Neue Sitzordnung für den Gemeinderat

von Redaktion

Stephanskirchner Kommunalpolitiker sitzen sich bald Auge in Auge gegenüber

Stephanskirchen – Oval oder offen? Vor dieser Frage stand jetzt der Gemeinderat. Anders gesagt: Wie will man künftig miteinander arbeiten? Räte plus Verwaltung plus Experten im großen Kreis beziehungsweise oval. Oder Verwaltung und Experten gegenüber den Räten in zwei Reihen.

Die letzte Gemeinderatssitzung in der alten Formation war Anfang 2020. Dann kam erst Corona, dann ein neuer und größerer Gemeinderat. Nach einigen Sitzungen in der benachbarten Turnhalle der Grundschule Schloßberg kehrten die nun 24 Gemeinderäte zurück in den Sitzungssaal.

Vom Klassenzimmer zum Parlament

Der war mit Einzeltischen aus der Otfried-Preußler-Schule ausgestattet und wie ein Klassenzimmer bestuhlt worden. Letzteres wurde Mitte 2021 geändert, die Tische um 90 Grad gedreht und in parlamentarischer Anordnung aufgebaut. Und so blieb es.

Da nun aber das Rathaus auf LED-Beleuchtung umgestellt wird, tauchte die Frage nach der Sitzordnung wieder auf. Denn danach richtet sich die künftige Beleuchtung des Sitzungssaales. Im Mai 2021 hatten die Ratsmitglieder eindeutig zur offenen Sitzordnung tendiert, sie wollten durch eine Erweiterung des ovalen Tischs von 27 auf 31 Sitzplätze nicht gut 20 Quadratmeter des etwa 100 Quadratmeter großen Sitzungssaales „verschwenden“.

Elektrotechniker Wolfgang Weingart hatte sich zu beiden Varianten Gedanken gemacht, stellte diese den Räten in der jüngsten Sitzung vor der Sommerpause vor. Die Erweiterung des ovalen Tischs wäre technisch einfach zu bewältigen, weil die Kabel durch die vorhandenen Anschlüsse – im Fachjargon „Bodentanks“ – und im Rund unter dem gestreckten Tisch hindurch geführt werden könnten. Die neun LED-Leuchten könnten in die vorhandenen Ausschnitte eingebaut werden. Das Licht wäre sehr auf den Ratstisch fokussiert, „setzt auch ein Zeichen, dass Sie sich zu Entscheidungen zusammenrotten.“

Der größte Nachteil: Etwa die Hälfte der Ratsmitglieder – und etwa die Hälfte der Besucher – hat sehr schlechte Sicht auf die Leinwand, an die Bebauungspläne, Fotos, etc. Das könne und müsse man mit Monitoren an der „Schamschürze“ verhindern. Schamschürze? Ist die Abdeckung, die Damen davor schützt, dass gegenübersitzende Herren ihr unter den Rock gucken können. Die offene Sitzordnung, auch „parlamentarisch“ genannt, hat den Vorteil, dass alle Ratsmitglieder auf Verwaltung, Experten und Leinwand schauen. Außerdem könnten die Tische für Veranstaltungen abgebaut werden und es würden keine Zusatzmonitore für Politiker oder Besucher gebraucht. Allerdings müsste neues Mobiliar angeschafft, die Beleuchtung sowie die Verkabelung erweitert werden. Hybridsitzungen, bei denen einige Gemeinderäte sich von zu Hause aus in die Sitzung einklinken, weil sie Grippe, gebrochenes Bein oder keinen Babysitter haben, sind in beiden Varianten möglich. Da wollte sich Weingart aber nicht auf genaue Kosten festlegen, „die ändern sich zu schnell.“

„Ich sitze in der ersten Reihe, bekomme von meinen Kollegen nichts mit“, beklagte sich Stephan Mayer, Fraktionsvorsitzender der Parteifreien Bürger. Florian Beck erklärte, die Bayernpartei sei gegen das Oval. „Das ist sehr eng und in der offenen Anordnung kann man besser arbeiten.“ Fand Steffi Panhans, die Dritte Bürgermeisterin, auch. Und: „So können wir den Saal auch für andere Veranstaltungen nutzen. Mit dem ovalen Tisch gehen nur Gemeinderatssitzungen.“ Doch die Mehrheit dachte wie Hubert Lechner (Parteifreie Bürger): „Ich vermisse das Zusammenrotten im Oval. Da sind tolle Ideen entstanden.“

Wie um
ein Lagerfeuer

14 der 20 anwesenden Stimmberechtigten sprachen sich für das Oval aus, wollen künftig wie ums Lagerfeuer sitzen. Die Kosten für diese Variante hat Weingart mit 5000 Euro geschätzt. Die LED-Leuchten, die der Bauausschuss noch ohne Sitzungssaal fürs Rathaus befürwortet hatte, können nun gleich mit Sitzungssaal beschafft und eingebaut werden.

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