14-Jährige entwirft Radwanderroute

von Redaktion

Schülerin Malki Schmidt konzipiert Karte für Rohrdorf inklusive Sehenswürdigkeiten

Rohrdorf – Rohrdorf hat für Einheimische und Besucher bald eine Attraktion mehr: eine Radwanderroute kreuz und quer durch den gesamten Ort und fast alle Ortsteile, von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Die Route nicht von irgendeinem Planungsbüro für teures Geld entworfen, sondern komplett erstellt von Malki Schmidt, einer 14-jährigen Schülerin. Komplett heißt: samt der entsprechenden Karte mit zugehörigen Erläuterungen, sowie dem Entwurf für Logo und Ausschilderung.

Umgesetzter
„Küchentischeinfall“

Das Ganze ursprünglich die „Große praktische Arbeit“ von Malki Schmidt: Montessori-Schüler verwirklichen in ihrer achten Klasse selbst ausgedachte Projekte, deren Ergebnis möglichst etwas Anfassbares sein soll. Malki Schmidt ging bei ihrer Suche nach einem passenden Vorhaben noch einen Schritt weiter in Sachen Praxisnutzen: Sie wollte etwas gestalten, was nicht nur für sie, sondern auch für möglichst viele andere einen Wert haben sollte. Dass das Projekt irgendetwas mit Fahrradfahren zu tun haben würde, war bald klar, denn Malki ist begeisterte Radlerin. Die Idee einen Radwanderweg zu entwickeln, so erzählt sie, war dann aber ein echter „Küchentischeinfall“: Ihre Mutter Regina hatte den Vorschlag Anfang des vergangenen Jahres mal so in die Familienrunde geworfen, mehr so aus Spaß.

Doch bald stellte sich heraus, dass die Idee durchaus tragfähig war. Weil Malki nämlich trotz ihrer Jugend eine Frau ist, die anzupacken weiß, rief sie als erstes Bürgermeister Simon Hausstetter an, um zu erfragen, ob in der Gemeinde überhaupt Interesse an einer Radlroute bestand.

Nicht dass Malki damals schon daran gedacht hätte, dass die von ihr zu entwickelnde Route einmal übernommen würde, aber zumindest als Anregung sollte sie schon dienen: Etwas zu entwerfen, von dem von vornherein niemand etwas wissen will – das war nicht das, was sich Malki unter ihrer praktischen Arbeit vorstellte. In der Gemeinde gab es aber durchaus Interesse an so einer Radroute, der Kulturausschuss hatte sie bereits im Frühsommer 2020 auf die Liste der verwirklichungswerten Vorhaben gesetzt, als er sich grundsätzliche Gedanken darüber gemacht hatte, wie aus Rohrdorf noch mehr zu machen wäre.

Die Arbeit an ihrer Radl-route beschäftigte Malki dann rund ein Jahr, bis zu den diesjährigen Osterferien. Die Routenführung herauszufinden war dabei vor allem die Aufgabe im letzten Sommer gewesen. Immer wieder war sie alleine oder mit ihrer Familie kreuz und quer durch Rohrdorf gefahren, stets auf der Suche nach noch schöneren Wegen, attraktiven Aussichtspunkten und Rastmöglichkeiten. Dass das Spaß machen würde, war ihr von Anfang an klar gewesen, überrascht hat sie dann aber sehr, dass auch die Arbeit am theoretischen Teil längst nicht so trocken wurde, wie sie befürchtet hatte.

Bei diesem ging es vor allem um Geschichte, die Geschichte des Radfahrens aber auch um Ortsgeschichte. Denn eine Radroute braucht Ankerpunkte und als solche boten sich die Kirchen und die zahlreichen Kapellen in Rohrdorf an, die Malki auf der Rückseite der Radlkarte kurz beschreiben wollte. „Ich war verblüfft, wie interessant das geworden ist, sobald ich mich ein bisschen damit beschäftigt hatte“, erzählt Malki. So entdeckte sie zum Beispiel, dass Lauterbach einst zu den reichsten Kirchengemeinden in weitem Umkreis gehört hatte, so finanzkräftig, dass man sich ordentlich am Wiederaufbau von St. Nikolaus in Rosenheim nach dem großen Brand von 1641 beteiligen konnte. Auch dass es in Höhenmoos einmal Bergbau gab, war ihr völlig neu gewesen: Das Vertiefen in die Ortsgeschichte eröffnete buchstäblich völlig neue Welten. Das gilt im Grunde auch für die Radlroute selbst: Malkis Mutter Regina sagt, dass sie beim Auskundschaften der Strecken mit Malki immer wieder überrascht davon war, wie schön die nähere heimische Umgebung eigentlich ist, sobald man sie nur einmal mit wirklich offenen Augen betrachtet.

Gemeinderäte
applaudieren

Gelegenheit dazu werden bald alle Rohrdorfer haben, denn das Gemeinderatsgremium beschloss auf der jüngsten Sitzung einstimmig Malkis Konzept umzusetzen. Ohne große Änderungen, denn wie Helmut Wieshuber (SPD) meinte: Es ist eigentlich perfekt, so wie es jetzt ist“. Eine Ansicht, die alle Gemeinderatskollegen teilten, denn sie bedachten Malki bei der Sitzung mit lang anhaltendem Applaus. Eine Tatsache, die der bescheidenen jungen Frau ziemlich peinlich war, wie ihre Mutter berichtet, die aber dadurch eines sicher weiß: Sie hat ihr Ziel erreicht und in ihrer „Großen praktischen Arbeit“ etwas geschaffen, was von Dauer sein wird.

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