Eggstätt – „Gratuliere, altes Haus!“ Dass dieser Spruch zieht, war den Organisatoren von Anfang an bewusst. Prägnant und doch auch ein bisschen provokativ sollte es sein, das ja, aber eben auch Lust auf einen Kirchenbesuch in Eggstätt machen. Bis zum Kirchweihsonntag wird gefeiert. Im vielseitigen Jubiläums-Programm ist für jeden was dabei, meinen Pfarrer Andreas Przybylski und Georg Voit vom Pfarrgemeinderat im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen.
Herr Pfarrer, Herr Voit, wer kam auf die Idee mit dem Spruch „gratuliere, altes Haus!“?
Pfarrer Przybylski: Das war meine Idee. Unser Gotteshaus ist 150 Jahre alt. Eine ehrwürdige Kirche im neugotischen Stil mitten im Ort. An ihr kommt keiner vorbei. Da darf man ruhig schon mal ein bisschen knackig formulieren.
Georg Voit: Dass der Spruch gut ankommt, zeigte sich schon beim Familiengottesdienst „Georg – echt stark“ am 26. Juni. Gemeinsam mit dem Festausschuss, der Dirndlschaft, dem Burschenverein, der Kirchenverwaltung, der Christlichen Frauenbewegung, unserer Chorleiterin und dem Pfarrgemeinderat haben wir uns ein buntes, vielseitiges Rahmenprogramm überlegt, mit dem sich hoffentlich viele Eggstätter, aber auch Gäste aus der Region und Urlauber, angesprochen fühlen.
Los geht es am 21. Juli mit dem Geburtstagsopening und enden wird das Programm mit Kirchweih Mitte Oktober. Dazwischen Konzerte, Führungen, musikalischer Frühschoppen und eine lange Nacht der offenen Kirche sowie die Ausstellung 100 Jahre Christine Stad- ler. Das alles hat doch sicher langer Vorbereitungen bedurft?
Pfarrer Przybylski: In der Tat, wir sind seit ungefähr einem Jahr beschäftigt. Beide Jubiläen verpflichten, denn Christine Stadler, eine gebürtige Eggstätterin, hat in unserer Kirche viel geschaffen, sei es den Ambo, den Altar, den Taufstein, den Tabernakel oder draußen auf dem Kirchenfriedhof den Georgsbrunnen. Die Gemeinde hat eine Ausstellung zu 100 Jahre Christine Stadler organisiert. Auf einem kleinen Rundweg quer durch die Gemeinde kann man auf ihren Spuren wandeln. Ich freue mich, dass wir in unserer Kirche einige zusätzliche Arbeiten wie die Stelen und eine Pietà zeigen dürfen.
Georg Voit: Beim Dorffest am 6. August bringen wir uns auch mit Kirchenführungen und Turmbesteigungen mit ein. Hand in Hand haben wir mit der Gemeinde gearbeitet. Hoffen wir, dass wir das Programm trotz Pandemie und Ukraine-Krise von Anfang bis Ende durchziehen können.
Pfarrer Przybylski: 150 Jahre Pfarrkirche und 100 Jahre Christine Stadler – das ist für mich ein schöner Anlass, um die Leute wach zu rütteln. Ein schöner Grund, um zu feiern und ein schöner Anlass, um die Gemeinde zusammenzuhalten. Beim Opening werden wir unsere Festschrift präsentieren. Mehr werde ich jetzt aber noch nicht verraten.
Was erwarten Sie sich von der Langen Nacht der Kirche?
Pfarrer Przybylski: Für mich ist das eine besondere Form des Gottesdienstes. Die verschiedenen Angebote, seien es das Fensterleuchten, Kirche im Flow, das Taize-Gebet mit seinem ökumenisch-meditativen Ansatz oder das Mitternachtsläuten und das Te Deum, sollen jeden ansprechen. Man muss nicht von 20 Uhr an dabei sein, aber man kann. Es heißt ja schließlich offene Kirche.
Georg Voit: Die Lichtinstallation, die wir im vergangenen Jahr mit der Renovierung des Chorraums angegangen sind, spielt bei der langen Nacht der Kirche eine besondere Rolle. Für die Neugestaltung des Lichtkonzepts konnten wir den internationalen Lichtkünstler Wolfgang von Zoubek gewinnen, der das Projekt ehrenamtlich begleitet hat. Nach Kirchweih geht es dann weiter mit der Raumschalen-Sanierung.
Apropos Kirchenrenovierung: Welche Reaktionen haben Sie auf den Himmel bekommen? Und frank und frei: Wie schaut es aus mit der Finanzierung?
Pfarrer Przybylski: Der Himmel erstrahlt wieder im ursprünglichen Hellblau samt den applizierten goldenen Sternen. Ganz nach dem Psalm 104,2: „Du spannst den Himmel über uns aus wie ein Zelt.“ Wir haben so viele positive Reaktionen bekommen, viele Leute haben gespendet. Dank der ehrenamtlichen Unterstützung belaufen sich die Kosten auf 110000 Euro, 30000 Euro wird dabei die Hauptabteilung Kunst des Ordinariats beisteuern. Den Rest muss die Pfarrgemeinde tragen. Der erste Renovierungsabschnitt ist mittlerweile so gut wie abbezahlt. Für die Reinigung des Kirchenschiffs brauchen wir aber noch weitere Spenden und Zuschüsse. Und einen weiteren Wunsch habe ich: dass wir unsere Orgel in ein paar Jahren renovieren können.
Georg Voit: Wir hängen in den kommenden Tagen Plakate und Banner auf. 150 Jahre Pfarrkirche, ein gebührender Anlass, zu danken und zu feiern. Vielleicht weckt das noch einmal die Spendenbereitschaft.
Interview: Elisabeth Kirchner