Hamsterkäufe beim Holz

von Redaktion

Gestiegene Nachfrage lässt Preise in die Höhe schnellen

Stephanskirchen/ Rosenheim – Die Gas- und Ölpreise sind in den vergangenen Monaten extrem gestiegen. Damit rückt Brennholz als alternative Heizmöglichkeit stärker in den Vordergrund. Die Nachfrage in Stadt und Landkreis Rosenheim ist enorm und damit erhöhen sich auch die Holzpreise.

„Wir können nicht mehr alle bedienen“, sagt Georg Höhensteiger von der Waldbesitzervereinigung Rosenheim. Die Nachfrage nach Brennholz sei in den vergangenen Monaten explodiert. So sehr, dass Höhensteiger gar keine Neukunden mehr beliefern kann. Bei ihm kommen nur noch seine Stammkunden zum Zuge.

Überhitzung
des Marktes

Auch Landwirt Ludwig Mittner aus Stephanskirchen, der noch Brennholz verkaufen kann, merkt die gestiegene Nachfrage. „Viele Kunden kaufen heuer mehr Holz als davor ein“, sagt Mittner. Ein Trend, den auch Höhensteiger bestätigt. „Kunden, die normalerweise nur zwei Ster Holz kaufen, kaufen heuer fünf.“

Dabei steht die Frage im Raum, ob die Abnehmer wirklich die fünf Ster brauchen. „Das sind Hamsterkäufe“, sagt Mittner klar. Die Menschen seien verunsichert, erklärt auch Gerhard Hardrath, der ein Heizungs- und Sanitärsunternehmen in Götting besitzt. „Das führt zu einer Überhitzung des Marktes.“ Dafür gebe es mehrere Gründe, so Mittner: die gestiegene Nachfrage zum einen, die gestiegenen Transportkosten, der Ukrainekrieg und die Corona-Pandemie zum anderen.

„Die Menschen machen mehr Homeoffice und heizen mehr“, konstatiert Mittner. Die Folge: Wo zuvor der Ster Holz 90 Euro gekostet hat, sind es inzwischen 120 bis 130 Euro. Und das sei noch moderat, meint Höhensteiger. Im Münchener Umland seien die Preise sogar auf rund 200 Euro geklettert.

Den Bedarf durch eine gesteigerte Produktion zu bedienen, gehe bei dem Rohstoff Holz nicht. Brennholz muss rund ein Jahr lang getrocknet und kann dann erst benutzt werden. Die Produktion für das kommende Jahr anzupassen, ergebe derzeit kein Sinn, so Hardrath. Denn die derzeitige Nachfrage bilde nicht den eigentlichen Bedarf wider. Nicht nur das Interesse an Brennholz steige, auch das Interesse an Nahwärmeversorgung, so Hardrath. „Der Bedarf ist enorm.“

Dabei seien die Preise für Hackschnitzel im Gegensatz zu Brennholz nur geringfügig gestiegen. „Für Hackschnitzel kann auch Astmaterial, das für Kaminbesitzer nicht in Frage kommt, verwendet werden“, erklärt Hardrath den Unterschied bei der Herstellung.

Entwicklung
ist ungewiss

Trotz aller aktuellen Probleme blickt Hardrath bereits in das kommende Jahr. Was passiert mit den Holzpreisen, wenn durch die gestiegenen Baupreise die Bautätigkeit zurückgeht? Eventuell könnten sie wieder fallen. Aber eine abschließende Antwort auf diese Frage hat auch er nicht.

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