Stephanskirchen – In den letzten Jahren war es nach einem schweren Sturz still geworden um Toni Berger, eine der bekanntesten Radsportpersönlichkeiten der Region. Vor wenigen Wochen ist der Stephanskirchner im Alter von 85 Jahren in einem Pflegeheim verstorben.
Toni Berger war das sechste Kind einer radsportverrückten Familie aus einem Bauernhof in Bamham. Schon vor dem Ersten Weltkrieg war sein Vater auf einem Werbeplakat für ein Radrennen abgebildet.
Sein älterer Bruder Sepp Berger war Profi, der 1947 deutscher Meister im Rundstreckenrennen wurde und 1948 mit seiner Vereinsmannschaft RC Amor München den dritten Platz in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung bei damals noch gesamtdeutschen Meisterschaften auf der Bahn belegte. So war es logisch, dass Toni nach Abschluss seiner Mechanikerlehre den Weg zum Radprofi im Verein seines Bruders einschlagen wollte. 1957, nach einem schweren Sturz auf der vereinseigenen Amor-Radrennbahn an der Fuggerstraße, von dem auch Tonis unverwechselbares Merkmal, seine gebrochene Nase herrührte, war der Traum vom Berufsrennfahrer allerdings geplatzt.
Toni Berger fand eine Anstellung bei Kathrein in Rosenheim und konzentrierte sich als Amateur für den RSV Rosenheim, zeitweise auch für die Tiroler Radler Bozen, nun vor allem auf Radkriterien und Bahnradsport. Im Tandem schaffte er dabei sogar eine Vizemeisterschaft.
Auf engsten Stadtkursen in Rosenheim, Kolbermoor oder Bruckmühl fand man Toni bei solchen Rundstreckenrennen immer in der Spitzengruppe.
Toni Berger war aber auch ein engagierter Skilangläufer, der schon seit Ende der 70er-Jahre bei fast allen Volksläufen und Skimarathons am Walchsee, beim Koasalauf, Drei-Täler-Marathon am Achensee über mehr als zwei Jahrzehnte unter den besten seiner Altersklasse zu finden war. Er war auch einer der Ersten, der sich in den 1980er-Jahren von der klassischen Technik erfolgreich auf den Skatingstil umstellte.
Tonis große Leidenschaft war der Bahnradsport und das Münchner Sechs-Tage-Rennen. Bis zur letzten Veranstaltung im Oktober 2009 war er an den Veranstaltungstagen in der Olympiahalle im Innenraum bei den Teams anzutreffen.
Er war als Mechaniker und Betreuer ein gefragter Experte.
Für ihn bedeuteten die Munich-6-Days aber nicht nur hochklassigen Rennsport, für ihn zählte das Zusammentreffen und Wiedersehen mit früheren Konkurrenten und Freunden.
Wie sehr Toni Berger mit seinem Sportgerät von Kindheit an verbunden war, zeigt eine Episode aus den letzten Lebensjahren, als er nach einem Sturz und schwerer Verletzung nicht mehr laufen konnte und selbst für kleinste Strecken Hilfe benötigte.
Trotzdem war er aus dem Haus verschwunden und nicht mehr auffindbar. Er hatte sich, ohne seine Frau Charlotte zu verständigen, auf sein Fahrrad gesetzt, um von Stephanskirchen nach Haidholzen zu seinem Arzt zu radeln, weil er so starke Schmerzen im Knie hatte. Wie er das geschafft hat, kann sich seine Frau nur mit einem angeborenen Fahrrad-Gen der Familie Berger erklären.