
Müssens ist weg“
Entspannt konnte sich die Jubilarin Steindlmüller zurücklehnen und ihren Geburtstag feiern, ihre drei Töchter und ihr Ehemann Sepp organisierten den ganzen Tag, lenkten und bewirteten die Besucher. Auf der Hausbank erzählte sie der OVB-Heimatzeitung, dass es nach der Bürgermeisterzeit jetzt etwas ruhiger zugehe im großen Haus in Walkerting. „Der Druck des ‚Müssens‘ ist weggenommen, jetzt kann ich mich all dem widmen, was in den vergangenen 50 Jahren oft zurückstehen musste.“ Sehr gefreut habe sie sich über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Anfang des Jahres. Es sei schön, dass ihr jahrzehntelanges Engagement so gewürdigt wurde.
Die Zahl ihrer Ehrenämter und Nebenbeschäftigungen in den vergangenen 50 Jahren war Legion. 1990 zog sie zusammen mit Gertraud Riepertinger als erste Frau für die Frasdorfer Frauenliste in den bis dahin von Männern bestimmten Gemeinderat ein, seit 1996 war sie für die CSU im Gremium in allen Ausschüssen der Gemeinde tätig. Zwölf Jahre leitete sie die Gemeinde als Erste Bürgermeisterin in der Geschichte Frasdorfs. 30 Jahre führte sie die Aufgaben der Ortswaisenrätin und Betreuungshelferin der Gemeinde. Von 1990 bis 2020 war sie im Kreistag als Anwältin für die Gemeinden tätig, davon einige Jahre im Vorstand des Bayerischen Gemeindetags. Sechs Jahre war sie als stellvertretende Landrätin und als Mitglied im Kreisausschuss tätig. Sie arbeitete unter anderem im Mittelschulverband mit, gehörte zur Leadergruppe Chiemgauer Seenplatte und war im Aufsichtsrat der Bürgerenergie Chiemgau. Daneben engagierte sie sich noch im Rechtswesen: Acht Jahre war sie Schöffin am Jugendgericht in Traunstein, 25 Jahre ehrenamtliche Richterin am Bayerischen Verwaltungsgericht und 20 Jahre ehrenamtliche Richterin am Bayerischen Landessozialgericht. Vier Jahre war sie im Musterungsausschuss und von 1996 bis zur Auflösung der Wehrpflicht im Ausschuss für Kriegsdienstverweigerer.
Kaum zu glauben, dass bei dieser Vielzahl der politischen Ehrenämter noch Zeit für Familie und Hobbys blieb. Seit dem Bau der Lamstoahalle durch den gleichnamigen Trachtenverein half sie dem Verein als verantwortliche Hallenwirtin bei der Nutzung und Bewirtschaftung der Halle. Für dieses Engagement wurde sie mit allen Ehrenzeichen des Vereins ausgezeichnet, ebenso bei den Frasdorfer Thomasschützen.
Entspannung findet sie noch heute bei den Schießabenden der Schützen, zahllose Preise und Urkunden fanden ihren Weg nach Walkerting. Schließlich ist sie noch Fahnenmutter bei der Krieger- und Soldatenkameradschaft Frasdorf.
„Ein Glücksfall
für Frasdorf“
Bürgermeister Mair nannte ihre Amtszeit einen Glücksfall für Frasdorf, die von Neubauten und Restaurierungen geprägt gewesen sei. Mehrere neue Baugebiete in allen Gemeindeteilen sorgten dafür, dass junge Familien im Ort blieben. Mit dem Konzept „Frasdorf 2030“ stellte sie zusammen mit dem Gremium die Weichen für die kommenden Jahre in der Gemeinde. Als nächste Großprojekte sind bereits der Bau der neuen Schulturnhalle in Frasdorf und des neuen Kinderhauses am Kirchbergerl von Wildenwart in Vorbereitung. reh