Nußdorf – „Das Aus für die vom Rohrdorfer Zementwerk geplante Steinbrucherweiterung ist in greifbare Nähe gerückt“, sagte Nußdorfs Bürgermeisterin Susanne Grandauer (CSU/FWG) erleichtert, als sie von der Stellungnahme des Bayerischen Staats (StMUV) zu einem Gutachten zur Erweiterung des Steinbruchs erfuhr. Diese Stellungnahme ist der Grund, warum die angesetzten Erörterungstermine ab dem 24. Oktober nun kurzfristig abgesagt wurden.
Gutachten zur
Renaturierung
Angefangen hatte alles mit einem Gutachten, das ergründen sollte, ob die gesetzlich geschützten Felsbiotope am Heuberg in einem Zeitraum von 25 Jahren ausgeglichen werden können. Das Ergebnis des Gutachtens dafür fiel positiv aus. Das Landratsamt Rosenheim wandte sich mit dieser Aussage an das StMUV, welches wiederum einen Prüfauftrag an das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) erteilt hatte. Beide Behörden gaben nun ihre Einschätzung in Sachen Renaturierung ab.
Das StMUV vertritt die Auffassung, dass bei einer gesamtheitlichen Betrachtung der Felsbiotope ein deutlich qualitativer Unterschied zwischen der Lebensgemeinschaft einer natürlichen Felswand und der Lebensgemeinschaft einer vor 25 Jahren renaturierten Felswand erkennbar werden würde. Außerdem äußerte das LfU erhebliche Zweifel an einer Ausgleichbarkeit der Beseitigung von vorhandenen, gesetzlich geschützten Felswänden im Steinbruch Heuberg und begründet dies mit der sehr langsamen Entwicklung der betroffenen Vegetationstypen, die voraussichtlich mehr als 25 Jahre erfordere. Ebenso bedenklich sei nach Ansicht des StMUV, dass die für die Renaturierung vorgesehene Felswand zumindest teilweise im Wirkbereich des Abbaubetriebs liege. Unter diesem Einfluss, insbesondere unter der Staub- und Lärmimmission, sei eine Entwicklung naturnaher Lebensgemeinschaften zusätzlich erschwert und werde zu einer noch längeren Entwicklungsphase führen. So schließt sich das StMUV der Auffassung des LfU an und erklärt, dass die mit der LfU-Stellungnahme geäußerten Bedenken im konkreten Fall erhebliche Zweifel an der Ausgleichbarkeit der gesetzlich geschützten Biotope bestehen.
Eigentlich hätte die geplante Erweiterung des Steinbruchs bei sogenannten Erörterungsterminen ab dem 24. Oktober mit dem Rosenheimer Landratsamt, Naturschutzverbänden, der Gemeindeverwaltung und dem Betreiber diskutiert werden sollen. „Dieser Termin wurde zwischenzeitlich abgesagt“, so Susanne Grandauer. Der Grund: die Stellungnahme des Landesamtes für Umwelt. Diese müsse zuerst geprüft werden, so das Landratsamt Rosenheim. „Nach derzeitiger Einschätzung führen diese neuen Erkenntnisse dazu, dass ein Erörterungstermin zum jetzigen Zeitpunkt für das weitere Genehmigungsverfahren keinen sinnvollen Beitrag leisten kann“, teilt der Betreiber Rohrdorf Zement dem OVB mit. „Der Vorhabenträger wird die Stellungnahme prüfen, bewerten und dann entscheiden, wie auf diese neu aufgekommenen fachlichen Aspekte im weiteren Verfahren reagiert wird.“ Ob und wann die Erörterungstermine fortgeführt werden, stehe noch nicht fest, so das Landratsamt. „Die Fortsetzung der Erörterung ist offen“, sagt Behördensprecher Michael Fischer.
„Absage ist richtig
und konsequent“
Der Sprecher des Aktionsbündnisses „Rettet den Heuberg“, Uli Kottmann, sagte: „Die Absage der Fortsetzung der öffentlichen Anhörung in Bad Aibling durch den Bereich Immissionsschutz im Landratsamt ist richtig und konsequent. Nach der jüngsten Stellungnahme des LfU sollte jetzt jedem klar sein, dass die Erweiterung aus einer Vielzahl von Gründen nicht genehmigungsfähig ist.“