Eggstätt – Leise plätschert die Wöhr über moosbewachsene Steine. Viel Wasser ist es heuer nicht, das sich seinen Weg durch den Bachlauf bahnt. Ein Grund für den Eggstätter Josef Grabmayr, bei den zuständigen Behörden Alarm zu schlagen. Grabmayr glaubt, dass ein Biberdamm schuld an dem niedrigen Wasserstand des Baches ist. Das Landratsamt Rosenheim widerspricht dieser Vermutung.
Ist der
Damm schuld?
Grabmayr ist besorgt. Es gehe um ein Biotop, in dem Fische, Amphibien und Libellen leben „und alle brauchen das Wasser“. „Jeder Tag, der vergeht, ist einer zuviel.“ Der Grund für den niedrigen Wasserstand ist für Grabmayr klar: Ein Biberdamm, der sich am Ausfluss des Hartsees in die Wöhr befindet. Der Wasserpegel des Hartsees liege in diesem Sommer auf einem ganz normalen Stand, so Grabmayr, und belegt seine Behauptung mit den öffentlich einsehbaren Zahlen des Bayerischen Landesamts für Umwelt. Für Grabmayr steht also fest: Es gibt genügend Wasser, das abfließen könnte, der Damm verhindert es jedoch.
Laut dem Landratsamt bestehe kein Zusammenhang zwischen der ausgetrockneten Wöhr und dem Damm des Bibers. Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) geht davon aus, dass die niedrigen Wasserstände im Landkreis zum Austrocknen des Gewässers geführt haben.
„Insgesamt haben wir im ganzen Landkreis mit niedrigen Wasserständen zu kämpfen. Wir gehen davon aus, dass im Hartsee momentan etwa 25 bis 30 Zentimeter weniger Wasser vorhanden ist, als es üblicher- weise der Fall ist“, sagt Pressesprecher Michael Fischer.
Zudem ist ein Biberdamm keine Staumauer, so Jürgen Pohl, Biberbeauftragter des Landkreises Rosenheim. Das Wasser könne sich durch und neben dem Damm einen Weg bahnen. „Die Wöhr trocknet alle paar Jahre aus“, sagt Pohl. „Das ist ein ganz normaler Prozess, der sich durch den Klimawandel in den vergangenen Jahren verstärkt hat.“
Untätig bleibt das Landratsamt Rosenheim trotzdem nicht. Der Biberdamm sei in der jüngsten Vergangenheit dreimal geöffnet. „Diese Maßnahme wird aber nur sehr kurzfristig und nicht nachhaltig zu einer Entspannung der Situation beitragen“, sagt Fischer. Deswegen stehe die Untere Naturschutzbehörde im engen Kontakt mit dem Wasserwirtschaftsamt. Ein Vor-Ort-Termin sei geplant.
Grabmayr sorgt sich zudem um den Bestand der Bachmuscheln. Er hat Angst, dass sie durch die Trockenperiode zu Schaden kommen. Hier kann die Untere Naturschutzbehörde Entwarnung geben. „An der hier beschriebenen Stelle ist der UNB derzeit kein vitales Bachmuschelvorkommen bekannt“, sagt Fischer. Erst im weiteren Verlauf, in der Ischler Achen, gebe es ein kartiertes Bachmuschelvorkommen. Zudem könne die streng geschützte Muschel mit Trockenperioden umgehen.
„Sie gräbt sich im Schlamm ein, bis wieder der passende Wasserstand erreicht ist.“ Der Biberbeauftragte Jürgen Pohl und das Landratsamt Rosenheim betonen die positiven Veränderungen, die ein Biber in einem Naturraum hat. Die Tätigkeiten des Bibers seien nicht grundsätzlich als schädlich einzustufen. Im Gegenteil: „Der Biber verändert seinen Lebensraum dahingehend, dass in der Regel sehr viele weitere Tier- und Pflanzenarten von seinem Tun profitieren“, sagt Fischer.
Nicht das Maß
aller Dinge
Grabmayr ist nicht gegen den Biber. Er mag das Tier und ist froh, dass es sich in Eggstätt angesiedelt hat. Findet aber auch, dass dieser Schaden anrichtet und dann im gegebenen Fall dagegen vorgegangen werden muss. „Mir fehlt die Aufgeschlossenheit“, sagt Grabmayr. „Der Biber ist nicht das Maß aller Dinge.“