Nichts bewegt sich

von Redaktion

Der Aufzug am Raublinger Bahnhof ist seit Herbst 2021 außer Betrieb

Raubling – „Der Zug fährt ab“ heißt ein Song von Ina Martell und Michael Hansen. Am Bahnhof in Raubling leider wohl ohne Fahrgäste, die auf einen funktionierenden behindertengerechten Aufzug angewiesen sind. Grund dafür ist die geplante Erneuerung der Aufzugsanlage am Bahnsteig zu den Gleisen. Das Murren und die Kritik in der Bevölkerung nimmt deutlich zu und wird zunehmend lauter.

Der Aufzug ist seit Herbst vergangenen Jahres an der Bahnhofstraße lahmgelegt. Von einem Baufortschritt ist nichts zu sehen, Informationen an das Rathaus über die Wiederinbetriebnahme sind Mangelware.

Personal- und Materialengpass

Schließlich monierte Raublings Erster Bürgermeister Olaf Kalsperger (CSU) bereits Anfang Dezember 2021 die verschleppte Wiederinbetriebnahme des Aufzugs. „Die Baufirma am Bahnhof Raubling kämpft derzeit mit Personalknappheit, insbesondere wegen Corona und den damit verbundenen Quarantänevorschriften und Zugangsbeschränkungen aus dem Ausland. Wir hoffen dennoch, dass der Aufzug noch in diesem Jahr in Betrieb gehen kann. Wir tun alles, damit der Aufzug über die Feiertage wieder genutzt werden kann“, so zitiert Kalsperger ein Antwortschreiben vom Dezember 2021.

Mit dem Aufzug am Gleis eins sollen die weiteren Aufzüge, die zu den Gleisen zwei und drei führen (Richtung Rosenheim) und der Aufzug gegenüber an der Kufsteiner Straße barrierefrei erreicht werden. Nachdem nun dieser „Hauptaufzug“ seit sage und schreibe rund einem dreiviertel Jahr stillsteht, ist an barrierefreien Zugang nicht zu denken, geschweige denn zu gelangen. Dabei sind nicht nur Zugreisende, sondern auch Personen betroffen, die von der Bahnhofstraße zur Kufsteiner Straße gelangen wollen, ärgert sich beispielsweise der Raublinger Dieter Mini. Nach seinen Beobachtungen sind nicht nur Personen mit körperlichem Handicap betroffen, sondern auch Kindergartenkinder mit ihren Erzieherinnen, die mit ihrem „Kindergartenbus“ von der Bahnhofstraße zur Kufsteiner Straße wechseln wollen, aber ohne Aufzug einen weiten Umweg in Kauf nehmen müssten. Ganz zu schweigen von Bewohnern des nahegelegenen Pflegeheims in der Poststraße, die zum Arztbesuch oder Besorgungen in der Apotheke auf der anderen Seite der Bahnlinie gelangen wollen.

Auf einem Plakat am Bahnhof von der Deutschen Bahn wird auf die Erneuerung der Aufzugsanlage hingewiesen: „Künftig kommen Sie mit modernen Aufzügen wieder ohne Barrieren zum Zug. Nach der Aufzugsanlage am Gleis eins wird die Aufzugsanlage am Bahnsteig Gleis zwei und drei für Sie erneuert. Bitte beachten Sie, dass währenddessen kein barrierefreier Zugang vom und zum Bahnsteig an Gleis eins beziehungsweise vom und zum Bahnsteig an Gleis 2 und drei möglich ist. Wir bitten um Ihr Verständnis“. Letzteres wurde dick hervorgehoben.

Das Verständnis über die lange Dauer der Erneuerung ist inzwischen auch beim Bürgermeister auf den Nullpunkt gesunken. Von wegen, „wir tun alles, dass der Aufzug bis zu den Weihnachtsfeiertagen wieder genutzt werden kann“, nun ist schon wieder ein halbes Jahr ins Land gezogen und der Aufzug steht nach wie vor still. In einer weiteren E-Mail aus dem Rathaus vom April an das Bahnhofsmanagement Rosenheim wird um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Im Antwortschreiben wird die Situation bedauert. Laut Projektleitung würde die Fertigstellung des Aufzuges am Gleis eins bis in den Mai auf sich warten lassen. Gründe seien massiver Personalausfall und Lieferengpässe bei der Materialbeschaffung beim Auftragnehmer. Erst im Anschluss wird mit den Arbeiten am Aufzug Gleis 2/3 begonnen, die bis zum Spätsommer dieses Jahres abgeschlossen werden sollen, so im Bahnhofsmanagement-Schreiben vom 27. April – jetzt haben wir Juli.

Geduld
ist am Ende

„Wenn ich hier vorbeikomme, sind weit und breit immer noch keine Monteure und keine Arbeiten auszumachen“, schüttelt der Bürgermeister verständnislos und verärgert den Kopf. Er hätte lange zugeschaut, aber nun ist seine Geduld am Ende.

Wann der Aufzug wieder in Betrieb geht, kann die Deutsche Bahn nach wie vor nicht sagen. „Leider ist aufgrund von Lieferengpässen sowie Personalausfall auf- seiten des Auftragnehmers aktuell keine belastbare Aussage zur Inbetriebnahme der Anlagen möglich“, so eine Sprecherin der Bahn. Man arbeite an einer Lösung und bitte erneut um Verständnis.

Artikel 1 von 11