Der Oloid

Taumelnde Körper sollen den See retten

von Redaktion

Idee der Braumanufaktur wird umgesetzt – Von der Wasserbelüftung in den Maischebottich

Stephanskirchen – Es plätschert ein wenig, ein paar kleine Wellen kräuseln sich und bei genauem Hinschauen ist eine Strömung gen Seemitte zu sehen. Ein taumelnder Körper direkt unter der Wasseroberfläche des Simssees ist der Grund dafür. In diesen Oloid setzen der Seebesitzerverband und die Simsseer Braumanufaktur gewisse Hoffnungen für die Zukunft des Sees.

Oloide kommen aus der See- und Teichbelüftung. Thomas Riedrich und Markus Milkreiter, die Köpfe hinter der Braumanufaktur fanden, dass sich ein Oloid auch im Maischebottich gut macht.

„Er zerdrückt den Hopfen nicht, sondern rührt sehr schonend“, erklären die beiden. Irgendwann kam dann die Idee auf, vor dem Simsseer Biergarten am Strandbad Liebl einen Versuch zu starten, ob der Oloid im Simssee etwas bewegt. Denn diese sensible Schönheit reagiert gar nicht gut auf zu viel Wärme und zu viel Nährstoffeintrag.

Seebesitzer waren schnell an Bord

Die Seebesitzer waren schnell an Bord. „Wir probieren alles aus, was dem See helfen könnte“, sagt Thomas Sandbichler, der Vorsitzende des Seebesitzerverbandes. „Vor allem, wenn jemand wirklich etwas tut für den Seeschutz und nicht nur darüber redet“, fügt sein Stellvertreter Sepp Kloo an.

Die Genehmigung vom Landratsamt ließ auch nicht lange auf sich warten und so war im Juni Stapellauf des Miniaturkatamerans, an dem der Oloid hängt. Die Stromversorgung der beiden gegenläufigen Antriebsachsen kommt von einem PV-Paneel im Biergarten. Finanziert wird der Versuch von der Simsseer Braumanufaktur – quasi als Dank für die gute Zusammenarbeit mit den Seebesitzern in allen Dingen, die den Biergarten betreffen. Außerdem ist Markus Milkreiter am Simssee aufgewachsen, hat im See schwimmen gelernt und lebt bis heute in Baierbach.

Die kuriose Form des Oloids und die nicht nur gegenläufig, sondern auch unterschiedlich schnell zu steuernden Antriebsachsen sorgen dafür, dass der Körper im Wasser taumelt. Und Wasser aus der Tiefe anzieht und dann zur Seite verteilt.

Im Maischebottich der Braumanufaktur hat der Oloid Druck, muss gegen feste Stoffe anarbeiten. Im See „hat er Urlaub“, sagt Sandbichler schmunzelnd, der Druck fehlt, und so können pro Stunde bis zu 10000 Kubikmeter Seewasser schonend umgewälzt werden. Stromkosten pro Tag: „Etwa ein Euro pro Tag“ sagt Milkreiter. Und die Fische, die unter dem warmen Wasser des Sees im Sommer besonders leiden?

„Die Bewegung ist so schonend, dass sich kein Fisch wehtut“, sind sich Milkreiter, Kloo und Sandbichler einig. Milkreiter beobachtete nur Tage nach dem Stapellauf fasziniert und erfreut einen Schwarm drei bis vier Zentimeter langer Fischchen, der sich vom Oloid anströmen ließ. Noch können die Seebesitzer und die Brauer nur hoffen, dass der Versuch etwas bringt. Daten haben sie bisher keine.

Ende August kommen Mitarbeiter der limnologischen Forschungsstation der Ludwigs-Maximilians-Universität München aus Seeon, die sich mit Gewässerökologie befassen, zum alljährlichen Probefischen an den Simssee. „Die sollen dann gleich am Oloid auch Proben entnehmen – zum Vergleich mit Proben an von anderen Stellen des Sees“, sagt Sandbichler. Denn, dass die Wirkung nur lokal begrenzt ist, ist allen Beteiligten klar.“ Das eine kleine Gerät rettet nicht den ganzen See“, so Sandbichler, „dazu müssten es mehr und auch größere Oloide sein.“ Milkreiter fügt an: „Wir hoffen ja auch, dass andere auch unseren Versuch mit draufsatteln.“

Experten zweifeln,
ob die Tiefe reicht

Während Seebesitzer und Brauereigesellschafter verhalten optimistisch sind, sind die Männer vom Wasserwirtschaftsamt eher pessimistisch. Sowohl Dr.Hadumar Roch, selbst Simsseeanrainer, als auch sein Kollege Dr.Thomas Bittl, gehen davon aus, dass die Tiefe von bis zu sechs Metern, aus der der Oloid laut Hersteller das Wasser holt, nicht reicht, um den Simssee ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Der Sauerstoff müsste bis ins Sediment hinunter gebracht werden, damit dort kein Phosphor freigesetzt wird, erklärt Bittl. Und da reichten sechs Meter über weite Teile des Sees nicht aus. „Das Sauerstoffproblem wird der Oloid wohl nicht beseitigen können“, bedauert Bittl. Ende August, wenn die Proben genommen sind, wissen alle Beteiligten mehr.

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