Stephanskirchen – „Da könnt ich mich jetzt wirklich nicht entscheiden.“ Sagt Andreas Martin Hofmeir und offenbart dabei die Qual, die man als Multitalent hat. „Ich weiß ja nicht einmal bei meinen Veranstaltungen so recht, als wer ich da nun auftreten soll“. Ein Riesenvorteil für alle, die im Rahmen des Stephanskirchner „Sommer dahoam“ am Sonntag, 14. August, ins Gasthaus Antretter kommen: „An dem Abend ist“, meint Hofmeir, „garantiert für jeden was dabei“.
Gründungsmitglied von LaBrassBanda
Die Frage, bei der sich Hofmeir nicht zu entscheiden wusste, war, ob er nun als Tuba-Virtuose, als Kabarettist oder als Hochschulprofessor weitermachen wollen würde, wenn er nur noch eine seiner „Berufungen“ ausleben dürfte. Diese Vielseitigkeit war es auch, die ihn aus LaBrassBanda hat aussteigen lassen, deren Gründungsmitglied er war. Denn schon zum Gründungszeitpunkt – 2007 – war er akademischer Lehrer am Mozarteum in Salzburg, wo er dann 2010 auch zum Professor berufen wurde. Dass Hofmeir dann 2014 LaBrassBanda verließ, hing weniger mit dieser Doppelbelastung zusammen als vielmehr mit seiner Neugier: Er wolle wissen, so sagte er damals in einem Interview, „wo es mit meinen klassischen und kabarettistischen Projekten noch hingehen mag“.
Vor allem das Kabarettistische ist ein Element, das sich durch sein ganzes Leben zieht, vielleicht noch mehr als das Tuba-Spielen: „Ich kann das auch aus meinem Privatleben nicht heraushalten, manchmal durchaus zum Leidwesen meiner Mitmenschen“. Mögen die vielleicht in der Tat nicht immer begeistert sein – das Publikum seiner aktuellen Musik-Kabarettprogramme „Kein Aufwand I“ und „Kein Aufwand II“ ist es. Der Titel kommt übrigens nicht von ungefähr, denn wenig Aufwand zu betreiben scheint so eine Art Lebensmotto von Hofmeir zu sein – auch von sich selbst, seinen Erfolgen, seinen Preisen bei hochrangigen Klassikwettbewerben macht er ja keinerlei „Gedöns“.
Selbst fürs Tuba-Spielen habe er sich entschieden, weil dort das Preis-Leistungs-Verhältnis optimal sei, sprich: man mit wenig Aufwand viel mehr erreichen könne als zum Beispiel beim Klavier, ein Instrument, an dem sich Hofmeir, wie er erzählt, in seiner Jugend nur ganz kurz versucht hat. Das mit dem wenigen Aufwand beim Tubaspielen ist dabei übrigens durchaus ernst gemeint. Bei der Tuba sei es wie mit dem Singen: Viel von dem Vorgang spiele sich in einem selbst ab und das ist nicht nur geistig, sondern vor allem auch körperlich gemeint: Man brauche einfach eine gewisse körperliche Ausstattung, habe man die, könne man richtig gut sein und sein Schädel passe offenbar perfekt zur Tuba.
Das Musikkabarett sei auf jeden Fall eine Form, bei der sich Hofmeir vorher tatsächlich nicht entscheiden muss, als was er nun auftritt, da kommt jede Facette seines Ichs zu ihrem Recht. Und Hofmeir wäre nicht Hofmeir, wenn er nicht auch da immer wieder Neues ausprobierte. Zum Beispiel indem er mit Partnern auftritt, deren Instrumente man zumindest als Laie nicht von vornherein mit einer Tuba zusammenspannte: Harfe, Geige, oder – wie beim Auftritt am Sonntag – ein Klavier. „Persönlich“ sagt Hofmair, „mag ich die leisen, romantischen Stücke sehr, dafür ist die Tuba mit ihrem weichen, runden und umarmenden Klang auch ein hervorragendes Instrument“. Durchaus überraschend, wenn man Hofmeir vor allem von seiner Zeit bei LaBrassBanda und weniger von seinen „klassischen Auftritten“ her kennt. Dass es am Sonntagabend aber nicht nur leise zugeht, sondern durchaus auch fetzt, ist garantiert. Hofmeier erzählt, dass er das Programm mit großem Erfolg auch schon mal in Brasilien aufgeführt habe, ein Land, das nicht gerade für ruhige Musik bekannt ist.
„Amerikanisierung wird sich rächen“
Für den Sonntag hofft Hofmeir jedenfalls auf viel Publikum. Weniger wegen sich, als vielmehr wegen dem, was er Kulturverhalten nennt. „Corona hat viele aufs Kanapee gebracht und von dort sind sie nur sehr wieder runterzuholen“. Gelebte Kultur live trete jetzt in Konkurrenz zu Netflix und Amazon Prime und habe da, so sähe es aus, momentan immer noch einen schweren Stand. „Wenn diese Amerikanisierung weiter- geht, wird sich das noch irgendwann rächen“ befürchtet er.